Eine Oskar Nacht am Morgen am Niederrhein? warum nicht…


Mit dem Glamour und Glitzer einer Weltstadt wie Los Angeles kann es kaum eine Stadt hier am Niederrhein aufnehmen. Schon der Versuch eine Vergleichbarkeit herzustellen wäre sofort im Ansatz zum Scheitern verurteilt, wenn ich es nicht besser wüßte. Lassen wir uns nicht von Superlativen blenden und nehmen an wir hätten hier ein Hollywood am Rhein. Bei der Wahl eines Ortes der über eine Menge einmaliger Eigenschaften verfügen sollte, fiel mir sofort bei diesigen Februartagen….oh, fast schon wieder mittendrin…es war einmal…

nach einer langen Sparzierfahrt mit dem Rad, vorbei an herrlichen Koppelweiden, erreichte ich meine Stelle am Auesee. Behutsam steuerte ich die aufgestellte Parkbank an, was sich nicht gerade als leicht erwies, da die kleinen Ufersteinchen immer wegrutschen beim kolossalem Eigengewicht meiner Pneus, die keinen halt finden wollten. Umschauend merkte ich, wie schön es hier ist und zwar schön kalt und nebelig. Mit klammen Händen fingernd nach meiner Kanne Kaffee und einem Kaffeebecher, flößte ich mir mit langsamen Schlückchen trinkend das lauwarme Gebräu ein. Knirschende Geräusche erweckten meine Aufmerksamkeit, ein für mich bekanntes Gesicht bugsierte mit seinen Rad auf die Sitzbank zu. Guten Morgen, Du hier und nicht Hollywood ?“, kam es erfreut von meinem Nachbarn heraus. „Moin, ich genieße gerade den Ausblick, willst Du einen Kaffee haben ?“, erwiderte ich die Begrüßung,ich wäre gerne in Los Angeles, da sind die Temperaturen schon über 15 Grad warm“. „Ach, das haben wir hier doch auch“, lästerte Willi zurück, „an der Flussseite vom Rheinhotel, an den windstillen Plätzen vor dem Restaurant“.

Da war es wieder, mit einem sofortigen Beispiel an der Hand konnte mein geliebter Niederrheiner alles erklären, ohne zu wissen, was der andere damit gemeint hat. Hier wurde eine neue Tatsache eingestreut, die dann mit Hilfe von weiteren Beispielen gespickt meistens mit ‚So isses‘ ihre Vollendung fanden. In unserem beginnenden Gespräch konnte ich mich darauf einstellen, das alles genauso oder noch schöner ist oder war. Es ist eine typische Eigenschaft der hier lebenden Einwohner, etwas gewöhnungsbedürftig, aber liebenswert. Normalerweise frage ich deswegen nicht unnötig nach, wie was gemeint ist, meine mitgebrachte gelassene Hamburger Art läßt soviel Erklärungsblödsinn durch gehen, nur diesmal harkte ich nach. Schmunzelnd bohrte ich mit „Willi, warst Du schon mal in der Stadt der Engel ?“ nach. Mein aufgeschlossener Freund brauchte ein Moment, bis er antwortete. Ich nutze diese Gedankenpause, um mich schnell an meine erlebte Reise zu erinnern. Damals so um 1996 besuchte ich mit meiner Frau die Stadt am Pazifik. In der Nähe vom Sunset Strip am Hollywood Boulevard konnten wir aus unserem Hotelzimmer genau auf das Chinese Theartre schauen. Wir verbrachten schöne Tage an diesem quirligen Ort, unsere Streifzüge führten uns von Chinatown über die Univeral Studios bis nach Malibu, wo ich am Stand einen fantastischen Sonnenuntergang erlebten konnte.

Nun überlegend, ob ich nicht meine Füße hier und heute in den Auesee tauchen sollte, holte mich Willi mit seiner Antwort zurück aus meinen Erinnerungen. „Engel, welche meinst Du ?, kannst Du auch von hier aus das Relief vom Willibrordi Dom sehen?“. Mit einem freundlichen „Nein“, zeigte ich auf meine Brille, ich bin froh das ich kein Fernrohr trage“, dabei wollte ich mir noch einen Schluck Kaffee ein schütten und merkte dabei, daß die Kanne leer war. „Komm wir fahren ins Spago und wärmen uns auf“. Leicht verdutzt aber nicht nachfragend folgte mir mein Nachbar auf den zugigen Deich, vorbei am kleinen Minigolfplatz, saßen wir ein paar Minuten später an einer fast windstillen Stelle des kleinen Kuhstalls vom Rheinhotel. Mit Salzstangen und frischen Kaffee beobachte ich vorbei fahrende Schiffe, flanierende Touristen am hiesigen Ocean Drive. Mein Freund blätterte in einer Sonntagszeitung, zufällig lesend in einem Artikel über die bevorstehende Verleihung der Oscars 2016, den er mit einem „Aha, nun wird mir alles klar“, kommentierte.Gut gelaunt, ‚Wärme‘ in mir spürend, nahm ich unseren kommunikativen Faden wieder auf. „Hast Du schon mal was vom Sunset Strip gehört ?“, gespannt wartend, was ich nun wieder für eine Eselei von Willi zu hören bekomme. „Jo, Du warst also in Los Angeles ?, Was gibt es denn da, was wir hier nicht haben ?“, verblüfft schaute ich mein gegenüber an, war das eine rhetorische Frage oder sollte ich Ihm nun nach einem Rastermusterprinzip alle Plätze und Sehenswürdigkeiten herunter spulen?, die ich gesehen habe, nur um zu erfahren, daß der Strip nur eine Einkaufstrasse ist ?, der Rodeo Drive wohl möglich nach deutschen Recht mit seinen vielen Geschäften gegen das Aushang – und Auszeichnungspreistafelgesetz verstößt. Was erwartet mein Freund von mir ? Eine verständliche Erklärung des Way of Life?, von schönen durch tanzten Nächten, als ich eine Oscar Veranstaltung aus dem Dorothy Chandler Pavilion erlebte? Ich ahnte das ein von mir vielleicht geschilderte Besuch im Paul Getty Museum bestimmt von Willi mit den Kassematten an der Zitadelle verglichen werden würde.

Nein“, fing ich an, „es ist nichts außergewöhnliches dort, nur manchmal etwas größer und weiter entfernt als hier. Ich wäre gerne mal wieder um diese Zeit in L.A., nur um mir eine Oscar Nacht an zu schauen“. Willi schaute mich lange an, „Ich weiß genau was Dir fehlt mein Freund“, sagte er und bestellte noch zwei Mettbrötchen. Überrascht von der Tatsache, das es so einfach ist einem Niederrheiner was zu erklären, lächelte ich Willi an und bedankte mich mit, „…and the winner is“

Bis zum nächsten Mal, wünsche ich eine schöne ‚Oskar Nacht‘ oder einen schönen Start in die Woche. Es grüßt ein Exil lebender Hamburger in NRW

Erdi Gorch Fock

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John Glossi, die unbekannte Schöne und das Geheimnis der Süderelbe……Teil III


Ein herrlicher Sommertag an der Süderelbe, so um 1961 stand in Adi Balbers Haus eine Gartenparty an. So was war immer eine gelungene Abwechslung in Finkenwerder, mit befreundeten Werftbesitzern wie Arne Olker und Carsten Külln herum sitzen, beide gleichzeitig auch direkte Konkurrenten von Balbers, dazu noch Nachbarn, ortsansässige Zulieferer einladen, mal die Sorgen und die harte Arbeit ruhen zu lassen. Adi legte viel Wert auf intakte geschäftliche Beziehungen, ein Nachmittag mit „dale apen in sien lütten Huus“ war angesagt. Macher und Arbeiter saßen gemeinsam unter einem Dach, ein bunter Haufen von Leuten aus Altenwerder, Finkenwerder, keiner blieb vor der Tür stehen. Selbst Paul Siter von der Este kam aus Neuenfelde mit seiner Truppe vorbei um zu feiern. Im Verlaufe des abends erschien mit Jan Friede, leicht verspätet der letzte Werftbesitzer aus dem Süderelbe Raum.

Er hatte einen speziellen Gast aus Fuhlsbüttel abgeholt. Fiete Buschmann war mit seinem neuartigen Schiffsantrieb viel unterwegs. Fiete freute sich auf diese einmalige Gelegenheit, seinen Podantrieb vorzustellen. Der gesamte Schiffsbau in Norddeutschland befand sich im Umbruch, es wurden immer mehr Stahlschiffe gebaut und diese Entwicklung machte auch nicht vor den heimischen Fischkuttern in Finkenwerder halt. Die anwesenden Werftbetreiber verzogen sich, anführt von Adi, in die gute Stube, lauschten gespannt dem Vortrag von Fiete. Schnell erkannte Jan Friede und Carsten Külln die Möglichkeiten, die sich den kleinen Werften boten. So neigte sich ein interessanter Abend dem Ende zu, klönend wurden noch etliche Bierchen getrunken, jeder freute sich auf gemeinsame gute Geschäfte.

Die letzten Gäste verabschiedeten sich mit einem Hol jo stief , winkten den feinen Herren zu und sahen, wie Adi, Paul und Jan Skat spielten. „De grandessigen Dassels woren begäng an grooten Disch“. An diesem Abend wurden „in kleinen Gruppen“ die Anteile am gemeinsamen Projekt ‚Schleppdampfer mit Podantrieb‘ an der Süderelbe ausgespielt. Paul hatte Glück und gewann das Recht den Schlepper in Neuenfelde zu bauen, Adi ramschte sich die Anteile für den Einbau des Motors zusammen. Am frühen Morgen stand Jan als Verlierer fest, nun hatte er für die Forschung und Fertigstellung zu sorgen. Die anderen Moker’s bekamen wichtige Nebenarbeiten ab. Die kommenden Zeiten zeigten, wie es mit der HF Fischkutter Fangflotte weiter gehen sollte. Arne Olker brachte Fiete Buschmann wieder zum Flughafen. Wenn alles nach Plan verlief, würden sie sich alle wieder im Sommer 1962 zum Stapellauf des ersten Schiffes wiedersehen.

Ein paar Tage später schritten Edgar Glossi und Walter Janz die Uferböschungen an der Süderelbe ab. Mit ein paar Holzstäben prüfen sie wie tief die Elbe an den verschieden Uferstellen war. Von den Reusen am Storchennest bis zur Ausfahrt in den Hauptarm der Elbe waren auf knapp 400 Metern drei Werften verteilt. Am Ende der Süderelbe ankommen trafen sie auf Giorgio Branduardi, der sich mit Besenstiel und krumm gebogenen Nagel bewaffnet daran versuchte sich sein Mittagsessen zu angeln. „Buongiorno mi amici“, kam es von Giorgio, „Wat hett he seggt?“ kam es von Walter rüber, Salve mio amico“ kam es von Edgar heraus. „Na dann man to“, erwiderte Walter ohne weiter auf die Kommentare der beiden einzugehen. Man kannte sich schon eine Weile und neckte sich gerne. Branduardi hatte in den frühen Morgenstunden die Slipanlage samt Gelände von Arne Olker neu vermessen.

Er berichte seinen Freunden, daß noch viel Arbeit auf sie zu kommen würde, bis die Bautenzüge an den Seilanlagen zum heben und senken in der Länge an das Gewicht der Stahlschiffe abgestimmt waren. „Die Helling ist nicht das Problem, der Helgenbock, der Holzschlitten, die Rampen müssten verlängert und die Unterbahnen alle verstärkt werden. Wie sieht es mit der Böschung aus ?“ Neugierig schaute Giorgio in die Runde. „Allens klor“, machte sich Walter Luft, „die ganze Uferseite muß mit Stahlträgern geflechtet werden, dagegen war der Bau der Abdeichung des Ijsselmeer ein Klacks, würde mein alter Herr sagen“. In diesem Moment schwammen einzelne Holzlatten an Ihnen vorbei. Walter kam aus dem schmunzeln nicht mehr heraus, hatte Edgar doch behauptet, das die tatsächliche Versandung der Süderelbe nur ein Gerücht sei und ein paar eingerammte Stahlhaken im Uferboden ausreichen würden um sicher die Stahlschiffe ins Wasser zu lassen. „Ich muß mal darüber nach denken“, meldete sich Giorgio wieder zu Wort: „Wie wäre es, wenn wir die Unterbahnen länger ins Wasser lassen und mit flut baren Containern justieren?“ „Meinst Du mit Pallen ? Wie im Trockendock 17 ?“ mischte sich Egdar ein: „Das klingt genauso banal wie der hohle Balkenkiel bei den Dampfern, womit wir unsere Bontjes transportieren. Wir müssen uns mit den anderen aus Fanø und Rosslare unterhalten, damit wir die Zeichen passend haben. Hoffentlich klappt es und wir bauen wieder Typen gleiche Fischkutter“, resümierte Walter.

Heute wollte kein Fisch mehr anbeißen, man trennte sich und informierte seine Auftraggeber. Hoffentlich fiel Jan Friede was zu den ersten Antriebszeichnungen von Fiete Buschmann ein, was noch wichtiger war, wo sollte man nun die Diamanten platzieren ?

                                        Bis der nächste Teil kommt, etwas Spaß von meinem Kanal

Bis zum nächsten Mal, wünsche ich einen schönen Sonntag. Es grüßt ein Exil lebender Hamburger in NRW

Erdi Gorch Fock

 

Advent ist schön, wenn alle es genießen können……


Es kann der Frömmste nicht in Frieden leben, wenn es dem bösen Nachbarn nicht gefällt. Manchmal wünsche ich mir die Zeiten der Popper und Punker zurück. Was waren das für gegensätzliche Gruppen. Bestimmt sind heute alle angepaßt, leben friedlich miteinander, haben Pläte mit Mitte 50 und können nur noch aus dem Fenster vorbei gehende Passanten ärgern oder ? Ich verrate mal nicht, mit welcher Modegruppe ich Ende der 1970′ ziger Anfang der 1980′ ziger sympathisierte. Was ist so schlimm daran, wenn ich mal länger Zeit brauche, um richtig klar Schiff bei mir zu Hause oder im Garten zu machen. Richtig meine lieben Leserinnen und Leser, wir sind wieder bei einem Lieblingsthema von mir, Nachbarn und andere Freunde….wieder mittendrin……also, es war ein mal…..

ich hatte Feierabend, stehe an meiner Bushaltestelle und genieße meinen wohlverdienten Feierabend, mit einem Blick durch die Fenster des anliegenden Lebensmittelgeschäftes bemerke ich wie alle Kassen geöffnet sind und sich Schlangen von ungeduldigen Käufern bis zum hinteren Teil des Ladens bilden. Was ist passiert, gibt es wieder Rabattmarkenbücher und heute ist der letzte Tag, wo alle Kunden davon profitieren können ? Nee, das kann es nicht sein, was ist es denn ? Endlich kam ein mir bekanntes Gesicht, voll bepackt mit Tüten aus dem Laden. „Was schleppst Du dann alles an ?“ wie aus heiterem Himmel hörte ich es mich wirklich fragen, obwohl ich sonst nicht neugierig bin. Einen Moment später kam, von meinem befreundeten Rentner aus meiner Straße, seine gehechelte Antwort: „Man Erdi, Sonntag ist erster Advent, bist Du schon fertig mit dekorieren?“ „Was schon Sonntag, da habe ich nur noch 2 Tage Zeit“ echote ich Gedanken verloren zurück. Wer mich kennt, weiß das ich mich nicht wirklich dafür interessiere was für ein Tag ist, geschweige denn, lasse ich mich vereinnahmen durch Daten und Zeiten. Ich bin nicht gerade preußisch und typisch deutsch aufgewachsen, in meiner gelassene Hamburger Art habe ich schon manchen Sturm gesehen und mich nie aus der Ruhe bringen lassen. Willi der Rentner bohrte niederrheinisch weiter. „Wie Du bist noch nicht fertig ?, sag bloß die Gartenbeleuchtung steht noch nicht.“ Der Bus rettete mich für einen Moment. Nachdem wir unsere Sitzplätze eingenommen hatten, konnte ich mir Willi verknüpfen. „Nein, ich bin nicht fertig geworden, da ich noch das ganze Laub weg fegen muß und ich es auch nach alter Männersitte alleine zum Grünschnitt weg bringe.“ hierzu meine Geschichte – https://erdigorchfock.com/2015/03/15/wenn-fruh-am-morgen-die-werksirene-drohnt-gartenolympiade-am-niederrhein/

Falls Du es wissen möchtest, fahre ich alles alleine mit dem Rad weg“ mit diesen Worten setzte ich einen Schlußstrich und beende die gemeinsame Kommunikation. Die weitere Fahrt verlief nun ruhig und still. Meine Frau würde wieder sagen, daß ich mal wieder übertreibe. „Sei es drum, ich bin ja auch nicht von hier !“ wie man hier am Niederrhein immer so schön sagt.

Am nächsten morgen, schob ich die Rolläden hoch, es hatte in der Nacht etwas geweht, was ich gerne mit ‚ein laues Lüftchen‘ bezeichne, ist hier am Niederrhein immer gleich ein Sturm. Auf der gegenüberliegenden Seite zu den Nachbarhäusern hin, hatte der Wind etliche Beleuchtungssysteme, Weihnachtsterne und Leuchtteppiche von Hecken und Terrassen gefegt. Schnüre und Leuchtbirnen lagen kreuz und quer bei meinen besonderen Freunden verteilt. Ich erspähte aus dem Fenster schauend den Wolfgang, ein lieber Gartenfreund, wie er im Buche steht, für ‚Wolle‘ brach gerade eine Welt zusammen. Alleine könnte er es bis zum ersten Advent nicht schaffen, alles wieder auf zu bauen, was da in seinem Garten an Lichter Ketten lag. Meine Stunde war gekommen, schnell zog ich mit meine Klamotten und ging schnurstracks zu Wolle. Ohne zu klingeln machte ich mich daran die Lichter Ketten sorgsam wieder an den vorgesehenen Haken im Garten zu befestigen. Als ich fast fertig mit meiner guten Tat war, machte mein Nachbar die Türe auf und betrat sein verwüsteten Vorgarten. Er freute sich über meine Hilfe, leise und ohne Worte verließ ich Wolle.

Heute am ersten Advent, bin ich immer noch nicht fertig mit dekorieren und schmücken des Adventskranzes, mir fehlen noch etliche Glühbirnen, ja ich gebe es zu, auch habe ich nicht alle Kerzen beieinander, aber mich stört es nicht. Für mich ist es was besonders, wenn in dieser Zeit alles friedlich und gelassen ist, keiner meckert und jeder gesund auf ein schönes Jahr zurück blicken kann.

In diesem Sinne wünsche ich jedem, ob alleine, in Beziehung stehend, samt Freunden und Familie eine ruhige Vorweihnachtszeit.

ein paar ruhige Töne von meinem Kanal

Bis zum nächsten Mal, wünsche ich einen schönen Sonntag. Es grüßt ein Exil lebender Hamburger in NRW

Erdi Gorch Fock

John Glossi sucht einen Ferienjob…….


Germania im November 2015, bald in naher Zukunft, wird es hier keine Mittelschicht oder Handwerk mehr geben. Es ist natürlich nur mein mulmiges Gefühl ganz tief in mir drinnen, bei näherer Betrachtung nicht für mich erklärbar, denn obwohl viele Jugendliche sich geschickt bei der Stellensuche anstellen, klagen die meisten Unternehmen über Nachwuchsprobleme, nur weil viele Betriebe nicht bereit sind Ihre hohen Einstellungsanforderungen an den eventuellen Bewerber zurück zu schrauben. Muß das so sein ? Selbst ich mit meiner langen Berufserfahrung würde heute keine Ausbildungsstelle mehr finden. Dabei fehlt es hier an Bäckern, Fleischern und Bauern, Verkäufern…… Warum ist das so ? Machen wir einen Test, hören und sehen wir uns die Probleme unserer Jugendlichen an. Ganz egal, ob wir im nördlichen oder südlichen Teil der Hemisphäre leben, so zwischen Rhein und Elbe, das Beschäftigungsproblem besteht nicht erst seit gestern. Oh, wieder mittendrin………es war einmal…..

ein Freitag vor den Herbstferien, die Schüler und Schülerinnen des Regina Gymnasiums freuten sich auf Ihre wohlverdienten Freizeit. John Glossi und seine Freunde hatten endlich wieder Gelegenheit etwas gemeinsam zu unternehmen. Da alle immer zu wenig Taschengeld hatten, waren sie gemeinsam auf der Suche nach einem lukrativen Aushilfsjob. Gemeinsam zogen Sie durch die Stadt und überlegten, was viel Geld einbringen würde. Es könnte also nur eine Frage von Stunden sein, bis sie Ihre Taschen mit harter Währung füllen könnten, so der Gedanke. Mit sauberen Sachen, zeitgemäß flott angezogen, wurden die erste Bekleidungshäuser aufgesucht. Die Frage nach einem Aushilfs- oder Ferienjob wurde in einem negativ beschieden, im zweiten Kaufhaus wollte der dafür verantwortliche Angestellte eine schriftliche Bewerbung haben, mit Profilbild und Lebenslauf. Damit hatten unsere Freunde nicht gerechnet. Der Weg zum ersten Geld, war doch mühseliger als erhofft.
Am nächsten Tag wurde das Internet nach ‚richtigen Bewerbungsunterlagen‘ durch gepflügt…….

– Wer Kinder hat, wird sich daran erinnern, wie leicht es früher war ( vor 1980 ) einen Praktikumsplatz oder einen Aushilfsposten zu ergattern oder? Ob Gesamt- Haupt- oder Realschule, im Laufe der Jahre hat sich vieles geändert. In meiner Generation reichte es aus, mal alles ab zu klappern. Am Fischmarkt habe ich ausgeholfen, Kisten geschleppt, Zeitungen ausgefahren, schnell mal beim Nachbarn tapeziert, Rasen gemäht, Die damaligen Anforderungen an mich waren leicht zu erfüllen, ein sauberes Hemd, Hose haben damals ausgereicht und schon konnte ich loslegen, sprich Geld verdienen. Nur heute wollen die meisten Firmen eine richtige Bewerbungsmappe, das nenne ich eine vollkommene überzogene Forderung an junge Berufsanfänger, die hier an diesem Beispiel noch zu Schule gehen. Eltern sollten auch nicht den Fehler machen und die Verantwortung auf die verschieden Schulsysteme abwälzen. Wie war das nochmal mit dem Zitat: „Nicht für das Leben, sondern für die Schule lernen wir“ oder war es eher „Nicht für die Schule, sondern für das Leben lernen wir“ / frei nach Lucius Annaeus Seneca, römischer Philosoph. Der springende Punkt, Eltern können Kindern Hilfestellungen geben, müssen es aber auch zu lassen, daß hier eigene Erfahrungen gesammelt werden, negative gehören dazu. Zugeben wer schon mal seinen Kindern von seinem eigenen Arbeitstag erzählt hat, wird nicht unbedingt neutral bleiben, läßt die Zukunft da draußen nicht rosarot erscheinen. Aber genau diese Wahrheit verstehen die Jugendlichen. Obwohl wir als Eltern ab einen gewissen Punkt, der Pubertät sei Dank, alle blöd sind, vertrauen uns die meisten Kinder Ihre Sorgen an, wir müssen nur zuhören und auch wenn es schwer fällt los lassen, wenn die ‚Kleinen‘ flügge werden…..wo war ich….. eins noch in Richtung Arbeitgeber, wer nicht in der Lage ist, Ausbildungsplätze zu schaffen, schadet der gesamten Gesellschaft, wer Subventionen vom Staat annimmt, trägt Mitverantwortung und sollte Lehrstellen anbieten, die nicht erst, wie in den letzten 20 Jahren, vertraglich erstritten werden müssen, genauso halte ich es mit den Unworten Ausbildungsquote oder freiwilliges Berufsbildungsjahr, wenn ausgebildet wird und der Auszubildende keine Chance auf Übernahme im Betrieb hat. Beim Thema Mindestlohn bekomme ich eine Krawatte, das ist aber eine andere Geschichte –

….. nun wurden Zeugnisse vielfach kopiert, mit Fotos versehen und die zweite Runde konnte gestartet werden. Die Eltern staunten nicht schlecht, als die eingeschworene Freunde geradlinig Ihren Plan verfolgten. Es hagelte Absagen vom Getränkehandel, Tankstellen. Es wurde aber nicht aufgegeben und hier fühle ich mich ( äh natürlich Herr Edgar Glossi ) sich gebauchpinselt. Auf einmal saßen wir alle im gleichen Boot, Eltern und Kinder zogen an einem Strang. Es wurde sich umgehört, meistens scheiterte es aber am erforderlichen Alter. Selbst bei den Kaufhäusern, die sich auf Elektronik und Spielkonsolen spezialisiert haben, sprang kein Ferienjob heraus. Dafür wurden die Bewerbungsunterlagen wieder zurück geschickt, das macht auch nicht jeder Arbeitgeber. Am Ende der Herbstferien angelangt, hatten unsere Kinder über Arbeitssuche viel gelernt und was noch wichtiger ist, zu keiner Zeit den Mut verloren, immer weiter gesucht. John Glossi und seine Freunde werden Ihren Weg machen, da ist sich Edgar und die anderen Eltern sicher, denn am letzten Samstag gingen John und seine Freunde ins Kino, nicht nur um einen Film zu sehen, es wurde auch nach einer Aushilfsmöglichkeit nachgefragt.

zur Untermalung, etwas Spaß aus meinem youtube Kanal

 

Bis zum nächsten Mal, wünsche ich einen schönen Sonntag. Es grüßt ein Exil lebender Hamburger in NRW

Erdi Gorch Fock