Eine Oskar Nacht am Morgen am Niederrhein? warum nicht…


Mit dem Glamour und Glitzer einer Weltstadt wie Los Angeles kann es kaum eine Stadt hier am Niederrhein aufnehmen. Schon der Versuch eine Vergleichbarkeit herzustellen wäre sofort im Ansatz zum Scheitern verurteilt, wenn ich es nicht besser wüßte. Lassen wir uns nicht von Superlativen blenden und nehmen an wir hätten hier ein Hollywood am Rhein. Bei der Wahl eines Ortes der über eine Menge einmaliger Eigenschaften verfügen sollte, fiel mir sofort bei diesigen Februartagen….oh, fast schon wieder mittendrin…es war einmal…

nach einer langen Sparzierfahrt mit dem Rad, vorbei an herrlichen Koppelweiden, erreichte ich meine Stelle am Auesee. Behutsam steuerte ich die aufgestellte Parkbank an, was sich nicht gerade als leicht erwies, da die kleinen Ufersteinchen immer wegrutschen beim kolossalem Eigengewicht meiner Pneus, die keinen halt finden wollten. Umschauend merkte ich, wie schön es hier ist und zwar schön kalt und nebelig. Mit klammen Händen fingernd nach meiner Kanne Kaffee und einem Kaffeebecher, flößte ich mir mit langsamen Schlückchen trinkend das lauwarme Gebräu ein. Knirschende Geräusche erweckten meine Aufmerksamkeit, ein für mich bekanntes Gesicht bugsierte mit seinen Rad auf die Sitzbank zu. Guten Morgen, Du hier und nicht Hollywood ?“, kam es erfreut von meinem Nachbarn heraus. „Moin, ich genieße gerade den Ausblick, willst Du einen Kaffee haben ?“, erwiderte ich die Begrüßung,ich wäre gerne in Los Angeles, da sind die Temperaturen schon über 15 Grad warm“. „Ach, das haben wir hier doch auch“, lästerte Willi zurück, „an der Flussseite vom Rheinhotel, an den windstillen Plätzen vor dem Restaurant“.

Da war es wieder, mit einem sofortigen Beispiel an der Hand konnte mein geliebter Niederrheiner alles erklären, ohne zu wissen, was der andere damit gemeint hat. Hier wurde eine neue Tatsache eingestreut, die dann mit Hilfe von weiteren Beispielen gespickt meistens mit ‚So isses‘ ihre Vollendung fanden. In unserem beginnenden Gespräch konnte ich mich darauf einstellen, das alles genauso oder noch schöner ist oder war. Es ist eine typische Eigenschaft der hier lebenden Einwohner, etwas gewöhnungsbedürftig, aber liebenswert. Normalerweise frage ich deswegen nicht unnötig nach, wie was gemeint ist, meine mitgebrachte gelassene Hamburger Art läßt soviel Erklärungsblödsinn durch gehen, nur diesmal harkte ich nach. Schmunzelnd bohrte ich mit „Willi, warst Du schon mal in der Stadt der Engel ?“ nach. Mein aufgeschlossener Freund brauchte ein Moment, bis er antwortete. Ich nutze diese Gedankenpause, um mich schnell an meine erlebte Reise zu erinnern. Damals so um 1996 besuchte ich mit meiner Frau die Stadt am Pazifik. In der Nähe vom Sunset Strip am Hollywood Boulevard konnten wir aus unserem Hotelzimmer genau auf das Chinese Theartre schauen. Wir verbrachten schöne Tage an diesem quirligen Ort, unsere Streifzüge führten uns von Chinatown über die Univeral Studios bis nach Malibu, wo ich am Stand einen fantastischen Sonnenuntergang erlebten konnte.

Nun überlegend, ob ich nicht meine Füße hier und heute in den Auesee tauchen sollte, holte mich Willi mit seiner Antwort zurück aus meinen Erinnerungen. „Engel, welche meinst Du ?, kannst Du auch von hier aus das Relief vom Willibrordi Dom sehen?“. Mit einem freundlichen „Nein“, zeigte ich auf meine Brille, ich bin froh das ich kein Fernrohr trage“, dabei wollte ich mir noch einen Schluck Kaffee ein schütten und merkte dabei, daß die Kanne leer war. „Komm wir fahren ins Spago und wärmen uns auf“. Leicht verdutzt aber nicht nachfragend folgte mir mein Nachbar auf den zugigen Deich, vorbei am kleinen Minigolfplatz, saßen wir ein paar Minuten später an einer fast windstillen Stelle des kleinen Kuhstalls vom Rheinhotel. Mit Salzstangen und frischen Kaffee beobachte ich vorbei fahrende Schiffe, flanierende Touristen am hiesigen Ocean Drive. Mein Freund blätterte in einer Sonntagszeitung, zufällig lesend in einem Artikel über die bevorstehende Verleihung der Oscars 2016, den er mit einem „Aha, nun wird mir alles klar“, kommentierte.Gut gelaunt, ‚Wärme‘ in mir spürend, nahm ich unseren kommunikativen Faden wieder auf. „Hast Du schon mal was vom Sunset Strip gehört ?“, gespannt wartend, was ich nun wieder für eine Eselei von Willi zu hören bekomme. „Jo, Du warst also in Los Angeles ?, Was gibt es denn da, was wir hier nicht haben ?“, verblüfft schaute ich mein gegenüber an, war das eine rhetorische Frage oder sollte ich Ihm nun nach einem Rastermusterprinzip alle Plätze und Sehenswürdigkeiten herunter spulen?, die ich gesehen habe, nur um zu erfahren, daß der Strip nur eine Einkaufstrasse ist ?, der Rodeo Drive wohl möglich nach deutschen Recht mit seinen vielen Geschäften gegen das Aushang – und Auszeichnungspreistafelgesetz verstößt. Was erwartet mein Freund von mir ? Eine verständliche Erklärung des Way of Life?, von schönen durch tanzten Nächten, als ich eine Oscar Veranstaltung aus dem Dorothy Chandler Pavilion erlebte? Ich ahnte das ein von mir vielleicht geschilderte Besuch im Paul Getty Museum bestimmt von Willi mit den Kassematten an der Zitadelle verglichen werden würde.

Nein“, fing ich an, „es ist nichts außergewöhnliches dort, nur manchmal etwas größer und weiter entfernt als hier. Ich wäre gerne mal wieder um diese Zeit in L.A., nur um mir eine Oscar Nacht an zu schauen“. Willi schaute mich lange an, „Ich weiß genau was Dir fehlt mein Freund“, sagte er und bestellte noch zwei Mettbrötchen. Überrascht von der Tatsache, das es so einfach ist einem Niederrheiner was zu erklären, lächelte ich Willi an und bedankte mich mit, „…and the winner is“

Bis zum nächsten Mal, wünsche ich eine schöne ‚Oskar Nacht‘ oder einen schönen Start in die Woche. Es grüßt ein Exil lebender Hamburger in NRW

Erdi Gorch Fock

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Ein eigenes Zuhause, zwischen GEZ und wilder Ehe…


Wer konnte, durfte und wer nicht mochte blieb Stubenhocker und zog nicht vom heimischen Herd aus, so einfach war das und wie ist es heute? Es hat sich vieles in Germania seit den guten alten 60′ zigern des vorherigen Jahrhunderts verändert. Bratkartoffelverhältnisse sind legalisiert worden und vor der GEZ hat heute niemand mehr Angst. Eine sehr zähflüssige Entwicklung in unserer Gesellschaft, die in Millimeter Schritten gemacht wurde und von der heutigen Generation nicht mehr nach zu vollziehen ist. Meine Brüder und Schwestern haben sich alles zu Hause erkämpfen müßen. Die strengen gesetzlichen Grundlagen wurden kontra der Jugend ausgelegt. Die wenigen Möglichkeiten, die es für diese Halbstarken gab, bestanden aus Flucht von zu Hause, hinein in eine Heirat oder in einem festen Arbeitsplatz, am besten in einer anderen Stadt und weit weg von zu Hause. Mit einem kleinen Versuch, einem kleinen Einblick in unsere zusammen gewürfelten Familie, spinne ich einen kleinen Faden von damals bis heute …oh, wieder mittendrin…Es war einmal…
vor nicht allzu langer Zeit, meine Schwestern und Brüder waren schon alle aus dem Haus, als ich als Nesthäkchen alleine in Hamburg auf wuchs. Eine willkommene Abwechslung war es für mich, wenn Geburtstage oder Festtage an standen und meine Geschwister zu Besuch kamen. Dabei wurden viele kleinen Erinnerungen erzählt, was sich von den 60′ zigern bis Mitte der 70’ziger alles in Sachsen der Kindererziehung bei meinen Eltern abspielte. Eventuelle Fehler von meiner Mutter, meinem Vater wurden dabei kopfschüttelnd von meinen Eltern begleitet, denn so schlimm waren die ‚Alten‘ ja wirklich nicht. Es herrschte Zucht und Ordnung in Germania, ja auch bei uns zu Hause. Mein Vater gab den Ton an und alle in der Familie folgten, solange sie noch Ihre Füße unter dem elterlichen Küchentisch hatten. Auflehnung und Widerstand dagegen wurden von meinen Eltern im Keim erstickt, noch bevor es zu einem familiären Schaden kam oder es Ohrfeigen für uns Kinder regnete.
Mit Gründung einer eigenen Familie bei meinen Geschwistern war alles vergeben und vergessen, was meine Eltern getan und gemacht haben, jeder Familienangehörige freute sich auf ein gemeinsames Wiedersehen. Bei diesen Gelegenheiten ließ ich mir immer die Geschichten von meinen großen Schwestern erzählen, wie sie nur nachmittags ins Kino durften oder von meinen Brüdern, die nur Ausgang zu Tanzschule bekamen und um 20:00 Uhr wieder zu Hause sein mußten. Nach dem Essen bei uns, zur blauen Stunde, gipfelten die kleinen Episoden in mitgebrachten alten Fotos, die meine Schwestern im Minirock oder meine Brüder mit Bierflasche beim Zelten zeigten. Meine Eltern konnten Jahre später darüber schmunzeln. Mehr symbolisch wurde an solchen gemeinsamen Abenden in der Familie Strafen verhängt und wir Kinder wurden zum Geschirr spülen und abtrocknen verdonnert.
Ja mein Vater war streng zu uns Kindern. Bei mir wurden die Zügel kurz vor meinem 17′ ten Geburtstag gelockert, mitten in der Pubertät, bekam ich den Job bei der Post. Mit der Einverständniserklärung meines Vaters, bei der Deutschen Bundespost anfangen zu dürfen, lockerte sich allmählich diese aufgestellten Regelungen meiner Eltern, wie und wann ich zu Hause sein sollte. Die letzte Regelkröte meines Vater schluckte ich, denn sein auferlegtes Kostgeld von 200 D-Mark bezahlte ich gerne. Meine Freundinnen durften, solange die anderen Eltern Bescheid wußten bei uns übernachten. Vorher wurden aber alle weiblichen Gäste bei uns auf Herz und Nieren geprüft, meist peinlich für mich, da meine Mutter immer mit so Fragen kam, die eindeutig intim und zur Familienplanung gehörten, aber aus elterliche Sicht gestellt werden mußten. Ein Beispiel gefällig ? … ich belasse es mal mit dem Hinweis, daß Pillen auch morgens, mittags und abends gegessen werden können. Mein Vater nahm seine verantwortungsvolle Aufgabe ernst und spulte gern zu Abschreckung den alten Kuppelei – Paragraph herunter, ( § 180 des StGB, grobe Aufsichtsverletzung eines anvertrauten Kindes oder Mündel ), wenn auch das meine Herzdamen heile überstanden, konnten sie bei uns übernachteten.
Nun bin ich selbst Vater, ab und zu spiele ich aus Spaß die erzieherischen Regeln aus meiner grauen Vorzeit mit meinem Jungen durch. Spätestens beim gemeinsamen Essen fange ich doch an zu lachen, wenn mein Sohn seine Füße unter dem Tisch auf den gegenüber liegenden Stuhl legt und mich dabei ansieht. Hierbei merke ich, dass meine erzieherischen Methoden vollkommen gefurchtet haben. Heutzutage, so mein empfinden, habe ich und meine Frau alles richtig gemacht. Wenn das noch meine Eltern erleben würden, sie hätten an meinem Sohn Ihre helle Freude gehabt.

Bis zum nächsten Mal, wünsche ich eine schönen Sonntag. Es grüßt ein Exil lebender Hamburger in NRW

Erdi Gorch Fock

Jeder Sonntag ist Valentinstag…


Valentinstag ist eine reine Erfindung der…, ja von wem eigentlich ?… stellen wir die Antwort darauf für einen Moment beiseite, wer von uns überlegt schon lange woher ein Tag kommt, der da im Kalender als besonders markiert ist. Wenn ich schon bei besonderen Tagen bin, die wir mehr oder weniger zelebrieren, dann verdient der Sonntag in jeder Woche, den ich mit Frau und Kind erlebe einen besonderen Status. An Sonntag kann ich alles machen, wozu ich Lust habe. Ich freue mich auf gemeinsame Stunden, endlich am Tisch in der Runde im Kreise meiner Lieben zu sein. Wieder mittendrin….es war einmal…

ein Sonntag, aufstehend, schlurfend aus dem Badezimmer direkt in die Küche gehend, machte ich mich daran den Frühstückstisch zu decken. Vorsichtig holte ich mir einen Muck aus dem Regal und wartete bis der Heißwasserkocher brodelte. Mit dem heißen Gebräu auf Honoré de Balzac Spuren blickte aus dem Fenster einen nieseligen Morgen entgegen, es kam mir durch den Sinn heute meiner Familie einen Spaziergang vor zu schlagen. Ich verwarf den Gedanken ganz schnell wieder, da ich mir denken konnte, wie meine Scheißhaus Ideen aufgenommen werden. Nicht jeder am Niederrhein ist ein waschechter Hamburger… An diesem Sonntag wollten meine lieben Hausgeister ausschlafen und nicht früh morgens durch nass triefende Straßen gehen und sich einen Schnupfen am Rhein holen. So überlegend machte ich den Rechner an, mal sehen was im weit weiten Internet so los ist. In meinem E-Mailkonto flatterten mir unzählige Valentinstagsgrüße entgegen. „Ah, Tag der Liebenden“, dachte ich mir, „da werden wir doch mal schnell den Küchentisch mit Papierrosen und Herzchen schmücken“. Nachdem ich damit fertig war, schlich ich leise in mein Bürozimmer, da ich mehr über den Brauch des Valentinstag erfahren wollte. Nach einer kleinen Recherche fand ich ein paar Anhaltspunkte bei der Kirche und bei eifrigen Blumenverkäufern.

hierzu meine Geschichte – https://erdigorchfock.com/2015/04/06/kaum-ist-valentinstag-vorbei-kommt-ostern-um-die-ecke-einkauf-leicht-gemacht/

Ich erinnerte mich an die vergangen Valentinstage der letzten Jahre, die im Herzen jung gebliebenen Romantikern und Wunschprinzen, wie ich es einer bin ?, die Schweißperlen auf die Stirne treiben.

Lächend schloß ich mein elektronisches Postfach, fuhr den Rechner runter, machte mich daran, etwas für mich zu tun. Leise ging zum Bäcker und holte Rundstücke. Wieder zu Hause angekommen, frühstückte ich alleine am Küchentisch, räumte das Geschirr ab, ließ meine kleine selbst gemachten Rosen und Herzchen liegen, legte mich gegen 09:30 Uhr gemütlich wieder in meine Hängematte. Ich brauche keinen besonderen Tag, um aufmerksam gemacht zu werden an meine Lieben zu denken. Nachdenkend wer meinte sich mit kleinen Geschenken die Freundschaft zu erhalten, schlief ich ein.

Ein Stunde später waren Mona Lisa und Fiete wach. Leise klapperte Geschirr in der Küche. Langsam ging ich in die Küche, erblickte erfreut einen gedeckten Frühstückstisch. Nichts war von meiner selbst gemachten Dekoration zu sehen. Bevor ich fragen konnte, enteilte meine Frau enteilte aus der Küche und machte im Wohnzimmer den Rechner an. Gemütlich genoss ich alleine meine Rundstücke. Die Ruhe wurde mit: „Ich weiß es“, von Fiete unterbrochen und mit: „Ja, war mir klar“, von meiner Mona kommentiert. In meiner Hamburger Art harkte ich nach: „Was ist denn los, hat hier einer was vergessen?“. Meine lieben Familienmitglieder kamen mit Papierrosen und Herzen in die Küche zurück und wünschten mir einen schönen Valentinstag. Mit einem gekonnten, „Oh, Danke schön“, nahm ich diese lieben, wohl in stundenlanger kreativer Kleinstarbeit hergestellten Präsente an. „Du glaubst doch nicht, das wir Valentinstag vergessen haben“, kam es von Fiete. Wie gesagt, ich brauche keinen Extratag im Jahr um daran erinnert zu werden, d jeder Sonntag was ganz besonders für mich ist….

Solange bis der nächste Teil kommt, etwas Spaß von meinem Kanal

Bis zum nächsten Mal, wünsche ich allen lieben Liebenden einen schönen Sonntag. Es grüßt ein Exil lebender Hamburger in NRW

Erdi Gorch Fock

Die fünfte Jahreszeit am Niederrhein 2016


Wer hat gesagt:“…denn einmal nur ist Karneval, ist Karneval am Rhein ?“, nicht lange überlegen… soviel steht fest, es muß ein Jeck gewesen sein…der Willi Ostermann. Denn hier am Niederrhein ist immer Karneval, besser gesagt, es herrscht das ganze Jahr der Ausnahmezustand in allen möglichen Bereichen des täglichen Lebens. Anders kann ich es mir nicht erklären, daß sich gerade zur dieser Zeit so viele kleine Interessen Klübchen bilden, die einen gehen feiern, die anderen flüchten vor dem ganzen Trubel mit Helau und Kölle Alaaf und die ganz ‚Harten‘ gehen weiter zur Arbeit, als wenn nichts besonders wäre an diesen fünf Tagen zwischen Altweiber und Aschermittwoch. Wann immer es geht, wenn ich nicht arbeiten muß, mache ich frei. Vor vielen Jahren der Liebe und des Karnevals bin ich nach NRW gezogen.

– hierzu meine Geschichte https://erdigorchfock.com/2014/10/13/der-niederrheiner-kann-alles-erklaren/

Mehr durch Zufall wurde ich in die Stadt versetzt, wo Esel Orden bekommen, also, wo ein Karnevalsorden verliehen wird. Nun in meiner neuen kleinen Karnevalshochburg staune ich fast jeden Tag, was sich hier so alles tagtäglich abspielt. Wieder mittendrin…Es war einmal…

zur Karnevalszeit im Jahre 2015 in einer kleinen Stadt am Niederrhein. Die hiesigen Karnevalsjecken bereiteten sich auf ‚Altweiber‘ vor. Bei mir auf der Arbeit kam keine richtige Stimmung auf. Zu spät hatte ich mir überlegt arbeitsfrei zu nehmen. Es wurde langsam 11:00 Uhr, ich nahm mir die Freiheit und drehte das Radio etwas lauter, um wenigstens in unserem Großraumbüro etwas Karnevalsmusik zu hören. Leider mußte ich es gleich leiser wieder drehen, da meine lieben Arbeitskollegen bei diesem Krach nicht konzentriert weiter arbeiten konnten. Meine Laune verfinsterte sich von Minute zu Minute mehr. Im Laufe der Jahre wurde uns immer mehr der Karneval von meinem Arbeitgeber vermiest, bis schließlich der freie Rosenmontag in NRW abgeschafft wurde. Es wurde 11:11 Uhr, mit einem „Helau und Kölle Alaaf“, mehr zu mir selbst sagend, setzte ich mir meine blaue Mütze, passend zu meinem Fischerhemd, auf. Der Höhepunkt des närrischen Treibens konnte beginnen. Meine Kollegen arbeiteten stur weiter vor sich hin. Unverständlich für mich, da ich es noch aus früheren Zeiten anders kannte. Da wurde sich kostümiert, unsere weiblichen Närrinnen auf der Arbeit gingen mit spitzer Scherze durch die Räume und schnitten die Krawattenspitzen Ihre männlichen Arbeitskollegen ab. Die Männer, die keinen Slips an hatten wurden die Schnürsenkel zerschnitten, ich erspare mir mal die Beschreibung was die Möhnen mit damals muffeligen Rollkragenträgern gemacht haben. Wie gesagt, es ist ein paar Jahre her, heute wird sein Tageswerk verrichtet, es lebe die Produktivität….Helau. In meiner Mittagspause kaufte ich mir einen Kalender für 2016, ich notierte mir später, als ich wieder auf der Arbeitsstätte angekommen war, die Karnevalstage des nächsten Jahres. So einen Tag wie diesen wollte ich nicht mehr erleben.

Nun haben wir 2016, ich hatte Glück und konnte an den tollen Tagen wie zu Altweiber und Rosenmontag Urlaub bekommen. Was hat sich alles in einem Jahr verändert, lasse ich mal die Politik außen vor, macht mir dieses Jahr das Wetter einen Strich durch meine schöne fünfte Jahreszeit. Wir erwarten Ruzica in NRW, einen Sturm mit Orkanboen. Die Städte Duisburg, Krefeld, Essen haben Ihre Rosenmontagszüge schon abgesagt, Düsseldorf überlegt noch, in Köln soll ‚de Zoch‘ stattfinden. Schweren Herzens stelle ich mich auf die Seite derer, denen die Sicherheit wichtiger ist. Ich werde nicht am Straßenzug in meiner Stadt mitmachen. Am Mittwoch wenn ich zur Arbeit komme, gehe ich in der Mittagspause wieder einen neuen Terminkalender für das nächste Jahr kaufen, damit ich mir meine tollen Tage in 2017 schon mal vormerken kann…Am Aschermittwoch ist alles vorbei… na wer hat das gesungen ?…Jupp Schmitz…aber den Karneval bekommt keiner mehr aus meinen Herzen…

Bis zum nächsten Mal, wünsche ich eine schöne Karnevalszeit. Es grüßt ein Exil lebender Hamburger in NRW

Erdi Gorch Fock

Abschied ist auch immer wieder ein Neuanfang, wer schön mit stark verwechselt…


Pünktlich zu Jahresanfang, so Anfang Februar, miste ich alles aus was bei mir so rumliegt und sich angehäuft hat. Ganze Berge von Rufnummern, Adressen, Nachrichten werden dabei in meinem elektronischen Postfach durch stöbert, ganz zu schweigen von den Sachen, über die ich noch schreiben möchte oder in musikalischer Form präsentieren werde. Ohne mich ablenken zu lassen, kette ich mich geistig an meinen Schreibtisch fest. Zwar nicht so plastisch wie Henry Miller, der sich am Anfang seines Schaffens in seinem Badezimmer verschanzte und in späteren deftigen Interviews nicht wissen wollte, welche Stadt der Arsch der Welt ist. Wo war ich… wieder mittendrin… mit dieser Ausgabe feiere ich mein kleines persönliches Jubiläum, zwei Jahre Kurzgeschichten von einem Exil lebenden Hamburger…also… Es war einmal…
ein regnerischer Tag am ersten Februartag. Leichtfüßig betrete ich das Badezimmer, als plötzlich ein dumpfer Knall aus dem Büro meinen Versuch stoppt mich äußerlich schön zu machen. Mit mulmigen Gefühl öffne ich das Bürozimmertür, um es sofort ganz leise wieder zu schließen. Wieder im Bad angekommen, verarbeitet mein Kopf die gesehenen Bilder des Schreckens. „Heute ist es soweit“, denke ich bei mir, „man ich will nicht aufräumen“. Mit einer Kanne Kaffee bewaffnet gehe ich mutig mein Büro zurück. Kladdezettel und andere lose Notizen liegen auf dem ganzen Fußboden verstreut herum. Vorsichtig erkämpfe ich mir einen Weg zur nächsten nahen Sitzgelegenheit. Als erstes schiebe ich die Kanne unter die Schreibtischplatte, ein sicherer Platz bis der Schreibtisch wieder frei ist und ich meine Kaffeetasse abstellen kann. Danach befreie ich den Schreibtischstuhl von fallenden Blättern. „Äh, Tasse, oh Mist habe ich in der Küche vergessen“, mit einem großen Schritt aus dem Büro trippelnd, schleiche ich leise runter und ergreife meinem Kaffeepott, als ich plötzlich Geräusche aus dem Büro wahrnehme. In Rekordgeschwindigkeit wieder im Büro stehend, ertappe ich meine Frau dabei, wie Sie die Fenster öffnet, um im selben Moment in einem Meer von herum fliegenden Papierschnitzeln zu stehen. Mit einem „Uups, Durchzug“ und einem ’seuten‘ auf meiner Wange sucht meine Göttergattin das weite, sprich das sichere Bad auf. Langsam in die Knie gehend, hebe ich die Notizblätter auf, dabei wird mein Kaffeepott am Tisch abgestellt. „Jedes Jahr wieder das selbe, immer muß irgendwas verheerendes passieren, bis ich aufräume“, kommt es mir unwillkürlich durch den Sinn. Wie von Zauberhand dirigiert finden dabei die gelesenen Zettel selber den Weg in den Papierkorb, mittlerweile ist auch mein Notebook betriebsbereit, zielsicher steuere ich mein E-Mailprogramm an. Nach meinem eigenen geheimen 3 Sekunden Rhythmus Takt, speichere, lösche, beantworte ich gleichzeitig swingend dutzende elektronische Briefe.
Meine Frau macht nun die Luken in Wohnzimmer und Küche auf. Einen leichten Luftzug im Büro spürend, will ich gerade lautstark meinen Unmut über diese leichtfertige Art des fraulichen Handelns kundtun und meine Stimme erheben, als Mona schon im Türrahmen, mit einer neu gefüllten Kaffeekanne nur für mich, steht. Mit einem prüfenden Blick erkennt Sie, daß hier noch eine Menge zu tun ist. Elegant abkurvend dreht Mona auf dem Absatz um und hinter läßt einen Hauch von ‚Fleur de Lis‘ im Zimmer. Schmunzelnd betrachte ich den stark gemachten Abgang meiner Frau, meine schlechten Sinne sind wie von selbst verflogen. Konzentriert mache ich weiter, bis nach einer Weile wieder Ordnung im meinem E-Mailpostfach herrscht. Wie viel Platz auf einmal im Büro ist. Endlich kann ich wieder meine Gedanken zu Papier bringen, ich schnappe mir meinen Block und notiere …starke Frauen… leicht gemacht…. Musik Clip von Helan … Geheimnisse unter dem Rosenzimmer… Diese Randnotizen sind nun die ersten die auf meinen Tisch flattern, im Geiste klopfe ich mir auf die Schulter, fertig mit dem lästigen aufräumen. Der Hunger fordert seinen Tribut.
Nach einem einverleibten Käserundstück schneide ich viele kleine Musikvideos zusammen, übertrage den neu fabrizierten Musikclip auf mein Benutzerkonto eines Musikplattform Anbieters. Nun googele ich mich in diversen sozialen Netzwerken durch, sammelte Infomaterial für neue Geschichten, dabei landen unzählige Kladdezettel auf dem Schreibtisch. Mit fertig geschrieben Sätzen, füllt sich mein Blog, spinne ich mir langsam meinen roten Faden zusammen. Diesmal wird es eine Geschichte die von starken Frauen handelt, die mit Ihren Reizen nicht geizten, somit in meinem Herzen einen ständigen Platz gefunden haben. Mir fallen viele großartige Frauen ein. Wenn ich nur an die schöne Kleopatra denke wird mir…, obwohl was weiß ich wirklich über die Königin von Ägypten ? Also nichts wissend und alles erklärend, passend zum Niederrhein, versuche ich mich an Margaretha Geertruida Zelle’s Biografie, merke daß Ihr Leben schwer in die heutige Zeit zu transportieren ist. Ebenso verzwickt komme ich mit Christine Keeler nicht weiter. Also halte ich mich an meine Musikclips mit schönen Sängerinnen und schnüffele ein wenig im Internet über Erykah Badu und Helan Abdullah nach. Zufrieden beende ich meine kurzen nieder geschriebenen Zeilen. Meine Mona Lisa liest diagonal meine gemachten Notizen auf den Schreibtisch, „Uui ich bin gespannt wir Du Profumo und Mata Hari verknüpfen willst, bleibe lieber bei Deinen Musikerinnen, hebe die politischen, sozialen Engagements der einzelnen Künstlerinnen mehr in den Vordergrund oder mache doch mal einen Ausflug in eine andere Ära, mehr Mediävistik Erdi und mehr Tiefgang. Da gibt es so viele starke weibliche Persönlichkeiten, schon mal was von Eleonore von Aquitanien gehört Schätzelein ?“, wirft meine Frau als kleinen Tipp ein. „Genau darüber wollte ich gerade schreiben, aber erst stelle ich noch ein Clip von Norma Jean Baker und Eva Mendes ein, dann werde ich mich mit den wirklich starken Frauen der Geschichte beschäftigen“, Mona Lisa durch schaut meine Ablenkungsversuche sofort. Mit gekonnten Schwung und einem viel sagenen „Püh“verschwindet Sie, nun ahne ich, das ich irgendwo falsch abgebogen bin, das ich diesmal stark mit schön verwechselt habe. Naja, ist nicht so schlimm oder …

Bis zum nächsten Teil, etwas Spaß von meinem Kanal

Bis zum nächsten Mal, wünsche ich ein schönen Start in die Woche. Es grüßt ein Exil lebender Hamburger in NRW
Erdi Gorch Fock