Hamburg ist Multi Kulti, mit diesem alten Spruch holt man heute keinen Musik-Junkie mehr vor die Türe. Vor dreißig Jahren war das noch ganz anders. Wer sich Vergnügen wollte, mußte nicht bis St.Pauli fahren oder fuhr gerade deswegen aus diesem Stadtteil heraus, um direkt in das Bermudadreieck der echten Unterhaltung zu pilgern, mit Orten und Kneipen, wo live Musik, Blues und Rock Schuppen in Sichtweite und zur Freude eines jeden Blues-Brothers sich abwechselten. Es herrschte zwischen Grindelberg und Pöseldorf in den 70′ und 80 ‚zigern eine musikalische Vielfalt auf absolutem höchsten Niveau. Studenten, Schüler, Prominente und Arbeiter hatten alle Ihr eigene Ecke, weit weg vom Glamour eines berühmt berüchtigten New Yorker Studio 54 zum abhängen und wohl fühlen. Oh, ich bin schon wieder mittendrin……Also, es war einmal…..
in Hamburg eine Musikszene, die prägend für eine ganze Generation war. Ich selber konnte noch ein Stück davon genießen. In einer Großstadt wie Hamburg war und ist immer was los. Nach einem Essen oder Kinobesuch, bin ich gerne noch über die Häuser gezogen. – hierzu meine Geschichte – https://erdigorchfock.com/2014/04/ –
Einen Streifzug durch alle live Musik Lokalitäten mit seinen Freunden gönnen, voraus gesetzt die Kondition und das Durchhaltevermögen waren vorhanden, hat mir immer Spaß gemacht. Die Reihenfolge war meistens gleich, da wir immer an der Isebek starteten. Im Schatten der Grindelhochhäuser lag das Logo vor uns. Eine Musikkneipe in der an Wochenenden alles gespielt wurde, außer klassische Musik. Getränke wurden und werden auch außerhalb der Lokalität serviert. Wer es weniger progressiv mochte, machte sich ein paar Meter weiter zum Isebekkanal auf. Als „Normalo“ konnte man auf dem Discodampfer Marieville ein paar Minuten die Luft der großen Kiezwelt schnuppern und sich zu gängiger Musik bewegen. Wer nicht soviel Taschengeld mit hatte, machte sich über den Lehmweg Richtung Eppendorf auf, das Onkel Pö hatte Kultstatus, ein anziehender Magnetpunkt, weit über Hamburgs grenzen hinaus bekannt, nicht erst seit dem die Rentnerband, Udo Lindenberg oder Helen Schneider dort spielten. Hier war alles eine Nummer kleiner und intimer. Manchmal war der Schuppen so voll, daß ich nicht rein kam. Machte mir meistens nichts aus, da die Musik sehr gut vor der Türe zu hören war. Über den Eppendorfer Weg folgten eine Reihe guter Kneipen, die zum verweilen einluden.
Dieses Arbeiterviertel mit seinen vielen Lokalen hatte seinen eigenen Charme, es gab allerlei Möglichkeiten wieder aufzutanken beim knobeln, Skat und Billard spielen und natürlich in weiteren live Musik Buden entlang des Weges. Wer hier nicht bleiben wollte, hatte zur nächtlichen Stunde nur noch ein Ziel vor Augen, schlenderte Vergnügungssüchtig gemütlich nach Pöseldorf. Geografisch nicht ganz zu definieren, fängt dieses Pöseldorf ab Hallerstraße an. Am Ende sollte das ‚Zwick‘ vor einem auftauchen, sonst hat man sich, im dem von mir gedachten Bermudadreieck, verlaufen und ist wohl möglich an der Rothenbaumchaussee gelandet. Ab hier gilt für mich der Musikfreund von nun an als verschollen. Der Abend ist gelaufen, für den waschechten Hamburger eine Situation, die es mit „alles sutje“ nicht ganz treffen würde, da er oder wir einen Spaziergang von mehr als 5 Kilometern gemacht haben, ohne finalen Erfolg auf ein gutes abschießende Ende in einem Rock Musik Cafe. Des Rätsel Lösung, das rustikale Zwick ist näher am Alstervorland und nicht so sehr am zentralen Straßenverlauf des „Rotherbaum“ gelegen. Wer einmal diese Strecke gehen möchte, kann dies auch am Tage machen und wunderschöne Häuser bestaunen. Wer sich total verlaufen hat, sollte die Rothenbaumchaussee weiter runter gehen, hier heißt dann das Endziel Dammtor Bahnhof.
An meinem Ehrentage mit nun 52 Jahren, gebe ich für die ‚Eingeweihten‘ unter uns einen kleinen Tipp, behaltet die U- Bahnen im Auge………
für alle die bei sich bei diesem Thema nicht angesprochen fühlen…mein youtube Kanal…
Bis zum nächsten Mal, wünsche ich ein schönes Wochenende. Es grüßt ein Exil lebender Hamburger in NRW
Erdi Gorch Fock