Diese Frage wurde mir früher oft gestellt, an den St. Pauli Landungsbrücken, am Ponton stehend, wenn ich auf meinen Dampfer nach Finkenwerder wartete. Je nach Lust und Laune, in der Art von „He lücht“, kam dann an die Quitscher’s eine Antwort von einem waschechten Hamburger. Mich wundert es ein bisschen, denn damals wie heute sind immer noch viele Leute davon überzeugt, daß es so eine tolle Lokalität in der Realität geben muß, es wurde ja ständig im Fernsehen gezeigt. Es kann nur ein verrücktes Beispiel von Leichtgläubigkeit sein, ein unerklärliches Phänomen, daß nach 1979, als diese Unterhaltungsendung vom NDR eingestellt wurde, immer noch nach der Haifischbar gefragt wird.
Mit einem einfachen „Ja, so eine Lokalität gibt es“ oder „Nein, das ist alles frei erfunden“ kommen wir hier an dieser Stelle nicht wirklich weiter. Betrachten wir es philosophisch. Finden wir gemeinsam eine Antwort und nehmen dabei gleichzeitig an, daß unser Denken nicht begrenzt und einsilbig ist. Gehen wir methodisch vor und bedienen uns der einfach angeboren menschlichen Werkzeuge, sprich unserer Sinne „hören und sehen“. Was muß passieren, daß wir so in die Irre geführt werden können? Also fange ich an….
In einer Großstadt wie Hamburg ist nichts unmöglich. Gleich hinter dem Ponton gibt es tatsächlich viele urige Kneipen. Hier kann ich auf der Suche rund um den Fischmarkt und auf St.Pauli fündig werden.
– Nur so nebenbei, meine Geschichte –
Unsere Annahme wird nicht getäuscht, wir können den Instinkten hören und sehen vertrauen. Füge ich mich in einer Gruppe ein, mache nun mein Wissen kund und behaupte. „Es gibt so was schönes wirklich“, kann meine Aussage schnell entlarvt werden, da ich keinen realen Ort zeigen kann. Nehmen wir mal an, daß ich ein Radio und Fernsehsender bin, so sieht es schon ganz anderes aus. Beim Radio höre ich zu, die vorgestellten Nachrichten und Informationen sind gut. Ich finde diesen Kanal klasse und vertraue den Reportagen, also schaue ich mir bei nächster Gelegenheit diese Lokalität an, von dem da immer gesprochen wird. Bis hier hin ist es nur eine These von mir, die aus Annahme und Vertrauen besteht. Es kommt der schwierige Teil, nun füge ich Glauben und Wahrheit hinzu. Das ist unmöglich? Na, ich behaupte jetzt, „ich habe im Radio gehört / Fernsehen gesehen“ und schon sind ganz viele Mitmenschen meiner Meinung, daß es stimmt, was ich sage. Sie haben es alle gehört und im Fernsehen gesehen. An diesem heiklen Punkt, wo alles zusammenfließt, schaltet unser Gehirn ab, füge ich noch einen Satz hinzu „ich habe die Haifischbar in Hamburg erlebt“, stehe ich mit meiner Meinung nicht mehr alleine da, die alt eingesessen Kenner von Hamburg werden mir auch zustimmen. Aus gehörten und gesehenen ist eine bewiesene Tatsache geworden. Philosophisch haben wir uns gerade erklärt, dass es die Haifischbar in Hamburg gegeben hat. Setzen wir einen Schlußpunkt und sagen: „Schade, es war eine schöne Zeit.“ Lassen wir mal unseren Verstand in uns sprechen. Eine knallharte Recherche im eigenen Oberstübchen hilft dabei mit: „Was haben wir gehört und gesehen? Wo soll sich die Haifischbar befinden? Wer kennt es noch?“ Bei diesem Entscheidungsprozess spielt die Sympathie eine große Rolle. Wir denken tagtäglich in wenigen W- Fragewörtern nach. Wir vertrauen unseren Empfindungen und lassen uns in die Irre führen.
Wer immer noch nicht daran glaubt, daß es so einfach geht, wir lassen uns doch kein X für ein U machen, dem kann ich an dieser Stelle weiterhelfen. Teilen wir diese Geschichte in zwei Varianten auf. Bei der ersten Variante bleibt die Geschichte so wie sie ist. Bei Variante zwei, für die nicht Leichtgläubigen unter uns, nun tauschen wir in diesem Text ganz einfach die Worte „Unterhaltungssendung vom NDR, Haifischbar, Lokalität und Lokal“ gegen das Wort „Firma“ und ersetzen „Ponton“ mit „Arbeitsamt“, für Hamburg setzen wir jede Stadt ein, die uns nicht gefällt, schon haben wir eine unsympathische Geschichte, die wir tagtäglich hören und sehen und am Ende glauben. Ohne es zu hinterfragen. Ab und zu versuchen wir alle mal uns nicht fassbare Dinge und Sachen so zu erklären, damit unser Verstand es versteht. Das finde ich nicht schlimm, ist es doch nur allzu menschlich…
Bis zum nächsten Mal, wünsche ich einen schönen Freitag. Es grüßt ein Exil lebender Hamburger in NRW
Erdi Gorch Fock ®