John Glossi, die unbekannte Schöne und das Geheimnis der Süderelbe……Teil II


Hoffentlich kann der lütte John meine Schrift lesen“, mit achter sinnigen Gedanken und durchwachsenen Gefühlen machte sich Walter wieder zum Süderdeich auf, ein gutes Stück durch einen diesigen Novemberabend, der es heute in sich hatte. Elbe abwärts des angelegten Rüschparks nahm der aufkommende Nebel das ganze Gebiet bis zum Neßdeich in seinem Besitz. Um jede spärlich aufgestellte Straßenlaterne bildete sich ein glasiges Milchauge. Motorgeräusche waren auf der Straße zu hören, langsam fahrend kam ein Auto näher. Für einen kurzen Moment blickte Walter auf den vorbei fahrenden Wagen, bevor dieser wieder in der dicken Nebelsuppe verschwand. Hinter her schauend versuchte Walter die Automarke heraus zu finden: Ein Mini, ein Fiat, ’ne 500’er Knutschkugel, alles nicht mein Fall.“ Ziemlich durch froren stieg er in den 150’er an der Nordmeerstraße ein, knappe 3 Minuten später erreichte der Bus die Westerweiden, noch den Weg runter zum Süderdeich: Ist een Klacks för’n Hamburger Jung“, fröhlich summte Walter vor sich. Zu Hause angekommen, konnte Ihm der smüsche Regen nichts mehr antun. Zu sich selbst sprechend: Nu hebbt wi Tied in de Komood to moelen“, holte er seine Seekiste hervor. Alte Fotos, Bauzeichnungen von Schottelschleppern, Taucherhandschuhe, Diplom der Industrie- und Handelskammer …. Tauchermeister Walter Janz…. erblickten nach Jahrzehnten langer Ruhe wieder das Tageslicht. Vergilbte Lohntüten von der Schlosserei Michel Föltz, stimmten Walter verdrießlich: Verdammte Absperrung Süderelbe, hat mich meine rechte Hand gekostet, ein Stück Zeigefinger und meine Daumenkuppe. Ick ward op ewig een Deel vun de Elv blieven“. Er hatte genug gesehen, die Erinnerung kam wieder, wo die süderelbischen Werften lagen, wie es zu seinem Unfall kam. Er arbeitete mit anderen Schlossern und Bergungstauchern an der Abdeichung der Süderelbe zwischen Neßsand und dem Müggenburger Loch. Bei der Sicherung eines Blechstücks, das am Elbegrund an einem Stahlposten fixiert werden mußte, hatte sich ein Drahtseil um seine rechte Hand verheddert. Die auf Slip gelegte Schlinge zog auf einmal blitzschnell an. Zu spät bemerkten die Kollegen was geschehen war, sie konnten die Seilwinde am Bergungsschlepper nicht mehr rechtzeitig stoppen. Auf dem Transport ins Harburger Krankenhaus am Eißendorfer Pferdeweg wachte er damals für einen Moment auf und beteuerte seinem mitfahrenden Boss das „allens verteut Michel“ ist, bevor er endgültig in Ohnmacht fiel. Er war für Monate arbeitsunfähig und konnte sich in dieser Zeit auch nichts „swatt“ dazu verdienen. Dabei standen die Werftbesitzer Schlange an seiner Tür, kaum das er zu Hause angekommen war. Arne Olker und Paul Siter, durch und durch Pfeffersäcke brauchten seine Hilfe. Wie gut das Edgar Glossi und Giorgio. die kleinen Gefallen an der Süderelbe vorbereiteten konnten, bis er wieder gesund war.

Draußen war es Stockdunkel geworden, Walter merkte nun, wie er langsam müde wurde. Nach dem aufstehen morgen, wollte er als erstes nach den  Finkenwerder Bontjes an der Süderelbe suchen. Dann mit John sprechen. Edgars Sohn kannte die Süderelbe, das jetzige Naturschutzgebiet bestens. Zu dumm das so viele Jahre seit 1962 vergangen waren. Kaum erkennbar, schaute Walter auf die Flussboje, die in seinem Garten eingebettet war. Auf der Boje stand eine Koordinate N53° 31′ 42.388″ E9° 49′ 39.99.

„Gut, wenn man weiß, wo alles angefangen hatte“, dachte sich Walter und legte sich abgespannt ins Bett.

Solange bis der nächste Teil kommt, etwas Spaß von meinem Kanal

Bis zum nächsten Mal, wünsche ich einen schönen Sonntag. Es grüßt ein Exil lebender Hamburger in NRW

Erdi Gorch Fock

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Die Hafenbahn und der Hamburger Flugzeugbau Finkenwerder, Hafengeburtstag 2015


Es ist schade, daß einiges vom Charakter einer Insel verloren geht, wenn keine Institution Verantwortung in Hege und Pflege übernimmt und es nach Jahren zum Zerfall von Brücken und Wegen kommt. Nur weil diese Zufahrten nicht mehr wirtschaftlich sind.

Der Erhalt einer kleinen Eisenbahnstrecke im Stadtteil Finkenwerder, ein Klotz am Bein ?

In einer schnelllebigen Zeit, wo alles auf Profit ausgerichtet ist, hat in der „modernen Welt“ die Romantik, die erlebte Geschichte keinen Platz mehr. Es sei denn: „ Wi köönt dormit een Batzen Boorgeld rutslaken“. Von der früheren Trassenführung der kleinen Hafenbahn (HB), die Neßkanal / Rüschkanal / Deutsche Werft / Steendiekkanal, bis zum südlichen Umschlagplatz Harburg (Maschen), ist nicht viel übrig geblieben. Dabei ist seit Kriegsende (1945) bis 1976 dieser Transportweg ein wichtiger Zubringer von Wertstoffen für den Hamburger Flugzeugbau und die Deutsche Werft gewesen. Solange die Wartungs- und Reparaturaufträge zur Aufrechterhaltung der Gleise bzw. der dazugehörenden Flurbereiche von MBB, HDW in Kooperation mit der Stadt gemacht wurden, gab es keine Probleme. Ausführende Baumaßnahmen erledigten sich schnell, von den jeweiligen Bauaufsichtsbehörden, Tiefbauämtern genehmigt, bearbeitet und so weiter. Nach Schließung der HDW wurden die Gleisanlagen, hinter der Schutzmauer, ständig zurück gebaut. Hierzu meine eigene Geschichte

https://erdigorchfock.com/2014/08/11/ruschsiedlung-finkenwerder-von-1973-1976-hamburg-meine-erinnerungen/

Es vergingen Jahre, bis sich die allein übrig gebliebene Airbus Unternehmensgruppe anschickte elegant von diesem wartungsintensiven Transportweg zu trennen. Es bestand schon lange Zeit kein Bedarf mehr die Wertgüter auf der Schiene zu transportieren. Im Laufe der Jahre (seit 1980), in den einzelnen Ausschüssen, wurden die Themen Brückensanierung und Rückbau der HB geschickt bis heute nicht angefasst. Einfach nicht besprochen, wie es weitergeht, Zuständigkeiten der Behördenabteilungen nicht genutzt. Ein Stück Geschichte mit Hafenbahn einfach vergessen. Natürlich wurde und wird ab und zu mal etwas gemacht in Finkenwerder, der Rüschpark angelegt, ein Hotel gebaut. Begehungen von den offiziellen Ämtern fanden über die Jahre nicht mehr regelmäßig statt. Im September 2014, mehr durch Zufall kam dann der Tagesordnungspunkt ‚Brückensanierung in Finkenwerder‘ im Reginonalauschuss Finkenwerder auf den Tisch.

Quelle: https://sitzungsdienst-hamburg-mitte.hamburg.de/bi/vo020.asp?VOLFDNR=1004613

Brückensanierung in Finkenwerder , 26.09.2014

Sachverhalt:

Bedingt durch die Vielzahl von Gräben gibt es in Finkenwerder ebenso eine Reihe von Holzbrücken, die die Grabenläufe queren. Im Laufe der Jahre sind die Brücken entweder durch die Witterungseinflüsse oder durch Vandalismus stark beschädigt worden. Dies gilt insbesondere für die Grünanlage im Rüschpark, wo Brückenteile als Feuerholz zweckentfremdet wurden. Aber auch die Brücke über den Finkenwerder Fleet (Gracht – östlicher Teil) ist zumindest an den Geländern stark beschädigt und zeichnet ein desolates Bild (siehe Anhang).

Ebenso beschädigt ist die Brücke am Bahndamm an der Finkenwerder Landscheide. Alles in allem sind die Brücken Teil der Wegestruktur von Finkenwerder und müssen dementsprechend gepflegt werden.

Petitum/Beschluss:

Vor diesem Hintergrund beschließt der Regionalausschuss Finkenwerder:

1. Das Bezirksamt wird aufgefordert, die oben genannten Brücken in Augenschein zu nehmen und in Abstimmung mit der Tiefbauabteilung und mit dem Management des Öffentlichen Raumes eine Bestandsaufnahme durchzuführen. Hierbei ist festzuhalten, welche Brücken eine besonders starke Beschädigung aufweisen. Diese sollten dann zeitnah einer Sanierung unterzogen werden.

Gleichzeitig ist zu ermitteln, aus welchen Titeln die Sanierung erfolgen könnte.

2. Der Regionalausschuss ist zeitnah über die Ergebnisse der Prüfung zu unterrichten.

3. Die Bezirksversammlung Hamburg-Mitte wird um Bekräftigung gebeten.“

Da stelle ich mir doch die Frage, wer soll das alles bezahlen soll ? Gibt es keine Möglichkeit den Nutznießer mit ins Boot zu nehmen ? Schließlich haben durch diese angelegten Bahntrasse Stadt und Firmen gut verdient oder ? Ein paar Monate später, kam es zu einer abschliessenden Lösungsmöglichkeit.

Ouelle: https://sitzungsdienst-hamburg-mitte.hamburg.de/bi/vo020.asp?VOLFDNR=1005820

Bezirksversammlung Hamburg-Mitte Drucksache – 21-0257.2

Betreff: Brückensanierung in Finkenwerder

Federführend: Fachamt Interner Service Beteiligt: Fachamt Management des öffentlichen Raumes

Bearbeiter/-in: Schustermann, Gerd

Regionalausschuss Finkenwerder 21.04.2015

Sachverhalt:

Der Regionalausschuss Finkenwerder hat den o.g. Antrag in seiner Sitzung am 07.10.2014 einstimmig beschlossen. Die Bezirksversammlung Hamburg-Mitte hat den Beschluss des Ausschusses in ihrer Sitzung am 30.10.2014 einstimmig bestätigt.

Das Fachamt Management des öffentlichen Raumes teilt hierzu Folgendes mit:

Die Brückengeländer im Rüschpark wurden erneuert. Die Bodenbeläge dieser Brücken sind jedoch auch abgängig und müssten erneuert werden. Das geht aber über die normale Unterhaltung (dafür erhält MR Mittel von der BWVI ) hinaus. Das Fachamt Management des öffentlichen Raumes wird mit der BWVI wegen der notwendigen Grundinstandsetzung der Brückenbeläge in Kontakt treten.

Die 4 Brücken am Finkenwerder Fleet und die Brücke am Bahndamm Finkenwerder Landscheide wurden geprüft und leider alle als abgängig bewertet. Auch hier muss die BWVI jeweils im Rahmen einer Grundinstandsetzung tätig werden. Das Fachamt Management des öffentlichen Raumes wird die BWVI kontaktieren.“

So einfach ist das. Es wird nicht mehr darüber gesprochen, es ist passiert, reissen wir alles ab. Wer, was, wann und wie reparieren und in Schuss halten sollte, kann nicht mehr ermittelt werden. Es kann kein Zufall sein, das diese Sitzung ein paar Tage vor dem Hamburger Hafengeburtstag statt fand oder? Nach dem ‚Prinzip Brot und Spiele‘, wir geben Euch neue Fahrrad Wege und Parkplätze, wird hier die eigene Unfähigkeit verschleiert, gute Verkehrsverbindungen zu erschaffen. In der Hoffnung das keiner was merkt. Hier stimmt was nicht, die intakte Hafenbahn Trasse hätte leicht zur einer Bahnverbindung von Finkenwerder nach Harburg ausgebaut werden können. Ich würde gerne die Zeit zurück drehen und mit den damaligen Verantwortlichen sprechen, warum Sie es zugelassen haben, daß Finkenwerder immer mehr seine Ursprünglichkeit verliert und warum am Ende eines profitablen Weges immer nur der kleine Bürger die Zeche bezahlen muß und Unternehmungen, die bis zum letzten an dieser schnellen Hafenbahn verdient haben, sich aus Ihre Verantwortung stehlen können und sich nicht am Bau einer S-Bahn beteiligen. Aber damit ist heute kein Batzen Geld mehr zu verdienen.

In Erinnerung an meine Rüschsiedlung…………

Bis zum nächsten Mal, wünsche ich einen schönen Sonntag. Es grüßt ein Exil lebender Hamburger in NRW

ErdiGorchFock63

Auf große Butterfahrt, einmal bitte Finkenwerder, Freihafen – Puttgarden Rødby und zurück


Was macht man nicht, um an schöne Sachen zu kommen. Am besten Zoll frei einkaufen, das spart eine Menge Geld. Zur damaligen Zeit waren Butterfahrten sehr beleibt. Bis zur deutsch – dänischen Grenze war es von Hamburg nicht weit. Parfüm, Schokolade, Kaffee, Zigaretten wurden auf solchen Seereisen billig angeboten. Von den norddeutschen Einheimischen wurde bis 1999 dieses kleine Vergnügen einer Einkaufsfahrt auf einem Ausflugsschiff gut angenommen. Ein paar Jahre später wurde nach fast 125 Jahren die Butterfahrten eingestellt. Die Freihandelszone (als Zollausland geltend) in Hamburg am 31.12.2011 geschlossen, der Freihafen mit seinen Speicherstadt wurde in die innerdeutschen Grenzen eingebettet. Im weiteren Verlauf meiner heutigen Geschichte sollten die paar Fakten als Erinnerungshilfe und kleine Einleitung ausreichen, um mit mir auf Butterfahrt zu gehen. Also, volle Fahrt voraus. 

Butterfahrten machen, das hatte was. Zur Zoll freien Einkaufstour konnte auf Finkenwerder am Neßdeich, Ecke Cafe Busch oder an den Finkenwerder Landungsbrücken eingestiegen werden. Die Busfahrten kosteten meist gar nichts. Trinkgeld für den Fahrer sammeln war uso und Ehrensache für die Passagiere. Bei der Hinfahrt sind wir oft durch den Freihafen gefahren, die Kattwykbrücke war eine ideale Abkürzung, den Elbtunnel links liegen lassend und einmal über den Köhlbrand fahren. Mit einem fetten Grinsen vorbei an den Freihafenzöllnern von Waltershof. Der Freihafen, ein magischer Anziehungspunkt, hier war immer was los. Auf den gut 180 Kilometer nach Puttgarden saßen 60 Personen dicht und eng beieinander, die Fehmarnsundbrücke war gute 2 Stunden von uns entfernt. Was würden wir heute erleben ?

Zugeben es waren immer viele Rentner und Kaffeetanten auf solchen Bustörns dabei und „de jungschen Lüüt“, meist in Unterzahl, aber immer von den ‚Alten‘ herzlich auf genommen.

Mit Aussicht auf reiche Beute, äh, ich meine auf einen guten Einkauf, hatte jeder von uns so viele Taschen bei sich, wie er tragen konnte. Auf der A1 tuckerten wir gemütlich die Vogelfluglinie entlang. Nach gut einer Stunde Fahrt steuerte, in der Höhe von Bad Schwartau, unser gemütlicher Raucherbus eine Raststätte an. So ein kurzer Stop mußte sein, damit die Nichtraucher unter uns überhaupt eine Chance hatten diesen Trip zu überleben.

Die meisten Reisenden kannten sich aus vielen gemeinsamen Fahrten, eine illustere Gesellschaft. Die Raucher plauderten mit den Nichtrauchern, schmunzelnd wurden kleine Absprachen getroffen, ausgelotet, was die jeweiligen Passagiere einkaufen wollten. Wichtige Fragen, wie: „Wie viele Zigaretten mehr können wir bunkern, wenn jedes nicht rauchende Individuum 2 Stangen kaufen würde? “Wokeen mi seggen, wi veel Rüükwater wi köpen köönt ? Die ‚4711‘ Drusen wollten immer mehr Parfüm haben, als Personen bedingt und Zoll technisch erlaubt war. Es bildeten sich feste Einkaufsgemeinschaften. Auch wenn es den Anschein hatte, wir haben uns nicht zum schmuggeln verabredet, nein, wir wollten nur mit voller Ladung zurück kommen. Als Hamburger, immer sehr diskret im Handeln und Geschäfte machen, verschweige ich mal den errechneten Profit der eingeschworenen Butterfahrtfans. Natürlich auch die besonderen Rollen der mitfahrenden jungen „seuten Deerns un Buttjers“ auf dieser Kaperfahrt.

In Puttgarden Hafen konnten die Busse direkt bis an den Steg fahren. Beim verlassen des Busses zählte unser Busfahrer, für jeden gut hörbar, nochmal die Gäste ab. Nicht das nachher ein Gast fehlte und vergessen wurde. Mit schnellen Schritten machte sich unsere Gruppe winkend am Zollhäuschen vorbei zu den Schiffen auf. Unsere kleine eingeschworene Gemeinschaft wollte sich die besten Plätze auf der „Poseidon“ oder einem anderen Schiff, liebevoll von mir Dampfer genannt, sichern.

Kaum abgelegt, aus der Hafenmündung heraus fahrend, begann der gut organisierte Verkauf von Waren. Wir entfernten uns aus den deutschen Hoheitsgewässern, mit voller Fahrt auf Rødby zu.

Auf so einem Dampfer gab es alles was das Herz begehrte, Chanel Nr. 5, Johnnie Walker in Einliter Flaschen, Cadbury Dairy Milk Riegel, Schweizer Blockschokoladen, tausende Stangen Zigaretten, Zigarren und Tabakwaren. Für das leibliche Wohl war gesorgt, denn das Essen an Bord war klasse. Die einarmigen Banditen waren sofort in unserer Hand. Im hinteren Teil, auf dem Oberdeck konnte die raue See genossen werden. Zart besaitete Sehleute fanden in den verschieden Tanztempeln Unterhaltung. Richtige Männer platzierten sich an den Bars im Schiff, tranken einen oder zwei „Lütt un lütt“ knobelten, spielten Karten. Unsere gemachten Grüppchen standen an den Verkaufsgeschäften parat, zuerst der Einkauf, dann die Fahrt genießen. Wir kauften im großen Stil ein, handelten ganz nebenbei bei vielen Waren einen Mengenrabatt heraus. Jeder hatte seinen Spaß dabei.

Kurz vor der Hafeneinfahrt Rødby wurden die Verkaufsläden geschlossen, die Regale verplombt. Mit langsamer Fahrt wurde der Kai angesteuert, ein Schiffstau wurde einem dänischen Hafenbediensteten zugeworfen. Mit einem breiten Palstek wurde das Seil für einen Moment am Poller festgemacht, ohne daß das Schiff dafür stoppen mußte. Hiermit hatten wir offiziell fest gemacht und konnten im gleichen Ruderschlag wieder nach Hause fahren. Dies war gängige Praxis bei allen Butterfahren und Zoll konform.

Nachdem wir Rødbyhavn hinter uns hatten, wurden die Verkaufstresen wieder geöffnet. Nun bildeten sich lange Schlangen an den Verkaufsständen, es war gerammelt voll. Das Bordleben tobte, die Spielautomaten und Verkaufskassen klingelten fröhlich vor sich her. Die Schiffsreeder verdienten, Passagiere und Besatzung machten Ihren Schnitt, alle hatten volle Taschen. Wir saßen gemütlich gemeinsam an einem Tisch, tranken Kaffee, aßen Kuchen satt, verteilten das „eingekaufte Warengut“ gleichmäßig auf unseren zusammen gewürfelten Club, die gebildeten Gruppen möchte mal hier in Schoko, Parfüm, Alkohol/Nikotin Gmbh einstufen. Als Jugendlicher war ich der Gruppe Schoko zugeteilt. Es war Zeit, daß sich unsere gut gebauten Ablenkungen, uups nun habe ich mich verplappert, auf der Schiffstoilette fertig machten. Nachdem meine ganzen Päckchen verstaut waren und ich die Hände gewaschen hatte, legten wir auch schon mit unserem Dampfer am Anleger Puttgarden Hafen an. Mit einem Mona Lisa Lächeln im Gesicht und mit vier schweren Taschen bewaffnet, machte ich mich direkt nach der Landung auf den Weg zum Bus, besser gesagt kam ich bis zur Schranke des Zollhäuschens. Die Zöllner richteten Ihre Aufmerksamkeit meist auf die jugendlichen Passagiere, die versuchten, schnell durch Zoll zu kommen. Vorbei gehende Reisende, die sich mehr im Mittelgang befanden, so wie unsere Handschuh tragenden Parfüm Ladys, fanden kaum Beachtung, da diese Damen immer einen sehr ehrlichen Eindruck machten. Die Alkohol/Nikotin GmbH Gruppe schlenderte geruhsam, mit weit auf gerissen Tüten an den durch winkenden Zöllnern vorbei.

So ein Mist !“, ich wurde raus gewunken und mußte meine Taschen einem Zöllner vorzeigen. „Warum ich ? Was habe ich falsch gemacht ?“ dachte ich plötzlich, als mich der Zöllner an schnurrte: „Haben Sie was zu verzollen ?“ Wie aus der Pistole geschossen, schnell und ohne jede Ruhe in meiner Stimme kamen meine Antworten: „Nein Herr Zöllner, ich habe nur …..Schokolade eingekauft, 100 Tafeln, 25 Stück in jeder Tüte, soll ich die Beutel auspacken?“, wie durch Geisterhand kullerten dann schon die ersten 10 Tafeln aus meiner Tüte. „Nein, lassen Sie es stecken, Sie brauchen nicht die ganzen Beutel auspacken“ kam es oft leicht genervt vom Zöllner rüber. Nun fielen aus der zweiten Tasche die anderen Tafeln Schokolade auf dem Boden. Meine gespielte Ungeschlicklichkeit wurde nicht durchschaut, meistens mußte ich selber schmunzeln. Mit der Hilfe des freundlichen Zöllners, wurden die Schokoladenpakete auf gesammelt und in meinen Beutel gesteckt. Die Zöllner pickten mich gerne raus. Ohne Groll warteten die anderen eingestiegenen Buspassagiere geduldig auf mich. Der Busfahrer zählte mit den Worten Alle wieder da? dann ab nach Huus…“ noch mal durch, wir konnten los fahren.

Unsere Heimfahrt führte uns regelmäßig an einer Puttgardener Fischbude vorbei. Ein willkommener Halt, da wir erst mal unsere Sachen und Pakete sortieren und neu verpacken mußten, jeder sollte ja seinen gleichen Anteil bekommen. Diese Fahrt hatten sich wirklich gelohnt. Wir fuhren die A1 bis zur den Harburger Brücken durch. Es wurde langsam dunkel. Eine Abkürzung durch den Freihafen wollte keiner von uns mehr riskieren. Im guten Glauben hatten alle die Einfuhrgrenze an zollfreien Sachen gekauft oder bis zum Anschlag ausgereizt. Gut gelaunt kamen wir in Finkenwerder an. Beim auseinander gehen, beschloß der harte Kern jedes mal erneut, “ In 14 Tagen treffen „wir uns und gehen wieder Zoll frei einkaufen…“

Bis zum nächsten Mal, wünsche ich einen schönen Sonntag. Es grüßt ein Exil lebender Hamburger in NRW

ErdiGorchFock63