John Glossi, die unbekannte Schöne und das Geheimnis der Süderelbe……Teil V


Nachdem die Wagen abgestellt waren, merkte John Glossi, daß er die Hausschlüssel beim überstürzten Aufbruch in seinem Container vergessen hatte. Es blieb Ihm nicht anders übrig als den Notschlüssel zu holen. Zu dumm, daß die Polizei gerade jetzt damit beschäftigt war das Haus von Walter Janz zu untersuchen. „Die werden nichts finden, stimmt’s ?“, flüsterte leise Luana John zu. Mit einen ratlosen Gesichtsausdruck blickte Glossi zur Süderelbe und zog die Schultern als Antwort hoch. „Was wollen we doing ?“, kam es von Kia, die nun an der rechten Seite von John stand.

In diesem Moment bog Sven Matke mit seinem Taxi auf das Grundstück ein. „Wir müssen mit Sven sprechen und in das Haus kommen, also Kia ziehe mal Deine Kurven straff und versuche die Aufmerksamkeit auf Dich zu lenken“, instruierte leise sprechend John die beiden Lady’s. Damit drehte er sich zu Luana, die sich bereit willig in John’s gestellter Armschlaufe ein hakte, nach wenigen gemeinsamen Schritten standen sie bei Sven. „Wieso kann ich not parking here, Officer can you helfen mir?“, mit weit fuchtelnden Händen lieferte Kiara die geplante Ablenkung. Zwei Polizeibeamte kamen auf Sie zu und versuchten heraus zu finden was Kia wollte. Nach einer kurzen Unterredung mit Sven, stieg Luana ins Taxi und fuhr weg. Gerade noch rechtzeitig, dachte John, als er in diesem Moment von hinten angesprochen wurde: „John wer ist die unbekannte Schöne, die da gerade weg gefahren ist ?“.

Glossi drehte sich um und atmete einmal tief durch, er hatte keine Zeit sich was aus zu denken. Ansatzlos setzte er sein Gesicht zum Mienenspiel mit einem breiten Grinsen auf: „Eddi, Du hast mir gerade noch gefehlt, die schöne Unbekannte kenne ich nicht weiter, sie spazierte zufällig am Rüschkanal mit Ihrer Tochter, ich erzähle gleich weiter“, John zeigte auf Kiara, ohne abzuwarten was Eduard Otte machte, schalte er sich in das Gespräch von Kia und den beiden Polizisten ein: „Gibt es hier ein Problem ?“, „They don’t understand mich, i have tell…“ „Halt ein Kia“, unterbrach Glossi die hilflos wirkende Kiara, „nicht jeder versteht irisch-deutsch oder meine Herren ?“, Gedanken suchend dachte er sich schnell eine plausible Geschichte aus, erzählend in knappen Sätzen teilte er den Beamten mit, das Kiara gerne Aufnahmen von der Süderelbe machen wollte. Während dessen mischte sich Eddi ein: „Can I take a look in your car?“, „Si, no problemo“, kam es temperamtvoll von Kia. „Grazie Signora…“, „Si parla italiano ? È possibile chiamare me Kia“, „Can I have your last name, please ?“. Dabei zog Eddi die Flugtickets aus der im Wagen liegenden Sporttasche. „Oh, ja I’m Kiara…Brady, ist das nun alright ?“, „Ja, danke, Frau Brady“, kam es mit beruhigender Stimme von Eduard.

…„und Herr Otte, was sollen wir machen?“, fragte einer der Polizisten nach, „beide mitnehmen, bis alles geklärt ist ?“, „Nein, es ist alles geklärt, laßt John und Begleitung in sein Haus gehen“, klang es bestimmend von Eddi, „Wir werden abrücken, sagt den anderen Bescheid, daß sie endlich fertig werden sollen im Haus, überprüft noch mal die Markierungen am Fundort und hebt die Straßensperre auf“. Kopf nickend entfernten sich die Polizeibeamten. „Danke Eddi, komm mit rein und trinke eine Tasse Kaffee mit uns, was ist denn nun mit Walter passiert ?“

John’s Einladung nahm Eddi gerne an.Kia schaute John fragend an, er erwiderte den Blick und schmunzelte. Er ahnte das hier noch eine Menge Fragen zu beantworten waren. Sein Gehirn arbeitete wieder im beruflichen Stil eines privaten Schnüfflers. Wieso hatte Kia nicht den gleichen Nachnamen wie Ihre Mutter ? War sie schon verheiratet ? Wen ja, wo ist der Ehemann ? Er schätze Kia auf höchstens 20 Jahre. Leider konnte er keinen Blick auf die Flugtickets werfen. Hoffentlich hatte Sven Luana noch rechtzeitig abgesetzt und eine falsche Spur setzen können, denn Eddi Otte und sein Ermittlungsteam mußten beschäftigt werden, damit John die Zeit hatte, sich einen Überblick von den ganzen Vorkommnissen zu machen, bevor er überhaupt anfangen konnte zu schnüffeln. Was wußte Eduard Otte schon? Woran war Walter gestorben ? Die Kanne Kaffee war schnell fertig geworden. Nach alter Sitte des Hauses bekam jeder der beiden Gäste einen Pott Kaffee und John schlüpfte in die Rolle des Gastgebers. An leichte Konversation war an diesem frühen Nachmittag nicht mehr zu denken.

Eduard setzte seinen Becher auf dem Tisch ab und erzählte entspannt, was vorgefallen war: „Also, in den frühen Morgenstunden ging bei uns ein Anruf auf der Wache in Harburg ein. Eine treibende Wasserleiche am Holzsteg in der Süderelbe wurde gemeldet. Dabei fällt mir ein, daß ich vorhin den Taxifahrer erkannt habe, wartet mal…“, mit diesen Worten holte Eddi sein Handy heraus und tippte was ein, „Wo war ich…äh, ja, nach der Bestätigung vom ‚Michel 5/17‘ bin ich dann mit Betty…“, hier verharrte Eddi und tippte wieder was in sein Smartphone ein, „nun ja, die wird gleich kommen, soll ich weiter fortfahren ?…“ zustimmend nickend tippte Kia an Ihre Tasse, leicht grienend, kam Eddi zur Sache.“…Jo, so’n Hieb könnt wi allen hebben John, ick heb Fierabend“, John klappte den Seitenteil des Sessels auf und holte eine Flasche Doornkaat raus, „und Ihr habt Euch erst heute kennengelernt ?“, fragte vorsichtig Eddi nach, „naja, nicht so wichtig, äh, ja, wie wir an die Fundstelle kamen, war Walter Janz tot, der Gerichtsmediziner vor Ort konnte nicht klar sagen, ob Suizid, Unfall oder…“ es klingelte an der Tür. Glossi machte auf, vor Ihm stand Bettina Matke. „Na min Schieter, ick bin mol do, wo is’n Eddi ?“. „Betty komm rin in de goode Stuuv“, freute sich John. „Nee, bin noch im Dienst, wo ist der Alte ?“, kam die Antwort mit einem aufgedrückten seuten zurück, „Hier bin ich, na dann fahr mich mal nach Harburg zurück“, sagte Eduard Otte, „Tschüss min seuten Kia, büst jo een feinen Feger, un ümmer scheun bi John blieven, is dat klor?“, mit Glossi’s bejahenden Geste und einen Tschüss von Kia verließ Eddi die beiden, „und das selbe geht für die Mutter John, haben wir uns verstanden ?“, fügte Betty hinzu. „Allens sutje Betty, ich werde mich darum kümmern“, beteuerte John noch mal.

“Was machen wir jetzt ?“, fragte Luana Sven. Sven schaute in den Rückspiegel und bemerkte wie Eduard Otte gerade auf das Grundstück von Walter Janz zu ging, mit leicht durch drehenden Reifen bog das Taxi in den Neß ein, Sven versuchte alles auf einmal, fahren, im Handschuhfach nach einen Fahrplan greifen, gleichzeitig bei der Taxizentrale die neue Fahrt nach Finkenwerder Landungsbrücke anmelden. Er ließ sich nicht aus der Ruhe bringen: “Na, ist doch klar, Du machst eine kleine Hafenrundfahrt, ich darf doch Du sagen oder?“, nachdem kein Widerspruch kam, erklärte Sven Matke, wie Luana von Finkenwerder Landungsbrücke über Teufelsbrück, nach St.Pauli mit dem 39′ er Bus fahren müßte, dann sollte Sie in St. Pauli umsteigen und mit der U3 weiterfahren Richtung St.Pauli Landungsbrücken. An den Pontons mit der Fähre wieder zurück nach Finkenwerder und von da aus mit dem 251′ er Bus weiter bis zur Haltestelle Nordmeerstraße. Dann die Straße hoch, in diesem Moment passierten sie Cafe Bauer. „Hier gehst Du nachher rein“. „Scusa Sven, sonst weiter nichts?“ Luana schaute in den Fahrplan und wiederholte alle Haltestellen, Sven hörte aufmerksam zu und nickte jeden einzelnen Punkt ab. Sie hatten Finkenwerder Landungsbrücke erreicht, Sven verabsiedete sich von Luana: „Doch eins noch, aber das erzähle ich Dir, wenn Du in Cafe Bauer angekommen, nun flotti Galoppi“. Luana Branduardi grinste, stieg aus und erreichte die Fähre nach Teufelsbrück gerade noch. Sven meldete sich bei der Taxizentrale ab. Gemütlich fuhr er nach Cafe Bauer.

…Bettina Matke’s Smartphone klingelte. Eine Nachricht von Eduard Otte. Er wollte das Sie in der Taxizentrale nachfrage welches Taxi von der Süderelbe eine Fuhre angenommen hatte und wohin es gehen sollte. „Das ist wieder typisch Eddi“, dachte Bettina, immer muß ich laufen und machen, es klingelte nochmal, wieder war es Eduard mit folgender Nachricht: “Schicke einen Wagen an die St.Pauli Landungsbrücken, die sollen die Fähre aus Finkenwerder kommend abfangen und nach einer Frau Anfang – Mitte 40, schwarzer Mantel, großer krempiger Hut aus schau halten“. Bettina legte sich ins Zeug und veranlasste alles nötige, so wir Ihr Chef es wollte. Von der Taxizentrale erfuhr Sie das Ihr Vater nach Finkenwerder Landungsbrücke gefahren war und jetzt Feierabend hatte.

Mit Blick auf die Uhr, konnte sich Betty vorstellen, wo sie jetzt hinfahren könnte um weiter zu ermitteln. Ein paar Minuten später war Sie im Cafe Bauer. Sven saß am Tresen und unterhielt sich mit Suzi. Ein paar Gäste sahen zur Tür als Bettina Mattke herein kam, mit einem liebevollen Pfiff wurde Sie begrüßt, aus einer anderen Ecke kam leise “Achtung Polente“. Betty grüßte herzlich, sie kannte alle Anwesenden. Ihr Vater drehte sich mit einem „Hallo“ um. Suzi lächelte über den Tresen und fragte forsch: „Was darf es sein ?“. „Gib mal ein Astra und ’nen Pott Kaffee Suzi, bin noch im Dienst“, damit nahm Sie Platz bei Sven Matke. „Na was ist Betty“ begrüßte Sven seine Tochter.“Du kannst mir von der schönen Fahrt mit Frau erzählen Papa“. „Oh, ha“, begann Sven, „aber nichts Mama erzählen“, Betty’s Augen wurde zur Seeschlitzen, „sicherlich meinst Du die Dame von der Süderelbe?“, „Ja Papa nun mol een büschen fix“, mahnte Betty Ihren Vater. „Ach ich bin an der Süderelbe vorbei gekommen in Höhe von Walter Janz Haus, als ich durch eine Straßensperre nicht mehr weiterfahren konnte, wollte ich meine Taxe auf seinem Grundstück abstellen, um zu sehen was passiert ist. Da traf ich John Glossi und diese klasse aussehende Dame, die in die Stadt wollte. Also, bin ich losgefahren nach Landungsbrücke und nun sitze ich mit 20€ Trinkgeld in der Tasche hier und habe Feierabend, mehr war nicht, Verhör beendet Süße ?“, mit diesem Schlussworten setze Sven die Flasche an. Bettina Matke war zufrieden, mit einem gehauchten Seuten, stand Sie auf und machte sich auf dem Weg zu Eduard Otte. Unterwegs erfuhr sie, daß die beschriebene Frau nicht ausfindig gemacht werden konnte. Sie bedanke sich für die Mithilfe der Polizeibeamten vor Ort an den St. Landungsbrücken und erklärte den Einsatz für beendet. Nun klingelte sie bei Walter Janz Haus an.

Fortsetzend folgt…..

Bis zum nächsten Mal, wünsche ich einen schönen Sonntag. Es grüßt ein Exil lebender Hamburger in NRW

Erdi Gorch Fock

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Können Sie mir sagen, wo die Haifischbar ist ?


Diese Frage wurde mir früher oft gestellt, an den St. Pauli Landungsbrücken, am Ponton stehend, wenn ich auf meinen Dampfer nach Finkenwerder wartete. Je nach Lust und Laune, in der Art von „He lücht“, kam dann an die Quitscher’s eine Antwort von einem waschechten Hamburger. Mich wundert es ein bisschen, denn damals wie heute sind immer noch viele Leute davon überzeugt, daß es so eine tolle Lokalität in der Realität geben muß, es wurde ja ständig im Fernsehen gezeigt. Es kann nur ein verrücktes Beispiel von Leichtgläubigkeit sein, ein unerklärliches Phänomen, daß nach 1979, als diese Unterhaltungsendung vom NDR eingestellt wurde, immer noch nach der Haifischbar gefragt wird.

Mit einem einfachen „Ja, so eine Lokalität gibt es“ oder „Nein, das ist alles frei erfunden“ kommen wir hier an dieser Stelle nicht wirklich weiter. Betrachten wir es philosophisch. Finden wir gemeinsam eine Antwort und nehmen dabei gleichzeitig an, daß unser Denken nicht begrenzt und einsilbig ist. Gehen wir methodisch vor und bedienen uns der einfach angeboren menschlichen Werkzeuge, sprich unserer Sinne „hören und sehen“. Was muß passieren, daß wir so in die Irre geführt werden können? Also fange ich an….

In einer Großstadt wie Hamburg ist nichts unmöglich. Gleich hinter dem Ponton gibt es tatsächlich viele urige Kneipen. Hier kann ich auf der Suche rund um den Fischmarkt und auf St.Pauli fündig werden.

– Nur so nebenbei, meine Geschichte –

https://erdigorchfock.com/2014/04/21/gedanken-an-st-pauli-kinonacht-fischmarkt-und-eine-nebelige-fahrt-auf-der-elbe/

Unsere Annahme wird nicht getäuscht, wir können den Instinkten hören und sehen vertrauen. Füge ich mich in einer Gruppe ein, mache nun mein Wissen kund und behaupte. „Es gibt so was schönes wirklich“, kann meine Aussage schnell entlarvt werden, da ich keinen realen Ort zeigen kann. Nehmen wir mal an, daß ich ein Radio und Fernsehsender bin, so sieht es schon ganz anderes aus. Beim Radio höre ich zu, die vorgestellten Nachrichten und Informationen sind gut. Ich finde diesen Kanal klasse und vertraue den Reportagen, also schaue ich mir bei nächster Gelegenheit diese Lokalität an, von dem da immer gesprochen wird. Bis hier hin ist es nur eine These von mir, die aus Annahme und Vertrauen besteht. Es kommt der schwierige Teil, nun füge ich Glauben und Wahrheit hinzu. Das ist unmöglich? Na, ich behaupte jetzt, „ich habe im Radio gehört / Fernsehen gesehen“ und schon sind ganz viele Mitmenschen meiner Meinung, daß es stimmt, was ich sage. Sie haben es alle gehört und im Fernsehen gesehen. An diesem heiklen Punkt, wo alles zusammenfließt, schaltet unser Gehirn ab, füge ich noch einen Satz hinzu „ich habe die Haifischbar in Hamburg erlebt“, stehe ich mit meiner Meinung nicht mehr alleine da, die alt eingesessen Kenner von Hamburg werden mir auch zustimmen. Aus gehörten und gesehenen ist eine bewiesene Tatsache geworden. Philosophisch haben wir uns gerade erklärt, dass es die Haifischbar in Hamburg gegeben hat. Setzen wir einen Schlußpunkt und sagen: „Schade, es war eine schöne Zeit.“ Lassen wir mal unseren Verstand in uns sprechen. Eine knallharte Recherche im eigenen Oberstübchen hilft dabei mit: „Was haben wir gehört und gesehen? Wo soll sich die Haifischbar befinden? Wer kennt es noch?“ Bei diesem Entscheidungsprozess spielt die Sympathie eine große Rolle. Wir denken tagtäglich in wenigen W- Fragewörtern nach. Wir vertrauen unseren Empfindungen und lassen uns in die Irre führen.

Wer immer noch nicht daran glaubt, daß es so einfach geht, wir lassen uns doch kein X für ein U machen, dem kann ich an dieser Stelle weiterhelfen. Teilen wir diese Geschichte in zwei Varianten auf. Bei der ersten Variante bleibt die Geschichte so wie sie ist. Bei Variante zwei, für die nicht Leichtgläubigen unter uns, nun tauschen wir in diesem Text ganz einfach die Worte „Unterhaltungssendung vom NDR, Haifischbar, Lokalität und Lokal“ gegen das Wort „Firma“ und ersetzen „Ponton“ mit „Arbeitsamt“, für Hamburg setzen wir jede Stadt ein, die uns nicht gefällt, schon haben wir eine unsympathische Geschichte, die wir tagtäglich hören und sehen und am Ende glauben. Ohne es zu hinterfragen. Ab und zu versuchen wir alle mal uns nicht fassbare Dinge und Sachen so zu erklären, damit unser Verstand es versteht. Das finde ich nicht schlimm, ist es doch nur allzu menschlich…

Bis zum nächsten Mal, wünsche ich einen schönen Freitag. Es grüßt ein Exil lebender Hamburger in NRW

Erdi Gorch Fock ®