Die schönste Zeit im Jahr ist für alle Arbeitnehmer der Urlaub. Im Kreise seiner lieben schöne Tage verleben, einfach mal ab schalten und die Batterien auftanken. Nur wer kann sich Urlaub noch leisten ? Im Land der Denker und Dichter arbeiten immer mehr mühsam daran, ihren tagtäglichen Unterhalt zu verdienen, da bleibt für Freizeit und Ferien nichts mehr übrig. Mieten, Strom, Versicherungen, nicht zu vergessen das Fahrgeld um seine Arbeitsstelle zu erreichen, fressen fast das gesamte Einkommen auf. Mit einem diabolischen Lächeln habe ich mich im Jahr 2015 wieder von meinen Urlaubsplänen verabschiedet. Viele werden wie ich zu Hause bleiben und sich die kleinen Freuden auf Balkonien leisten. Voraus gesetzt es steht eine gemütliche Ecke im Außenbereich zu Verfügung. Wer dieses selbe Schicksal mit mir teilt, sollte nicht verzweifeln, also…….. Es war einmal……..
wieder soweit, Urlaubszeit, 14 Tage endlich frei und wieder kein Geld übrig um in den Urlaub zu fahren und was nun ? Na als erstes mal ausruhen und entspannen, ein bisschen aufräumen, auf den Wochenmarkt gehen, mich hetzt ja keiner. So gesagt wurde es gemacht, am Abend schmeckten mir meine frisch mitgebrachten Radieschen und mein Bauernfrühstück vorzüglich. Wie schnell doch so ein Urlaubstag vergeht, was plane ich denn für morgen?
Nachdem aufstehen kam mir ein Gedanke, warum entdecke ich nicht die Welt, lebe ich denn nur um zu arbeiten, nein, ich arbeite um zu Leben. Mit dem Fahrrad auf Wanderschaft, die Welt am Niederrhein entdecken, schnell einen kleinen Picknick Korb packen und los geht es. Ich hatte schon lange nicht mehr nach meinem Rad geschaut. Mit dem schnell weg laufen hatte es sich bei der Ansicht auf mein fahrbaren Untersatz erst mal erledigt. Beide Reifen waren platt, natürlich wollte keiner der Pneus die aufgepumpte Luft bei sich behalten. Das macht überhaupt nichts, das bekomme ich hin, nach dem Mittag werde ich es reparieren, wäre doch gelacht, wenn ich das nicht hin bekäme. Nachdem Mittagessen legte ich mich zur Stärkung der vorliegenden Aufgabe auf meine Hängematte und döste ein. Gerade noch rechtzeitig zur Abendbrotzeit wachte ich auf, eilte schnurstracks zu meinem Fahrrad und stellte überrascht fest, daß ich mehr Zeit benötigte als mir lieb war um alles wieder in Ordnung zu bringen. In den frühen Abendstunden lohnt es sich nicht mehr auf Tour zu gehen, dachte ich so bei mir, ach was soll es, wir haben erst den zweiten Urlaubstag und noch viel Zeit, was gibt es den in der Glotze ? Ein paar Marmelade Stullen und Morgen könnte ich voller Tatendrang los legen. Mit einem guten Gefühl legte ich mich hin und schlummerte ein.
Irgendwie kommt Dank der anfangenden Juli Hitze mein Kreislauf am frühen morgen nicht in Schwung und heute am dritten Tag steht eine Runde mit dem Rad auf meinen Plan. Mit Wasser und Kaffee geht es nun Richtung….. ja wo will ich denn überhaupt hin ? Erst mal runter zum Fluß, ich sehne mich nach einer frischen Brise. Das werden ungefähr 5 Kilometer mit dem Drahtesel sein. Das schaffe ich locker und gegen 10 Uhr werde ich eine Bank erobern, mit Blick auf Vater Rhein. Mühsam quäle ich mich die Anhöhen der einzelnen Brücken an der Bundesstraße hoch. Der kürzeste Weg ist nicht immer schön und bei dem warmen Wetter ist es quälend zu trampeln, aber was mache ich nicht alles um schnell mal an den Rhein zu kommen. Endlich geschafft Wasser, Schiffe, frischer Wind, meine Parkbank ist frei und nun ist genießen angesagt. So nach eine viertel Stunde wurde es mir langweilig, also fuhr ich weiter am Flußufer entlang, vorbei an der Badeanstalt, „Warum habe ich keine Badehose dabei“, ich könnte so schön im im Wasser liegen. Warum nicht ins Bad gehen ? Was ich mir vornehme, mache ich auch. Die ganze Strecke bin ich wieder zurück geradelt, mit festen Blick nach vorne strampelte ich die letzte Brücke hoch. Mit schweren Tritt auf den Pedalen schaffte ich es nicht mehr im leichten Gang radelnd die Brückenspitze zu erklimmen, ich mußte geschwächt absteigen. Mein Elan war aufgebracht, ich stellte mein Rad am Brückengelände ab, mit letzter Kraft, einen Griff in meinen Korb, trank ich gierig, verbrauchte alle meine Vorräten für unterwegs auf. So gestärkt mit neuen Schwung wurde die steilste Brücke am Niederrhein herunter gerollt. Als ich zu Hause ankam, war ich fertig mit der Welt. „Bei der Affenhitze fahre ich heute nicht mehr ins Bad“, dachte ich mir. Nun wußte ich was die Weltentdecker der Kontinente und Kolonien damals spürten, zufrieden fiel ich auf meine Hängematte und war bis zum Abend dösend damit beschäftigt meine ganzen Tageserlebnisse zu verarbeiten. Warum in die Ferne schweifen, zu Hause ist es gemütlich und außerdem habe ich Zeit, morgen wird alles klappen und das Freibad wird mir gehören. Nach dem Abendbrot drückte ich mit wieder kehrenden Kräften lustvoll an der Fernbedienung meines Fernsehers herum, durch Zufall bekam ich mit, daß alle Freibäder gerammelt voll waren in NRW. „Wer fährt denn auch zum Freibad bei dieser Hitze“ es ist viel zu heiß da draußen……………
Der frühe Vogel fängt den Wurm, am vierten Tag wachte ich auf meiner Koje auf, im Geiste voller Tatendrang steckend, nur mein Astralkörper signalisierte mir, daß mein verlängertes Rückgrat, meine Beine eine Pause brauchten. Mit so einem Muskelkater ist nicht zu spaßen, unweigerlich wird einem klar gemacht, daß die gute alten Zeiten vorbei sind. Ja früher konnte ich, da hätten mir 15 Kilometer Fahrrad fahren nichts ausgemacht. Ein Glück, das mein Ego nicht so sehr darunter gelitten hat. Nachdem ich mich ordentlich ausgeruht hatte und die Wohnung nun blitze blank geputzt war, schmiedete ich einen neuen Plan, die letzte Woche meines Urlaubs sollte die schönste werden. Ich teilte mir kleine Abschnitte in meinem Tagesablauf ein. Heute Wochenmarkt, morgen Freibad, kleiner Tipp morgens ist es nicht so überfüllt, das gleiche gilt auch für den Auesee u.s.w Warum nicht mal eine Runde Minigolf spielen ? So ein Muskelkater schmeißt mich nicht zurück, für kleine Unternehmungen bin ich nun fit genug, schließlich gibt es ja noch Bus und Bahn. Wer früh fährt, dem gehört die Welt. So wurde von mir alles erobert was ich wollte, Bocholt, Rhede, Moers, Rheinberg. Zur meiner Freude, entdeckte ich auf einer meiner kleinen Stippvisiten ein kleines Übersetzboot in Orsoy Richtung Duisburg, so was ist ganz nach meinem Geschmack, mit einem fetten grinsen überquerte ich den Rhein. Es gibt viele Plätze, die für wenig Geld machbar sind und wenn ich keine Lust habe, einfach zur Mittagszeit Siesta halten auf meiner Hängematte dösen, stört ja keinen, im Urlaub habe ich Zeit, mich treibt niemand.
14 Tage sind schnell vorbei gegangen, wenn ich wieder ein freies Wochenende habe, fahre ich wieder über den Deich oder zum Wochenmarkt. Sehnsucht und Fernweh bleiben ein Leben lang tief in mir drin, wenn das Geld nicht reicht, mache ich eben Urlaub zu Hause, mit meinen Plan B in der Tasche und genügend Wasser und Kaffee im Korb……………….wird es bestimmt wieder schön.
Bis zum nächsten Mal, wünsche ich einen schönen Sonntag. Es grüßt ein Exil lebender Hamburger in NRW
Erdi Gorch Fock