Die WordPress.com-Statistik-Elfen haben einen Jahresbericht 2015 für dieses Blog erstellt.
Hier ist ein Auszug:
Eine Cable Car in San Francisco fasst 60 Personen. Dieses Blog wurde in 2015 etwa 3.500 mal besucht. Eine Cable Car würde etwa 58 Fahrten benötigen um alle Besucher dieses Blogs zu transportieren.
Bevor dieses Jahr zu Ende geht, möchte ich mich bei all meinen Lesern bedanken. Demnächst veröffentliche ich mein zweites Buch, besser gesagt, ich stecke in den letzten Seiten, wie immer ohne Ziel und Plan steuere ich direkt auf den Titel, der nächsten Kurzgeschichten, zu. In diesem Sinne, bleibt mir alle gesund und munter…und ..und… Guten Rutsch ins Neue Jahr … 2016
Mit Kreuzschmerzen leicht zerknittert vom gestrigen Abend wachte John auf seinem knarrenden Schlafsofa auf. Übellaunig kurbelte er die Jalousien hoch und blickte nach draußen. Sein VW Pritschenwagen vor seinem Container stehend, war im Nebel kam zu erkennen. Schlurfend schleppte er sich zum Kohleofen, gerade noch rechtzeitig konnte er die letzte Glut neu entfachen, nachdem sein Wasserkocher eine Kanne Kaffee fertig gebraut hatte, wurde es langsam behaglicher im Container. Sein Handy zeigte 09:45 Uhr an, Ihm fiel der Termin ein, gerade noch rechtzeitig war er in seinem Bad, das eher an eine Nasszelle glich, fertig geworden. Zum Zähne putzen reiche es nicht mehr, da es an seiner Tür klingelte.
„Good Morning Mr. Glossi, I’am Cia, oh, Entschuldigung, ich bin ja in Hamburg, do you speak english ? mein deutsch ist etwas verfroren, haben sie meine Notice bekommen ?“ Die schnell gesprochen Sätze der hübschen Lady prasselten nur so auf Glossi ein. Zu viele Informationen auf einmal, John’s Gesicht mußte erst mal aufklaren. „Halt, speak slower please, come in, nehmen Sie Platz und dann noch mal langsam von vorne“ kam es von John. Mit einer einladenden Handbewegung zeige er auf den geschäftlichen Teil seiner Räume. Eintretend und leicht verdutzt schaute sich Cia um. Der Container sah nicht sehr Vertrauen erweckend aus. War das der richtige Mann den sie suchte ? Was hatte sich Ihre Mutter nur dabei gedacht, daß sie hier her kommen sollte. Aber nun wollte sie das Beste daraus machen, kramend in einer Gucci Handtasche, fingerte sie Nationali Filtro hervor, sie verschluckte sich beim ersten Zug an der Zigarette, räusperte sich „Mister Glossi, ich habe hier eine Zahlenkombination mit der ich nichts anfangen kann“, damit reichte sie John einen Zettel. Es standen die Koordinaten 52°15’20.0″N 6°20’04.0″W darauf, „Segeln Sie Frau …“ weiter kam Glossi nicht, denn mit einem schnellen „Nennen Sie mich Cia“ unterbrach sie Ihn. Ein klingeln störte die aufkommende Konversation. Hastig griff Cia in Ihrer Tasche zog Ihr Smartphone heraus, begann übergangslos das Telefonat zu führen.„Momento, …Si,…non capisco…Mom, wait a moment, i can explain you ….“ John wollte bei diesem Gespräch nicht stören, er trat vor die Tür, ebenfalls zückte er sein Handy und wählte die Nummer von Walter an, dabei bemerkte er einen kleinen roten italienischen Flitzer, der parkend an seinem Container stand. Mit einem „Oh was haben wir denn hier schönes“, steuerte Glossi langsam neugierig auf den mit Verdeck zugeklappten Alfa Romeo Spider zu. Da Walter Janz nicht zu erreichen war, beende er die Verbindung, Dank seiner geschulten Beobachtungsgabe filterte er alle Detailsaus dem Wagen inneren heraus, die von außenstehend durch die verdunkelten Autofenster zu sehen waren. John schätzte den Wagen auf 75.000 €, ein unbekanntes Kennzeichen aus Italien mit den Initialen CT, im Innenraum befand sich eine halb offene Sporttasche mit Schwimmflossen, ein Glasflacon von Bronnley ‚Sweet Pea‘ und ein Flugticket der Air Lingus waren gut zu erkennen, „Hier ist nichts stimmig, di Deern da drinnen spielt falsch“, bemerkte er zu sich selber. Cia öffnete seine Containertür. „Excuse me, my Mom kommt gleich…“ wieder konnte Sie Ihren Satz nicht beenden, da in diesem Moment ein Taxi in die Sackstraße einfuhr und direkt mit der Beifahrerseite vor John’s Füßen hielt. Nickend begrüßte Glossi Sven Matke, einen Aushilfstaxifahrer, der sich mit kleinen Einsätzen seine Pension aufbesserte. – in Finkenwerder kennt jeder jeden, hierzu meine Geschichte – https://erdigorchfock.com/2015/08/16/cher-und-die-verschwundenen-mini-lenkraeder-teil-iii/ – Hilfsbereit öffnete John die Beifahrertür, ein wohl vertrauter Duft von Chanel kam Ihm entgegen. „Grazie, mein Name ist Luana Branduardi, meine Tochter Kiara haben sie schon kennen gelernt ? Wissen Sie sie um was es geht ? Ah, da steht ja mein Wagen, warum hast Du nicht gewartet Kiara….?“ John mußte lächeln, ganz klar waren diese beiden Ladys miteinander verwandt. Mit einem sportlich Beinschwung stieg Luana Branduardi aus dem Sven’s Kutsche, Ihr dunkler Mantel, der breit krempige Borsalino Hut, die schwarze Sonnenbrille passten nicht wirklich ins diesige Nebelwetter auf Finkenwerder, aber ohne Zweifel diese Dame hatte Klasse. Sven riskierte noch einen abschließenden Blick auf die beiden hübschen Damen, sah dann zu John rüber, „Ich fahr dann wieder, wir sehen uns später bei Suzi“, „Allens klor, fahr vorher bei Walter vorbei, vielleicht kannst Du helfen, sage Ihm die Little John steht am Köhlfleet“ mit diesen Sätzen verabschiede sich John. Luana war schon fast am Container angekommen bevor Glossi sie wieder einholen konnte. Gemeinsam nahmen die drei Ihre Plätze drinnen am Bürotisch ein. „Na dann mal Butter bei die Fische, wieso kommen Sie in meine Detektei“, gleichzeitig schenkte er seinen beiden Gästen Kaffee in die bereit gestellten Tassen ein. „Warum wir hier sind ?“, Kiara legte mit Ihren irisch – deutsch eingefärbten Wortsilben los. Sie erzählte von Fotos Ihres verstorbenen Opa Giorgio, die die beiden bei Aufräumarbeiten im Haus in Cork gefunden hatten. Während dessen legte Luana ein Fotoalbum auf den Tisch, John blätterte darin und hörte weiter zu, die Bilder zeigten seinen Vater Edgar mit Walter, ein jungen schwarz haarigen Mann, vermutlich Giorgio Branduardi, ein paar Matrosen, Fischkutter mit den Seezeichen aus HF, C und FH. Ruhig tippte John auf einzelne Bilder, „Wo sind diese Bilder aufgenommen wurden ?“ Leise flüstertend beantwortete Luana „In Catania, Sicilia auf unseren Anwesen am Simeto“, ein Lächeln huschte dabei über Ihr Gesicht. Glossi ahnte, das diese Geschichte noch etwas dauern würde, mit sicherem Griff in die Tischschublade holte er eine Flasche Doornkaat heraus und schüttete sich einen Schluck in seinen Kaffee. Luana stellte Ihre Tasse daneben und machte mit hinreißenden blinzelnden Augen klar, daß sie auch einen Hieb ab haben wollte. Kia bemerkte diese stille Charade und tippte an Ihren Kaffee Pott. Endlich wurde es interessanter, John hörte Kia genau zu und erfuhr, das Luana in Cork irische Geschichte und Mythen studiert hatte, daß diese schulische Familientradition mit Kia in Cork fortgesetzt wurde, wo als erstes, nach seiner Zeit als Bauschlosser in Hamburg, Giorgio seine Ausbildung zum Schiffsingenieur absolviert hatte. Das Anwesen auf Sizilien war der allgemeine Sommerwohnsitz der Familie Branduardi. Nun setze Luana den Endpunkt in der Erzählung, im fast fehlerfreien deutsch fragte Sie kurz und knapp nach den Finkenwerder Caramella’s, die nach Ihrer Meinung an der Süderelbe zu finden sein. Kia übergab Ihrer Mutter die Gucci Handtasche, die nun wieder denrichtigen Besitzer hatte. Eine weitere Koordinate von Luana kommend lag nun auf dem Tisch 53°31’42.4″N 9°49’40.0″E
„Ich soll helfen die Finkenwerder Bontjes zu finden?“, Schluss folgerte John, „da brauche ich selbst Hilfe von…“ das Funkgerät machte sich quiekend bemerkbar: „John bist Du da, geh ran“, Glossi erkannte die Stimme von Sven Matke, „Hier Rüschi eins hört, was ist los ?“ meldete sich John. „Walter ist nicht mehr, komm sofort an die Süderelbe“antwortete Sven mitruhiger fester Stimme, die Verbindung brach ab.
Das war ein Schock für John, er drehte sich um und sah Kia und Luana lange an. „Ich nehme EurenAuftrag an, wenn Ihr es noch möchtet,es kann schwierig und rau werden meine Seuten. Nichts für zart besaitete Geschöpfte, ich weiß auch nicht was ich heraus finden werde. Ich kann verstehen, wenn Ihr nicht weiter machen möchtet, eins vorab, Spesen und Getränke gehen extra“machte John seinen Standpunkt klar. „Wir sind bis zum Ende dabei, ist das claro amico ?“ stellte Luana fordernd fest. John nickte, der neue Auftrag von John Glossi / Branduardiwurde mit einem Handschlag besiegelt. Gemeinsam mit Pritschenwagen und Alfa machten sie sich auf den Weg Richtung Süderelbe. An der Westerweide wurde Glossi und seine Begleitung an der errichteten Polizeisperre durch gelassen. John parkte auf Walter’s Grundstück. Ein nasser durchdringender Wind zog Elbe einwärts herauf…… Fortsetzung folgt…..
Wie es weitergeht ? Zum Zeitvertreib etwas von meinem Kanal…
Bis zum nächsten Mal, wünsche ich schöne Feiertage. Es grüßt ein Exil lebender Hamburger in NRW
Ein herrlicher Sommertag an der Süderelbe, so um 1961 stand in Adi Balbers Haus eine Gartenparty an. So was war immer eine gelungene Abwechslung in Finkenwerder, mit befreundeten Werftbesitzern wie Arne Olker und Carsten Külln herum sitzen, beide gleichzeitig auch direkte Konkurrenten von Balbers, dazu noch Nachbarn, ortsansässige Zulieferer einladen, mal die Sorgen und die harte Arbeit ruhen zu lassen. Adi legte viel Wert auf intakte geschäftliche Beziehungen, ein Nachmittag mit „dale apen in sien lütten Huus“ war angesagt. Macher und Arbeiter saßen gemeinsam unter einem Dach, ein bunter Haufen von Leuten aus Altenwerder, Finkenwerder, keiner blieb vor der Tür stehen. Selbst Paul Siter von der Este kam aus Neuenfelde mit seiner Truppe vorbei um zu feiern. Im Verlaufe des abends erschien mit Jan Friede, leicht verspätet der letzte Werftbesitzer aus dem Süderelbe Raum.
Er hatte einen speziellen Gast aus Fuhlsbüttel abgeholt. Fiete Buschmann war mit seinem neuartigen Schiffsantrieb viel unterwegs. Fiete freute sich auf diese einmalige Gelegenheit, seinen Podantrieb vorzustellen. Der gesamte Schiffsbau in Norddeutschland befand sich im Umbruch, es wurden immer mehr Stahlschiffe gebaut und diese Entwicklung machte auch nicht vor den heimischen Fischkuttern in Finkenwerder halt. Die anwesenden Werftbetreiber verzogen sich, anführt von Adi, in die gute Stube, lauschten gespannt dem Vortrag von Fiete. Schnell erkannte Jan Friede und Carsten Külln die Möglichkeiten, die sich den kleinen Werften boten. So neigte sich ein interessanter Abend dem Ende zu, klönend wurden noch etliche Bierchen getrunken, jeder freute sich auf gemeinsame gute Geschäfte.
Die letzten Gäste verabschiedeten sich mit einem „Hol jo stief“ , winkten den feinen Herren zu und sahen, wie Adi, Paul und Jan Skat spielten. „De grandessigen Dassels woren begäng an grooten Disch“. An diesem Abend wurden „in kleinen Gruppen“ die Anteile am gemeinsamen Projekt ‚Schleppdampfer mit Podantrieb‘ an der Süderelbe ausgespielt. Paul hatte Glück und gewann das Recht den Schlepper in Neuenfelde zu bauen, Adi ramschte sich die Anteile für den Einbau des Motors zusammen. Am frühen Morgen stand Jan als Verlierer fest, nun hatte er für die Forschung und Fertigstellung zu sorgen. Die anderen Moker’s bekamen wichtige Nebenarbeiten ab. Die kommenden Zeiten zeigten, wie es mit der HF Fischkutter Fangflotte weiter gehen sollte. Arne Olker brachte Fiete Buschmann wieder zum Flughafen. Wenn alles nach Plan verlief, würden sie sich alle wieder im Sommer 1962 zum Stapellauf des ersten Schiffes wiedersehen.
Ein paar Tage später schritten Edgar Glossi und Walter Janz die Uferböschungen an der Süderelbe ab. Mit ein paar Holzstäben prüfen sie wie tief die Elbe an den verschieden Uferstellen war. Von den Reusen am Storchennest bis zur Ausfahrt in den Hauptarm der Elbe waren auf knapp 400 Metern drei Werften verteilt. Am Ende der Süderelbe ankommen trafen sie auf Giorgio Branduardi, der sich mit Besenstiel und krumm gebogenen Nagel bewaffnet daran versuchte sich sein Mittagsessen zu angeln. „Buongiorno mi amici“, kam es von Giorgio, „Wat hett he seggt?“ kam es von Walter rüber, „Salve mio amico“ kam es von Edgar heraus. „Na dann man to“, erwiderte Walter ohne weiter auf die Kommentare der beiden einzugehen. Man kannte sich schon eine Weile und neckte sich gerne. Branduardi hatte in den frühen Morgenstunden die Slipanlage samt Gelände von Arne Olker neu vermessen.
Er berichte seinen Freunden, daß noch viel Arbeit auf sie zu kommen würde, bis die Bautenzüge an den Seilanlagen zum heben und senken in der Länge an das Gewicht der Stahlschiffe abgestimmt waren. „Die Helling ist nicht das Problem, der Helgenbock, der Holzschlitten, die Rampen müssten verlängert und die Unterbahnen alle verstärkt werden. Wie sieht es mit der Böschung aus ?“ Neugierig schaute Giorgio in die Runde. „Allens klor“, machte sich Walter Luft, „die ganze Uferseite muß mit Stahlträgern geflechtet werden, dagegen war der Bau der Abdeichung des Ijsselmeer ein Klacks, würde mein alter Herr sagen“. In diesem Moment schwammen einzelne Holzlatten an Ihnen vorbei. Walter kam aus dem schmunzeln nicht mehr heraus, hatte Edgar doch behauptet, das die tatsächliche Versandung der Süderelbe nur ein Gerücht sei und ein paar eingerammte Stahlhaken im Uferboden ausreichen würden um sicher die Stahlschiffe ins Wasser zu lassen. „Ich muß mal darüber nach denken“, meldete sich Giorgio wieder zu Wort:„Wie wäre es, wenn wir die Unterbahnen länger ins Wasser lassen und mit flut baren Containern justieren?“ „Meinst Du mit Pallen ? Wie im Trockendock 17 ?“ mischte sich Egdar ein: „Das klingt genauso banal wie der hohle Balkenkiel bei den Dampfern, womit wir unsere Bontjes transportieren. Wir müssen uns mit den anderen aus Fanø und Rosslare unterhalten, damit wir die Zeichen passend haben. Hoffentlich klappt es und wir bauen wieder Typen gleiche Fischkutter“, resümierte Walter.
Heute wollte kein Fisch mehr anbeißen, man trennte sich und informierte seine Auftraggeber. Hoffentlich fiel Jan Friede was zu den ersten Antriebszeichnungen von Fiete Buschmann ein, was noch wichtiger war, wo sollte man nun die Diamanten platzieren ?
Bis der nächste Teil kommt, etwas Spaß von meinem Kanal
Bis zum nächsten Mal, wünsche ich einen schönen Sonntag. Es grüßt ein Exil lebender Hamburger in NRW
Was passiert wenn wir keine Rechnungen mehr erhalten und plötzlich der Kuckuck Mann vor der Tür steht ? Natürlich machen wir erst mal ein dummes Gesicht, ganz klar. Der Herr vom Gericht oder auch die Frau Gerichtsvollzieherin handeln im Auftrag des Amtsgerichtes der jeweiligen Stadt. Nach dem wir den Schock verarbeitet haben, wir nun einen Pfändungs- und Überweisungsbeschluss in der Hand halten. Frage ich mich, wie konnte es soweit kommen ? „Wo ist den meine Rechnung geblieben, warum habe ich keine Rechnungserinnerung bekommen ? Zuerst eine Zustellungsurkunde samt Mahnbescheid im Briefkasten zu erhalten, wäre auch nicht schlecht gewesen“ „Ich möchte einen Widerspruch einlegen. So nicht Ihr Raubritter, das ist nicht nur ein Irrtum, sondern ein tagtäglicher kriminell fahrlässiger Zugriff in mein Portmonee“ In mir brodelte es, aber auch gleich mit aller Härte den Vollstrecker holen, Ihr Unternehmen und feinen Betriebe ist auch nicht richtig, wenn gleich doch mit Hilfe der Vollstreckungsgerichte legitim. Wieder mittendrin…..Es war einmal….
ein Dienstag mitten im November. Ich freute mich auf meinem freien Arbeitstag. Solange bis es an meiner Tür schellte. Ein freundlicher Mann stellte sich als Herr Gerichtsvollzieher Knirps vor und brachte sein Anliegen kurz und sachlich rüber. Ich verstand nur: „…..möchten sie die Summe gleich bezahlen oder lieber überweisen Herr Erdi Gorch Fock“ Er händigte mir ein Mahnschreiben aus. So ein wertvolles Pfändungsschreiben schaue ich mir doch genauer an. Freundlich wie es meine Hamburger Art hier am Niederrhein ist, bat ich den kleinen Knirps in meine Küche herein. Nachdem ich schnell eine Kanne Kaffee aufgesetzt hatte, betrachtete ich das Schriftstück genauer. Von der fälligen Ausgangssumme in Höhe von 50 €, kamen Verzugszinsen, Gerichts- und Zustellungsgebühren und noch etliche Kleinposten zusammen, die den Endbetrag von 195.27 € aufwiesen. „Es fehlen die Anfahrtskosten von Ihnen“, stimmte ich eine versöhnliche Kommunikation mit Herrn Kuckuck an: „Die kann ich erst wieder dazu setzen, wenn ich im Büro sitze “, schmunzelte Herr Knirps, „muß ich denn noch mal vorbei kommen ? “ Nach einem großen Schluck aus meiner Tasse, fragte ich danach, was alles bis jetzt nicht an Rechnungsforderungen in meinem Briefkasten angekommen ist und wie es weiter geht, wenn ich nicht bezahlen würde, dabei schütte ich dem Gerichtsvollzieher noch mal aus der Kanne Kaffee nach. Bei dem was ich dann erfahren habe, schüttele ich mich heute noch. Als erstes habe ich meine Rechnung nicht bezahlt, dann das Erinnerungsschreiben, den Forderungsbescheid eines beauftragten Forderungs- und Inkassounternehmen nicht beglichen. „Diese Rechnung ist fast 7 Monate unterwegs“, so endete der kleine Vortrag vom Kuckuck Mann. Meine Entscheidung war längst gefallen, „Natürlich überweise ich Herr Knirps, kann ich den bezahlten Quittungsbeleg Ihnen nachher vorbei bringen?“ „Aber gerne“ mit diesen Worten übergab er mir seine Karte mit seiner häuslichen Anschrift und ging.
Mit dem Rad auf dem Weg zur Bank versuchte ich mir einem Reim zu machen, warum ich diese Rechnung nicht bekommen habe. Nach meinen Überlegungen mußte die Post bei mir vier mal nicht zugestellt haben, kann das sein ? Nach dem Geld ziehen bei der Bank wurde unser Postamt aufgesucht. Der nette Postangestellte erklärte mir, daß er sich um meinen Nachforderungswunsch kümmern würde, als kleinen Tipp sollte ich auch bei den privaten Dienstleistern nachfragen, da die Post seit 1997 nicht mehr das alleinige Beförderungsrecht von Paket- und Briefsendungen besitzt. Diese Information hatte ich voll kommen verdrängt, „ Aber richtig, es gab da mal eine Änderung, aber das ist schon so lange her“, mit diesen fließenden Worten eines Niederrheiners in mir sagte ich ‚Tschüß‘ und verließ die Post.
– Nebenbei bemerkt, am 01.01.2015 kostet die Beförderung der Standartbriefe bei der Post 0,70 €, also 70 Cent. –
Auf dem Rückweg mit direktem Ziel zum Gerichtsvollzieher, erblickte ich die Welt mit neuen Augen. An mir fuhren lauter Brief- und Paketwagen vorbei. Na gut die gelben Wagen erkannte ich noch, nur störte mich, daß da drei Buchstaben darauf standen, warum nicht POST, etwas weiter auf meiner Strecke fuhren braune Lieferwagen, mit uups den Namen konnte ich nicht lesen, graue Sprinter mit irgendwas von Deutscher…. wieder zu schnell, die ganze Straße war einmal voll mit Dienstleistern. Unmöglich bei jedem ein Nachforschungsauftrag zu hinter legen. Mittlerweile gibt es mehr als zwei Dutzend Beförderungsunternehmen bei der Bundesnetzagentur für Post und Telekommunikation, Elektrizität und Gas und Eisenbahnen mit einer „bundeslandbezogene Lizenz“ in NRW, die Briefe und Pakete befördern dürfen.
Nach ein paar Pedaldrehungen war ich endlich bei meinem neuen Freund Knirps angelangt. Es stellte sich heraus, daß wir nur ein paar Straßen entfernt wohnten, also Nachbarn sind. Mit dem bezahlten Beleg von mir machte sich der Gerichtsvollzieher unverzüglich daran einen Erledigungseintrag in meine Akte zu setzen. „Geschafft, laß uns in der guten Stube einen Muck Kaffee trinken“, sagte Krischan Knirps. „Oh ha, der kommt aus dem Norden“, dachte ich mir.
Also immer schön nachfragen bei jedem Betrieb, bei Ärzten und Handwerkern, auch bei Kaufhäusern im Internet nach schauen, wie sie Ihre Rechnungen versenden und mit welchem Transportunternehmen sie zusammen arbeiten. Nicht das es Euch so ergeht wie mir ………….. und Ihre keine Post bekommt……..
„Hoffentlich kann der lütte John meine Schrift lesen“, mit achter sinnigen Gedanken und durchwachsenen Gefühlen machte sich Walter wieder zum Süderdeich auf, ein gutes Stück durch einen diesigen Novemberabend, der es heute in sich hatte. Elbe abwärts des angelegten Rüschparks nahm der aufkommende Nebel das ganze Gebiet bis zum Neßdeich in seinem Besitz. Um jede spärlich aufgestellte Straßenlaterne bildete sich ein glasiges Milchauge. Motorgeräusche waren auf der Straße zu hören, langsam fahrend kam ein Auto näher. Für einen kurzen Moment blickte Walter auf den vorbei fahrenden Wagen, bevor dieser wieder in der dicken Nebelsuppe verschwand. Hinter her schauend versuchte Walter die Automarke heraus zu finden: „ Ein Mini, ein Fiat, ’ne 500’er Knutschkugel, alles nicht mein Fall.“ Ziemlich durch froren stieg er in den 150’er an der Nordmeerstraße ein, knappe 3 Minuten später erreichte der Bus die Westerweiden, noch den Weg runter zum Süderdeich: „Ist een Klacks för’n Hamburger Jung“, fröhlich summte Walter vor sich. Zu Hause angekommen, konnte Ihm der smüsche Regen nichts mehr antun. Zu sich selbst sprechend: „Nu hebbt wi Tied in deKomoodto moelen“, holte er seine Seekiste hervor. Alte Fotos, Bauzeichnungen von Schottelschleppern, Taucherhandschuhe, Diplom der Industrie- und Handelskammer …. Tauchermeister Walter Janz…. erblickten nach Jahrzehnten langer Ruhe wieder das Tageslicht. Vergilbte Lohntüten von der Schlosserei Michel Föltz, stimmten Walter verdrießlich: “ Verdammte Absperrung Süderelbe, hat mich meine rechte Hand gekostet, ein Stück Zeigefinger und meineDaumenkuppe. Ick wardop ewigeen Deel vun de Elv blieven“. Er hatte genug gesehen, die Erinnerung kam wieder, wo die süderelbischen Werften lagen, wie es zu seinem Unfall kam. Er arbeitete mit anderen Schlossern und Bergungstauchern an der Abdeichung der Süderelbe zwischen Neßsand und dem Müggenburger Loch. Bei der Sicherung eines Blechstücks, das am Elbegrund an einem Stahlposten fixiert werden mußte, hatte sich ein Drahtseil um seine rechte Hand verheddert. Die auf Slip gelegte Schlinge zog auf einmal blitzschnell an. Zu spät bemerkten die Kollegen was geschehen war, sie konnten die Seilwinde am Bergungsschlepper nicht mehr rechtzeitig stoppen. Auf dem Transport ins Harburger Krankenhaus am Eißendorfer Pferdeweg wachte er damals für einen Moment auf und beteuerte seinem mitfahrenden Boss das „allens verteut Michel“ ist, bevor er endgültig in Ohnmacht fiel. Er war für Monate arbeitsunfähig und konnte sich in dieser Zeit auch nichts „swatt“ dazu verdienen. Dabei standen die Werftbesitzer Schlange an seiner Tür, kaum das er zu Hause angekommen war. ArneOlkerund Paul Siter, durch und durch Pfeffersäcke brauchten seine Hilfe. Wie gut das Edgar Glossi und Giorgio.die kleinen Gefallen an der Süderelbe vorbereiteten konnten, bis er wieder gesund war.
Draußen war es Stockdunkel geworden, Walter merkte nun, wie er langsam müde wurde. Nach dem aufstehen morgen, wollte er als erstes nach den Finkenwerder Bontjes an der Süderelbe suchen. Dann mit John sprechen. Edgars Sohn kannte die Süderelbe, das jetzige Naturschutzgebiet bestens. Zu dumm das so viele Jahre seit 1962 vergangen waren. Kaum erkennbar, schaute Walter auf die Flussboje, die in seinem Garten eingebettet war. Auf der Boje stand eine Koordinate N53° 31′ 42.388″ E9° 49′ 39.99.
„Gut, wenn man weiß, wo alles angefangen hatte“, dachte sich Walter und legte sich abgespannt ins Bett.
Solange bis der nächste Teil kommt, etwas Spaß von meinem Kanal
Bis zum nächsten Mal, wünsche ich einen schönen Sonntag. Es grüßt ein Exil lebender Hamburger in NRW