Warten auf Godot, oder auf einen Boxkampf oder auf sonst was, des Alltags Tücken…..


Wer kann sich darin erinnern, wie es ist, wenn man auf etwas wartet und am Ende kommt es nicht oder es kommt doch noch? Halten wir uns ganz leicht an Samuel Beckett Theaterstück, spulen und drehen wir im Geiste an unseren Lebensjahrrädchen und erleben die verschieden Zeitphasen noch mal. Wo sind wir, sind wir so? oder trifft es nicht auf mich zu? Jeder hat seine eigenen Erlebnisse gemacht, gewartet und sich schon mal selbst hinterfragt, oder? Bestimmt haben wir alle die nötige Fantasie und Vorstellungskraft dafür? Schon kommen wir zur nächsten Kurzgeschichte.

Am Anfang konnte es Jan und ich kaum erwarten, daß die Schule aus war. Schule war blöd. Eine Institution, die mit wenigen Pausen gespickt nur aus lernen und Schularbeiten bestand. Meistens zogen sich die Stunden unendlich lange hin, bis das Pausenzeichen kam. Die Lehrer waren alle doof, wir versuchten uns die Zeit mit Kritzeleien zu verkürzen. Manchmal wurde diese Einöde mit praktischen Arbeiten, je nach Schulfach in die Länge gezogen. Wir konzentrierten uns in der Schulstunde 45 Minuten darauf 44 Minuten auf die Uhr zu starren, nur um in der letzten Minute, vor dem nahen erlösenden Gong Schlag, die letzten Worte des Lehrers zu verpassen. Regelmäßig mußten wir nachfragen, was wir für Hausaufgaben auf hatten, wartend auf den Lehrer, der manchmal nicht nach der Stunde aus dem Klassenraum heraus kam, nur weil er mit Vorbereitungen zur nächsten Stunde beschäftigt war. Unerträgliche Freizeit verstrich, bis mal der Lehrer gewillt war uns noch einmal zu erklären, was nächste Stunde vorbereitet werden sollte. Manchmal bin ich, ohne zu warten einfach gegangen. Nee, es waren die schrecklichsten Jahre meines Lebens. Jan erlebte es genauso wie ich, für Ihn war es noch schlimmer. Der arme Kerl mußte zu Hause auch noch üben. Ich dagegen nicht, ich war frei und brauchte nichts machen. Ich konnte rumtollen, wie ich wollte. Meine Leistungen waren unterirdisch, „Na und!“ So blieb ich in der ersten Klasse sitzen. Jan wurde in die zweite versetzt. Das zweite Jahr in der ersten Klasse eine Ehrenrunde drehend war mein neuer Freund Hans. Hans und ich waren ein Team. Wir machten Blödsinn in der Stunde und störten die anderen Mitschüler durch pfeifen und singen mitten im Unterricht. Sehr oft durften wir den Unterricht früher verlassen und auf die nächste Stunde warten. Wir vergnügten uns im Pausenhof. Was interessiert mich Deutsch, schreiben oder Mathe. Wir hatten keine Angst vor den Arbeiten, denn Jan, der schlaue Schüler, hatte für uns immer Zeit und bereitete uns auf Diktate und Prüfungen vor. Es war gut so wie es war. Wir tauschten und spickten uns durch die erste Klasse. Bis zu dem Tag als der blaue Brief zu Hans und meinen Eltern nach Hause kam. Es war der längste Tag in meinem Leben. Endlos warteten Hans und ich vor dem Sprechzimmer, vielleicht sollten wir einfach durch die Tür rein gehen oder Ball spielen auf dem Schulhof. Ganz egal, wir müssen warten, worauf warten wir? Können wir nicht nach Hause. Da auf einmal kamen die Eltern von Jan aus dem Sprechzimmer des Direktors. Wo kamen die denn her? Was war passiert und wo war Jan? Was war hier denn nun los? Vom Schulhof gingen Hans und ich in das Vorzimmer des Schulleiters. Die Sekretärin erblickte uns. Auf leisen Schritten kam sie auf uns zu und teilte uns mit, daß wir gleich rein gehen könnten zum Direktor, es dauerte nur einen kleinen Augenblick…

Mitten im Leben stehend hatte ich genug von meinem eintönigen Beruf. Morgens aufstehen und sein Tageswerk schaffen, Tag ein Tag aus. Diese Routine war ein Zeitfresser, der mich auf kurz oder lang kaputt machen würde. Edgar sah das genau wie ich. Wir hatten uns in dieser Firma hoch gearbeitet. Vom ausfegen der Halle bis zur Vertretung des Werkmeisters, wir konnten alles, uns machte keiner mehr was vor. Trotzdem waren wir unzufrieden, es fehlte die Belohnung vom Chef. Edgar kam auf die Idee, daß wir Verbesserungsvorschläge erarbeiten sollten. Welches Unternehmen möchte nicht effizienter sein und mehr verdienen. Wir würden bestimmt davon profitieren. Ja, in der Geschäftsleitung waren wir darauf in kurzer Zeit sehr beliebt. Nun wollten wir endlich unseren Verdienst in barer Münze haben. Wir dachten uns eine superrationale Arbeitserleichterung für alle Mitarbeiter aus. Wir legten unseren Vorschlag vor und bekamen eine Einladung in die Chefetage. Würden wir endlich das bekommen, was wir wollten? An diesen Tag, Vorstellung unserer Ideen, waren alle Bosse begeistert von uns. Wir starteten mit der Umsetzung, vereinfachten die Prozesse und warteten jeden Tag auf unsere Beförderung. In der Zwischenzeit hielten wir Informationsveranstaltungen im Betrieb ab, wie jeder Mitarbeiter von uns am gemeinsamen Ziel, Wegfall von unnötigen Arbeitsprozessen mit helfen könnte. Es vergingen Monate, von unserem versprochenen Geld war immer noch nichts zu sehen. Bis der nächste Jahresanfang kam und die ersten Gewinnprognosen für unsere Firma veröffentlicht wurden. Wir hatten es erreicht, 20 Prozent Gewinnsteigerung in allen Abteilungen. Nur mit der Gehaltserhöhung klappe es noch nicht, da unser höherwertiger Arbeitsposten, unsere neuen Arbeitspositionen und Aufgaben noch genau ermittelt werden mußten. In absehbarer Zeit würden wir unsere neue Gehaltsstufe erhalten. Mein Freund Edgar verließ die Firma, er konnte nicht mehr länger warten. Ich freute mich auf die klingende Anerkennung in barer Münze, aber warum dauerte es so lange, bis endlich das Geld kam? Wollte ich noch länger warten? oder sollte ich kündigen und wo anders neu anfangen? Die Zeit verstrich, mittlerweile hatte ich ein weiteres tolles flexibles Arbeitsschichtmodell eingebracht. Endlich kam die lang ersehnte Nachricht von der Gehaltskasse, meine neue Geldstufe wurde nun festgelegt und sollte bei der nächsten Zeit eingearbeitet werden. Ich freute mich, wie schön, bald könnte ich mehr Geld verdienen, wenn das Edgar noch erleben könnte…

Am Ende meiner Zeit angekommen, habe ich nicht mehr vor zu warten oder mich mit Versprechungen abspeisen zu lassen. Aus Kindheit und aus meinem Arbeitsleben habe ich gelernt, daß ich nur Zeit vergeudet habe. Ich brauche nicht mehr hetzen und ungeliebte Termine wahrnehmen. Man was hat mich das frühe aufstehen gestört, als ich noch arbeiten mußte. Nun kann ich mir den Tag einteilen, wie ich möchte. Gelassen gehe ich meiner Wege. Ich möchte Reisen und genießen. Nächsten Monat werde ich mir was gönnen. Das habe ich mir ganz fest vorgenommen. Wenn ich noch mal die Wahl hätte, ich würde nicht soviel Zeit damit verlieren, alles anderen Recht zu machen. Aber alleine macht es keinen Spaß, vielleicht hat ja meine Frau Zeit für mich und kommt mit mir mit. Ich werde sie gleich fragen, sie muß ja gleich kommen. Mein Nachbar hat sie schon an der Verkaufskasse beim bezahlen gesehen. Noch schnell eine Tasse Kaffee trinken, aber dann geht es los oder bleibe ich hier und genieße die Ruhe? Was dauert auch der Einkauf so lange? Warum bin ich nicht mitgegangen. Augenblicke für die Ewigkeit schmieden, ja ab sofort mache ich es so. Soll ich mich auf geduldig auf das Sofa setzen und abwarten bis Sie kommt oder Ihr, meine einzig wahren Liebe, entgegen gehen. Was soll ich nur machen? …

zu visuellen Unterstützung mein YouTube Kanal…

Im Grunde ist es gleich was wir machen, diese plötzliche Zerrissenheit, die immer wieder aufkommt in alltäglichen Situationen, was machen wir jetzt oder was machen wir nicht, ist ganz tief in uns verwurzelt und verfolgt unser Handeln und Denken ein ganzes Leben lang. Wir haben nur die beiden Urinstinkte „flüchten oder kämpfen“. In der Jugend machen wir die Erfahrung, die uns lenkt. Als heranwachsender Mensch versuchen wir uns mit allem auseinander zu setzen, was sich in den Weg stellt. Im Alter läuft uns die Zeit davon, da wir körperlich und geistig nicht mehr in der Lage sind klare und schnelle Entscheidungen zu treffen. Eine Abweichung von dieser Normalität bringt mich ins straucheln. Ich überlege, was ich machen soll und wenn ich mich entscheide, da gleich im selben Moment die Frage kommt, ob ich es richtig gemacht habe. Soll ich auf das Resultat, die Resonanz des anderen warten oder einfach gehen? So oder so ähnlich erlebe ich es jeden Tag und das wird wohl noch bis zum meinem letzten Atemzug so weitergehen. Natürlich kann es auch ganz anders kommen, oder? Warten wir es ab…

Bis zum nächsten Mal, wünsche ich einen schönen Freitag. Es grüßt ein Exil lebender Hamburger in NRW

Erdi Gorch Fock

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