Reformieren und Rechtschreibung leicht gemacht


Neulich wollte ich die richtige Schreibweise eines Wortes nachschlagen, dabei stolperte ich durch Zufall auf einen Artikel, der sich mit dem Jahre 1876 beschäftigte. Versunken las ich in erklärenden Sätzen, wie Gelehrte, Weise und spätere Geschichtenschreiber sich auf eine einheitliche Rechtschreibung zu einigen versuchten. Ungefähr 120 Jahren später, leben wir nun mit einer noch nicht vollkommenden abgeschlossenen Reform der deutschen Rechtschreibung von 1996. Frei nach dem Motto: „Macht hoch die Tür, das Tor macht weit, was lange währt, wird endlich gut“, sind wir hier noch nicht am Ende der bis dahin bestehenden Änderungen ankommen. Seit der Jahrtausendwende folgten weitere Novellierungen und Randnotizen. Allmählich wundere ich mich, daß die Reform nicht reformiert wird…oh, wieder mittendrin…damit eine endgültige Rechtschreibeklarheit existiert.

Aus meiner Sicht besteht das höchste Gut darin, daß es Schulen gibt, wo man was lernen kann. Ob das erlernte später auch anwendbar ist, ist ein anderes Thema. Beim Punkt Rechtschreibung wird von reformierten Regelungen gesprochen. Hier muß ich doch erstmal nachgrübeln. Wie kann man denn eine Reform reformieren, die im Grunde noch nicht umgesetzt ist ?, es fehlt für mich das beschlossene Ergebnis, die endgültige Umsetzung. Ein genereller Beschluß, klingt einfach oder ?, ist es

aber nicht, denn hier fängt es an schwierig zu werden. Mittlerweile, 150 Jahre später, leben wir im 21. Jahrhundert und die Rechtschreibreform von 1876 ist noch nicht richtig abgeschlossen. Es erinnert mich an unvollendete Novellen, Noten und Liedtexte in der Musik. Nur konnten diese Stücke nicht vollendet werden, weil die Komponisten verstarben. Richtig ist daß die Rechtschreibung ja nun rein gar nichts mit der Musik zu tun hat und daß das richtige Schreiben strukturiert und von festen Regeln abgeleitet wird, hier muß Wohl oder Übel gepaukt werden. Nach dem Motto, wir schreiben nach den Grundregeln von 1876. Wer von uns, ich meine die Jahrgänge, die so zwischen 1950 bis 1970 geboren sind, hat nicht nach festen Regeln gelernt und erinnert sich noch daran daß man nie „st“ trenne, denn

es tut einem weh oder wer nämlich mit „h“ schreibt, ist dämlich ?

Faustregeln, die mir bis heute geläufig sind oder liege ich hier falsch ? Ich sollte mich fragen, ob meine Orthographie richtig ist. Vielleicht bin ich ja ein moderner Analphabet, der das Wort „daß“ nicht mit „ss“ schreiben möchte und sich italienisch eingedeutschte Worte wie Ballettänzer mit drei „ttt“ nicht vorstellen kann und nur mit der Donaudampfschifffahrtsgesellschaft mitfährt, wenn drei „fff“ mit an Bord sind. Für wen ist denn die richtige Rechtschreibweise wichtig ? Ist es im Grunde egal, daß ich so schreibe wie ich spreche ? Im Prinzip ja. Ich kann lateinische Sätze schreiben oder Schreiben in Sütterlin verfassen.

hierzu mein Sütterlin Link  ( – Erdi Gorch Fock- Sütterlin – 22.01.2017 – YouTube – )

Manchmal schreibe ich den Adressaten auf meinen Briefumschlägen in lateinischer Schrift und den Absender in Sütterlin. Meine Briefe kommen an. Je nach Lust und Laune lasse ich auf diesen Umschlägen auch die Briefmarken sprechen. Die Briefmarkensprache ist eine fast vergessene Kunst, um dem angeschriebenen Objekt der Begierde zu zeigen, was „Er“ oder „Sie“ mich mal können.

Zusammen fassend könnte ich mir vorstellen, daß es eine formelle Rechtschreibung gibt, zum Beispiel, im offiziellen Umgang mit Behörden, Ämtern und Unternehmen, wo es unabdingbar ist eine gemeinsame hochdeutsche Schreibung zu praktizieren. Es sollte jedem leicht fallen, auf eine Schreibweise zurück zugreifen die wir alle mal in der Schule gelernt haben. Verständlicherweise vergessen Schüler nach dem Schulabschluß alles sofort wieder, da keiner einer die richtige Schreibweise in seinem persönlichen Umfeld benutzt oder unser einer diejenigen nicht versteht, die diese konkrete Rechtschreibung leben.

Alles klar ?, wenn nicht, kann jeder den letzten Absatz nochmal lesen.

Am Ende stelle ich fest, daß mir ein Anfang fehlt. So ein „jetzt“ Zustand. Schreiben wir alle jetzt nach den Regeln von 1876 oder nach 2022 oder was? Ist die Reform der Rechtschreibung abgeschlossen ? Irgendwann muß ein Schlußstrich in der Rechtschreibung sein. Natürlich kann jeder heutzutage an Sterne, Klammern in Semikolonkonform ( in Form von  „ ***, (:;) , 😉 “ ) denken, aber sind diese Hilfsmittel relevant in der Rechtschreibung ? Also schließen wir endlich die Rechtschreibreform ab, versehen es mit einer Jahreszahl und fertig ist dieses unendliche Flickwerk.

In diesem Sinne, bis zum nächsten Mal, bleiben Sie allzeit gesund und wuchtig.

Erdi Gorch Fock®

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John Glossi sucht einen Ferienjob…….


Germania im November 2015, bald in naher Zukunft, wird es hier keine Mittelschicht oder Handwerk mehr geben. Es ist natürlich nur mein mulmiges Gefühl ganz tief in mir drinnen, bei näherer Betrachtung nicht für mich erklärbar, denn obwohl viele Jugendliche sich geschickt bei der Stellensuche anstellen, klagen die meisten Unternehmen über Nachwuchsprobleme, nur weil viele Betriebe nicht bereit sind Ihre hohen Einstellungsanforderungen an den eventuellen Bewerber zurück zu schrauben. Muß das so sein ? Selbst ich mit meiner langen Berufserfahrung würde heute keine Ausbildungsstelle mehr finden. Dabei fehlt es hier an Bäckern, Fleischern und Bauern, Verkäufern…… Warum ist das so ? Machen wir einen Test, hören und sehen wir uns die Probleme unserer Jugendlichen an. Ganz egal, ob wir im nördlichen oder südlichen Teil der Hemisphäre leben, so zwischen Rhein und Elbe, das Beschäftigungsproblem besteht nicht erst seit gestern. Oh, wieder mittendrin………es war einmal…..

ein Freitag vor den Herbstferien, die Schüler und Schülerinnen des Regina Gymnasiums freuten sich auf Ihre wohlverdienten Freizeit. John Glossi und seine Freunde hatten endlich wieder Gelegenheit etwas gemeinsam zu unternehmen. Da alle immer zu wenig Taschengeld hatten, waren sie gemeinsam auf der Suche nach einem lukrativen Aushilfsjob. Gemeinsam zogen Sie durch die Stadt und überlegten, was viel Geld einbringen würde. Es könnte also nur eine Frage von Stunden sein, bis sie Ihre Taschen mit harter Währung füllen könnten, so der Gedanke. Mit sauberen Sachen, zeitgemäß flott angezogen, wurden die erste Bekleidungshäuser aufgesucht. Die Frage nach einem Aushilfs- oder Ferienjob wurde in einem negativ beschieden, im zweiten Kaufhaus wollte der dafür verantwortliche Angestellte eine schriftliche Bewerbung haben, mit Profilbild und Lebenslauf. Damit hatten unsere Freunde nicht gerechnet. Der Weg zum ersten Geld, war doch mühseliger als erhofft.
Am nächsten Tag wurde das Internet nach ‚richtigen Bewerbungsunterlagen‘ durch gepflügt…….

– Wer Kinder hat, wird sich daran erinnern, wie leicht es früher war ( vor 1980 ) einen Praktikumsplatz oder einen Aushilfsposten zu ergattern oder? Ob Gesamt- Haupt- oder Realschule, im Laufe der Jahre hat sich vieles geändert. In meiner Generation reichte es aus, mal alles ab zu klappern. Am Fischmarkt habe ich ausgeholfen, Kisten geschleppt, Zeitungen ausgefahren, schnell mal beim Nachbarn tapeziert, Rasen gemäht, Die damaligen Anforderungen an mich waren leicht zu erfüllen, ein sauberes Hemd, Hose haben damals ausgereicht und schon konnte ich loslegen, sprich Geld verdienen. Nur heute wollen die meisten Firmen eine richtige Bewerbungsmappe, das nenne ich eine vollkommene überzogene Forderung an junge Berufsanfänger, die hier an diesem Beispiel noch zu Schule gehen. Eltern sollten auch nicht den Fehler machen und die Verantwortung auf die verschieden Schulsysteme abwälzen. Wie war das nochmal mit dem Zitat: „Nicht für das Leben, sondern für die Schule lernen wir“ oder war es eher „Nicht für die Schule, sondern für das Leben lernen wir“ / frei nach Lucius Annaeus Seneca, römischer Philosoph. Der springende Punkt, Eltern können Kindern Hilfestellungen geben, müssen es aber auch zu lassen, daß hier eigene Erfahrungen gesammelt werden, negative gehören dazu. Zugeben wer schon mal seinen Kindern von seinem eigenen Arbeitstag erzählt hat, wird nicht unbedingt neutral bleiben, läßt die Zukunft da draußen nicht rosarot erscheinen. Aber genau diese Wahrheit verstehen die Jugendlichen. Obwohl wir als Eltern ab einen gewissen Punkt, der Pubertät sei Dank, alle blöd sind, vertrauen uns die meisten Kinder Ihre Sorgen an, wir müssen nur zuhören und auch wenn es schwer fällt los lassen, wenn die ‚Kleinen‘ flügge werden…..wo war ich….. eins noch in Richtung Arbeitgeber, wer nicht in der Lage ist, Ausbildungsplätze zu schaffen, schadet der gesamten Gesellschaft, wer Subventionen vom Staat annimmt, trägt Mitverantwortung und sollte Lehrstellen anbieten, die nicht erst, wie in den letzten 20 Jahren, vertraglich erstritten werden müssen, genauso halte ich es mit den Unworten Ausbildungsquote oder freiwilliges Berufsbildungsjahr, wenn ausgebildet wird und der Auszubildende keine Chance auf Übernahme im Betrieb hat. Beim Thema Mindestlohn bekomme ich eine Krawatte, das ist aber eine andere Geschichte –

….. nun wurden Zeugnisse vielfach kopiert, mit Fotos versehen und die zweite Runde konnte gestartet werden. Die Eltern staunten nicht schlecht, als die eingeschworene Freunde geradlinig Ihren Plan verfolgten. Es hagelte Absagen vom Getränkehandel, Tankstellen. Es wurde aber nicht aufgegeben und hier fühle ich mich ( äh natürlich Herr Edgar Glossi ) sich gebauchpinselt. Auf einmal saßen wir alle im gleichen Boot, Eltern und Kinder zogen an einem Strang. Es wurde sich umgehört, meistens scheiterte es aber am erforderlichen Alter. Selbst bei den Kaufhäusern, die sich auf Elektronik und Spielkonsolen spezialisiert haben, sprang kein Ferienjob heraus. Dafür wurden die Bewerbungsunterlagen wieder zurück geschickt, das macht auch nicht jeder Arbeitgeber. Am Ende der Herbstferien angelangt, hatten unsere Kinder über Arbeitssuche viel gelernt und was noch wichtiger ist, zu keiner Zeit den Mut verloren, immer weiter gesucht. John Glossi und seine Freunde werden Ihren Weg machen, da ist sich Edgar und die anderen Eltern sicher, denn am letzten Samstag gingen John und seine Freunde ins Kino, nicht nur um einen Film zu sehen, es wurde auch nach einer Aushilfsmöglichkeit nachgefragt.

zur Untermalung, etwas Spaß aus meinem youtube Kanal

 

Bis zum nächsten Mal, wünsche ich einen schönen Sonntag. Es grüßt ein Exil lebender Hamburger in NRW

Erdi Gorch Fock

Cher Lock ’s Enkel mag auch heute keine Schuluniformen…..


Wer Glück hat kommt in die Schule, entdeckt seine Individualität und lebt sich aus. Wer Pech hat kommt in die Penne, wird in alte Denkformen gepresst und hat ein Leben lang das nach sehen. Cher Lock hatte immer ein Gespür was gerade in Mode angesagt war. Ob praktisch oder chic, ganz egal, Hauptsache nicht zu kalt oder warm angezogen. So war sie als Jugendlicher in den 60′ zigern zur Schule gegangen und groß geworden. Es wurde getragen was gefällt oder was man / sie hatte. Was hätte Cher in dieser Zeit rebelliert gegen Schule, Staat und Spießer. Also, es war einmal……..

eine Zeit, da wurde in den Schulen noch gelernt. Alte Lehrer hatten mit sich zu kämpfen, ob noch Ohrfeigen im Unterricht verteilt werden durften oder nicht. Es herrschte Ordnung in den Klassenzimmern bis Mitte der 60′ ziger Jahre. Auf einmal wurde im ganzen Land rebelliert. – hier muß ich einschieben, daß ich nur einen kleinen Einblick in die Hamburger / Schleswig Holstein Schulen habe oder hatte, soll aber im weiteren Verlauf der Geschichte nicht störend sein oder ? – Was langsam mit der Musik der Beatles in die Klassenzimmer Einzug hielt, Kleidungsstil und Haarpracht, fand mit der Verbrennung der Büstenhalter seinen Höhepunkt und brachte eine ganze Generation von heutigen alten Lehrern und Direktoren in Wallung. Wer 1968 gerade sein Studium aufgenommen hatte, identifizierte sich über seine Klamotten, seiner Musik mit der Außenwelt. Ein „Make Love not War“ war Lebensgefühl. Auch haben viele noch die Studentenrevolten in der Bundesrepublik Deutschland mit erlebt. Wer heute von den Verantwortlichen in den Kultusministerien seinen Moralapostelhut aufsteckt, hat viel vergessen und geht hier zu weit in seiner Bevormundung gegenüber den heranwachsenden Schülern, die selbst entscheiden müssen was sie anziehen oder tragen wollen.

In den 70’zigern habe ich Ringelpullover und falsche Kunstnappalederhosen getragen, in der Musik wurden auf dem Schulhof keine Kompromisse gemacht, entweder ABBA, Sweet oder Slade, wir hatten klare Vorstellungen. Wir haben getragen, was in „ Bravo und Melodymaker Kult war“. Ich sage nur: „Bananenbadehosen und Bonanza Räder, Hot Pants und Dreiecks T-Shirt waren Pflicht“ Unsere Referendare, wartend auf Ihre feste Anstellung als Lehrer, hatten keine Probleme den Unterricht frei zu gestalten und uns im Sommer auf der Wiese den Lernstoff bei Eis und Bikini zu vermitteln. Wir hätten eine feste englische Kleiderordnung gar nicht durch gehalten.

So sind wir ( ich ) auch in die 80’ziger gerutscht. – Nie wieder Schule – war das neue Motto für die jungen Berufsanfänger, die in Ihrer angestrebten Stellung, damals die 12 Schuljahre in den Berufsschulen hinter sich brachten und den Unterricht gemeinsam zwischen Grund, Haupt- und Realschülern verbrachten. Wir waren Popper oder Punker – no future- war angesagt. Wir hätten eine gewünschte Kleiderordnung verbrannt oder geraucht und fertig wäre das Thema gewesen. Ich erinnere mich an Schüler-und Studentendemonstrationen die für den Stadtteil Hamburg – Rotherbaum angesagt waren und auf dem Kiez in St. Pauli mit Pali-Tüchern endeten. Ob für den Frieden gegen Helmut Schmidt oder Franz-Josef Strauß, Hauptsache die Hafenstraße lebt………. Wir haben uns nichts gefallen lassen.

Die 90’ziger waren richtig zahm, unsere alt 68’ziger haben Ihre Kinder ohne große Revolten in die Schule bekommen, die Einführung von schönen und guten Privatschulen war ein Thema, das für viele mit einer einheitlichen Ordnung, mehr einer gefühlten Anpassung zu tun hatte. An dieser Stelle einen schönen Gruß an alle Waldorfschüler, auch hier wurde eine strickte Kleiderordnung ausgeschlossen, da es nicht genug Persönlichkeit und Entwicklung für den einzelnen Schüler geben würde, wenn alle in ein Kleid gepresst würden. Eine Generation der Weicheier wurde gestylt und von Eltern gezeugt, die heute mit Ihren Vorstellungen keine klare Meinung definieren können. Liegt vielleicht auch an der Musik die mit Techno und Loveparade allgegenwärtig präsent war.

Nun sind wir im neuen Jahrtausend angekommen. Was im Norden als Klamotten in Schulen gebilligt und getragen wird, findet in der Mitte von Deutschland Beachtung, wird im Osten des Landes als Thema nicht war genommen, außer eine Gruppe von Schülern bringt Springerstiefel mit, wird selbst verantwortend und auf sachte Weise in Bayern an die Eltern abgeschoben unter den Tisch gekehrt, sehen wir mal von Kreuzen und Kopftüchern ab. Hier haben die Schüler für mich keine Entfaltungsmöglichkeiten mehr. Immer bedacht auf politisch korrekt und ja keinen verletzend, in seinem Glauben, steuern wir mit Vollkraft auf einen gleichförmigen Schüler in Deutschland zu. Wer heute als Heranwachsender Angst hat in der Schule mit Hilfe von Musik und Klamotten zu experimentieren, sich auszuleben, hat es im späteren Leben schwer damit mit anderen Mitmenschen klar zu kommen, das er / sie seit der Schule „in oder outsind. Ich hoffe, wir werden es nicht mehr erleben, das in der Bundesrepublik Deutschland eine Kleiderordnung an Schulen praktiziert wird. So wie ich auf die Individualität eines jeden Schülers zähle. Cher Lock’s Enkel sagt nein zu Uniformen, zur orwellschen Gesellschaft, Lebensweise und trägt was Ihr gefällt, sie braucht keine Kleiderordnung an Ihrer Schule.

Als kleines Beispiel und mal gegen den Strom gedacht……

Bis zum nächsten Mal, wünsche ich einen schönen Sonntag. Es grüßt ein Exil lebender Hamburger in NRW

ErdiGorchFock63

Warten auf Godot, oder auf einen Boxkampf oder auf sonst was, des Alltags Tücken…..


Wer kann sich darin erinnern, wie es ist, wenn man auf etwas wartet und am Ende kommt es nicht oder es kommt doch noch? Halten wir uns ganz leicht an Samuel Beckett Theaterstück, spulen und drehen wir im Geiste an unseren Lebensjahrrädchen und erleben die verschieden Zeitphasen noch mal. Wo sind wir, sind wir so? oder trifft es nicht auf mich zu? Jeder hat seine eigenen Erlebnisse gemacht, gewartet und sich schon mal selbst hinterfragt, oder? Bestimmt haben wir alle die nötige Fantasie und Vorstellungskraft dafür? Schon kommen wir zur nächsten Kurzgeschichte.

Am Anfang konnte es Jan und ich kaum erwarten, daß die Schule aus war. Schule war blöd. Eine Institution, die mit wenigen Pausen gespickt nur aus lernen und Schularbeiten bestand. Meistens zogen sich die Stunden unendlich lange hin, bis das Pausenzeichen kam. Die Lehrer waren alle doof, wir versuchten uns die Zeit mit Kritzeleien zu verkürzen. Manchmal wurde diese Einöde mit praktischen Arbeiten, je nach Schulfach in die Länge gezogen. Wir konzentrierten uns in der Schulstunde 45 Minuten darauf 44 Minuten auf die Uhr zu starren, nur um in der letzten Minute, vor dem nahen erlösenden Gong Schlag, die letzten Worte des Lehrers zu verpassen. Regelmäßig mußten wir nachfragen, was wir für Hausaufgaben auf hatten, wartend auf den Lehrer, der manchmal nicht nach der Stunde aus dem Klassenraum heraus kam, nur weil er mit Vorbereitungen zur nächsten Stunde beschäftigt war. Unerträgliche Freizeit verstrich, bis mal der Lehrer gewillt war uns noch einmal zu erklären, was nächste Stunde vorbereitet werden sollte. Manchmal bin ich, ohne zu warten einfach gegangen. Nee, es waren die schrecklichsten Jahre meines Lebens. Jan erlebte es genauso wie ich, für Ihn war es noch schlimmer. Der arme Kerl mußte zu Hause auch noch üben. Ich dagegen nicht, ich war frei und brauchte nichts machen. Ich konnte rumtollen, wie ich wollte. Meine Leistungen waren unterirdisch, „Na und!“ So blieb ich in der ersten Klasse sitzen. Jan wurde in die zweite versetzt. Das zweite Jahr in der ersten Klasse eine Ehrenrunde drehend war mein neuer Freund Hans. Hans und ich waren ein Team. Wir machten Blödsinn in der Stunde und störten die anderen Mitschüler durch pfeifen und singen mitten im Unterricht. Sehr oft durften wir den Unterricht früher verlassen und auf die nächste Stunde warten. Wir vergnügten uns im Pausenhof. Was interessiert mich Deutsch, schreiben oder Mathe. Wir hatten keine Angst vor den Arbeiten, denn Jan, der schlaue Schüler, hatte für uns immer Zeit und bereitete uns auf Diktate und Prüfungen vor. Es war gut so wie es war. Wir tauschten und spickten uns durch die erste Klasse. Bis zu dem Tag als der blaue Brief zu Hans und meinen Eltern nach Hause kam. Es war der längste Tag in meinem Leben. Endlos warteten Hans und ich vor dem Sprechzimmer, vielleicht sollten wir einfach durch die Tür rein gehen oder Ball spielen auf dem Schulhof. Ganz egal, wir müssen warten, worauf warten wir? Können wir nicht nach Hause. Da auf einmal kamen die Eltern von Jan aus dem Sprechzimmer des Direktors. Wo kamen die denn her? Was war passiert und wo war Jan? Was war hier denn nun los? Vom Schulhof gingen Hans und ich in das Vorzimmer des Schulleiters. Die Sekretärin erblickte uns. Auf leisen Schritten kam sie auf uns zu und teilte uns mit, daß wir gleich rein gehen könnten zum Direktor, es dauerte nur einen kleinen Augenblick…

Mitten im Leben stehend hatte ich genug von meinem eintönigen Beruf. Morgens aufstehen und sein Tageswerk schaffen, Tag ein Tag aus. Diese Routine war ein Zeitfresser, der mich auf kurz oder lang kaputt machen würde. Edgar sah das genau wie ich. Wir hatten uns in dieser Firma hoch gearbeitet. Vom ausfegen der Halle bis zur Vertretung des Werkmeisters, wir konnten alles, uns machte keiner mehr was vor. Trotzdem waren wir unzufrieden, es fehlte die Belohnung vom Chef. Edgar kam auf die Idee, daß wir Verbesserungsvorschläge erarbeiten sollten. Welches Unternehmen möchte nicht effizienter sein und mehr verdienen. Wir würden bestimmt davon profitieren. Ja, in der Geschäftsleitung waren wir darauf in kurzer Zeit sehr beliebt. Nun wollten wir endlich unseren Verdienst in barer Münze haben. Wir dachten uns eine superrationale Arbeitserleichterung für alle Mitarbeiter aus. Wir legten unseren Vorschlag vor und bekamen eine Einladung in die Chefetage. Würden wir endlich das bekommen, was wir wollten? An diesen Tag, Vorstellung unserer Ideen, waren alle Bosse begeistert von uns. Wir starteten mit der Umsetzung, vereinfachten die Prozesse und warteten jeden Tag auf unsere Beförderung. In der Zwischenzeit hielten wir Informationsveranstaltungen im Betrieb ab, wie jeder Mitarbeiter von uns am gemeinsamen Ziel, Wegfall von unnötigen Arbeitsprozessen mit helfen könnte. Es vergingen Monate, von unserem versprochenen Geld war immer noch nichts zu sehen. Bis der nächste Jahresanfang kam und die ersten Gewinnprognosen für unsere Firma veröffentlicht wurden. Wir hatten es erreicht, 20 Prozent Gewinnsteigerung in allen Abteilungen. Nur mit der Gehaltserhöhung klappe es noch nicht, da unser höherwertiger Arbeitsposten, unsere neuen Arbeitspositionen und Aufgaben noch genau ermittelt werden mußten. In absehbarer Zeit würden wir unsere neue Gehaltsstufe erhalten. Mein Freund Edgar verließ die Firma, er konnte nicht mehr länger warten. Ich freute mich auf die klingende Anerkennung in barer Münze, aber warum dauerte es so lange, bis endlich das Geld kam? Wollte ich noch länger warten? oder sollte ich kündigen und wo anders neu anfangen? Die Zeit verstrich, mittlerweile hatte ich ein weiteres tolles flexibles Arbeitsschichtmodell eingebracht. Endlich kam die lang ersehnte Nachricht von der Gehaltskasse, meine neue Geldstufe wurde nun festgelegt und sollte bei der nächsten Zeit eingearbeitet werden. Ich freute mich, wie schön, bald könnte ich mehr Geld verdienen, wenn das Edgar noch erleben könnte…

Am Ende meiner Zeit angekommen, habe ich nicht mehr vor zu warten oder mich mit Versprechungen abspeisen zu lassen. Aus Kindheit und aus meinem Arbeitsleben habe ich gelernt, daß ich nur Zeit vergeudet habe. Ich brauche nicht mehr hetzen und ungeliebte Termine wahrnehmen. Man was hat mich das frühe aufstehen gestört, als ich noch arbeiten mußte. Nun kann ich mir den Tag einteilen, wie ich möchte. Gelassen gehe ich meiner Wege. Ich möchte Reisen und genießen. Nächsten Monat werde ich mir was gönnen. Das habe ich mir ganz fest vorgenommen. Wenn ich noch mal die Wahl hätte, ich würde nicht soviel Zeit damit verlieren, alles anderen Recht zu machen. Aber alleine macht es keinen Spaß, vielleicht hat ja meine Frau Zeit für mich und kommt mit mir mit. Ich werde sie gleich fragen, sie muß ja gleich kommen. Mein Nachbar hat sie schon an der Verkaufskasse beim bezahlen gesehen. Noch schnell eine Tasse Kaffee trinken, aber dann geht es los oder bleibe ich hier und genieße die Ruhe? Was dauert auch der Einkauf so lange? Warum bin ich nicht mitgegangen. Augenblicke für die Ewigkeit schmieden, ja ab sofort mache ich es so. Soll ich mich auf geduldig auf das Sofa setzen und abwarten bis Sie kommt oder Ihr, meine einzig wahren Liebe, entgegen gehen. Was soll ich nur machen? …

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Im Grunde ist es gleich was wir machen, diese plötzliche Zerrissenheit, die immer wieder aufkommt in alltäglichen Situationen, was machen wir jetzt oder was machen wir nicht, ist ganz tief in uns verwurzelt und verfolgt unser Handeln und Denken ein ganzes Leben lang. Wir haben nur die beiden Urinstinkte „flüchten oder kämpfen“. In der Jugend machen wir die Erfahrung, die uns lenkt. Als heranwachsender Mensch versuchen wir uns mit allem auseinander zu setzen, was sich in den Weg stellt. Im Alter läuft uns die Zeit davon, da wir körperlich und geistig nicht mehr in der Lage sind klare und schnelle Entscheidungen zu treffen. Eine Abweichung von dieser Normalität bringt mich ins straucheln. Ich überlege, was ich machen soll und wenn ich mich entscheide, da gleich im selben Moment die Frage kommt, ob ich es richtig gemacht habe. Soll ich auf das Resultat, die Resonanz des anderen warten oder einfach gehen? So oder so ähnlich erlebe ich es jeden Tag und das wird wohl noch bis zum meinem letzten Atemzug so weitergehen. Natürlich kann es auch ganz anders kommen, oder? Warten wir es ab…

Bis zum nächsten Mal, wünsche ich einen schönen Freitag. Es grüßt ein Exil lebender Hamburger in NRW

Erdi Gorch Fock