Nur ein Umweg oder doch direkt ans Ziel, ein Flug mit Hindernissen ?


Urlaubszeiten sind die schönsten Tage im Jahr. Millionen reiselustige Menschen machen sich auf und grasen im weltweiten Internet die günstigen Angebote ab. Wo soll es hin gehen ? Längst sitzt das Geld nicht mehr so locker, jeder möchte von uns den meisten Komfort für wenig Zaster haben. Sparten wie Sport, Freizeitangebote, Unterhaltung und Dauer Berieselung sind wichtig in unserer heutigen Zeit, nicht mehr weg zu denken oder? Drehe ich nun ein klein wenig am Rad der medialen und schnelllebigen Uhr der Zeit zurück, war es bis vor kurzem wichtiger anzukommen, nicht nur der Blick auf die reine Lust am Vergnügen. Ballermann läßt grüßen, aber wo sind die Individualisten geblieben?

So in den 1990‘zigern stand mein Urlaubsziel fest. Amerika und Kanada waren meine beliebten Reiseziele. Meine Vorbereitungen fanden meistens im Herbst des Vorjahres statt, es dauerte immer eine Ewigkeit, bis die Kataloge der jeweiligen Reiseveranstalter in den Reiseagenturen aus lagen. Schon mitten im Arbeitsleben stehend, wollte ich jenseits von Neckermann, Meyer oder TUI-Reisen, meine Schnäppchen-Reisen selbst zusammen stellen. Hierbei war es wichtig den Schulferienkalender im Kopf zu haben. Wer fliegt schon gerne in einem überfüllten Flugzeug, in einem Bundesland ab, wo die Schulferien anfangen haben, wohl noch mit einem Charter- oder einem Pauschalbomber, das geht gar nicht. Mit etwas Glück hatte ich alles was ich brauchte von Prospekten und Fahrplänen bis November zusammen getragen. Nun konnte ich in Ruhe, die einzelnen Angebote studieren.

Auf direkten Wege nach Kanada geht immer von Frankfurt aus. Das ist schon immer so gewesen, das ist und war mir schon klar,

 – hierzu meine frühere Geschichte –

https://erdigorchfock.com/2014/06/10/fifa-world-cup-2014-the-world-is-ours-hd-la-copa-de-todos-official-theme-song-fusballfinale-und-ein-hamburger-im-flugzeug-auf-dem-weg-nach-kanada/

nun lebe ich in NRW, da muß es doch noch andere Möglichkeiten geben oder? Wie gesagt, die Internetreisedienstleister waren nicht so omnipräsent wie heute. Individuell konnte ich mit Zubringer Flügen von einem anderen Ort oder Land abfliegen und sparen. Genau so wollte ich es machen. Nur von wo und mit welcher Fluggesellschaft. Einige schlaflose Nächte später, der Verzweiflung nahe, da ich immer wieder von Hawaii träumte, …

warum nicht ein Blick auf meinem youtube Kanal riskieren

https://www.youtube.com/watch?v=q19jO4KABiM

….. hatte ich diesmal meinen Ausgangspunkt von Amsterdam geplant. Ohne lange zu überlegen, Kreditkarte gezückt gebucht und bezahlt. Mitten im Februar alles in trockenen Tüchern, der Sommerurlaub kann kommen. Statt mit Lufthansa fliege ich nun KLM, na das wird bestimmt schön. Der Tag der Abreise, so simpel und einfach, war mit Schwierigkeiten verbunden. Ich fahre nicht gerne auf die letzte Minute los und die erste gemeldete Verzögerung haut mich nicht um. Nun kündigte sich diesmal genau in meiner Urlaubszeit ein Streik der Deutschen Bundesbahn an.

„So ein Mist“, dachte ich mir. „das kann ja wieder mal was werden“. Pünktlich stand ich am Gleis, vom Niederrhein direkt nach Schiphol Flughafen wollte ich fahren, eine gute Verbindung, nur diesmal mußte ich in Amsterdam Centraal umsteigen. Mit Hilfe der „DB“, eher mehr dem pfiffigen versierten, gut informierten Fahrkartenschalterbeamten meiner Stadt dankend, fand ich direkt einen Anschlusszug zum Amsterdamer Flughafen. Endlich geschafft, nun noch schnell den Flugschalter finden, Koffer abgeben und Flughafen besichtigen. Hier folgte der zweite Schock, eine süß aussehende Mitarbeiterin der KLM erklärte mir, daß das Flugzeug über bucht sei. Es würde am heutigen Nachmittag kein Flug mehr direkt nach Toronto fliegen. Ich verstand nur „heute nicht, aber morgen wieder“. Mit mir wurden ungefähr 30 Passagiere in das Flughafenrestaurant gebeten. Auf Rechnung des Veranstalters wurden wir zu einem Essen und einer kostenlosen Übernachtung eingeladen. Das „mooie Meisjes“ vom Schalter kam in das Restaurant und verteilte Gutscheine an die anwesenden Reisenden. Also Bus und Hotel waren gebucht, einen Tag in Amsterdam, klasse, wollte ich schon immer mal machen. In einem Gespräch mit der KLM Stewardess, fragte ich nach einer anderen Möglichkeit der Weiterreise. Wenn ich schon nicht direkt nach Kanada komme, nehme ich den nächsten Flug der mich in die Nähe meines Zielflughafens bringt. Mit einem lächeln verschwand die Stewardess. Ein paar Minuten später kam „Sie“ zurück und machte mir eine Offerte, die ich nicht ausschlagen konnte. Es gab noch einen Flug über den Atlantik und zwar nach New York. Natürlich wollte ich weiter, Big Apple ich komme, mit mir waren noch 5 weitere Abenteurer auf den Weg zum Abreiseschalter. Auf dem Weg durch die vielen Gänge, sammelte unsere Flughafenbegleitung die nicht benutzen Bus- und Hotelreservierungen ein, verabschiedete sich von uns, wir waren an der Einstiegstüre des Fliegers angekommen. Bei der Begrüßung konnte ich meinen Ohren kaum glauben, „Willkommen bei der Martin Air“. Was war passiert ? Tausend Gedanken schwirrten durch meinem Kopf. Tatsächlich saßen wir nun in der Bussiness Klasse Richtung Toronto. Was war mit New York? Bei einem Tomatensaft wurde uns klar, das wir Glück hatten und diese Maschine direkt nach Kanada fliegt, der anstehende Zwischen Stopp in New York fällt aus, immer noch leicht überrascht, freute ich mich auf diesem besonderen Nachtflug, nie im Leben hätte ich mir so was leisten können, nein das würde selbst heute meine Reisekasse sprengen. Beim Nachtmahl ( Abendessen auf Porzellan Tellern) erklärte mir die anwesende Martin Air Mannequin Stewardess, das es noch 6 freie Plätze gab und „die kleine Schwester der KLM“ immer gerne bei Überbuchungen aus hilft.

Manchmal ist ein Umweg der direkte Weg ans Ziel. Danke, es war ein sehr schönes Abenteuer für mich…und ein wunderbarer Flug.

Bis zum nächsten Mal, wünsche ich einen schönen Sonntag. Es grüßt ein Exil lebender Hamburger in NRW

Erdi Gorch Fock ®

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FIFA World Cup 2014 – Fußballfinale und ein Hamburger im Flugzeug auf dem Weg nach Kanada


https://www.youtube.com/watch?v=wnmVW_neRtk

In ein paar Tagen beginnt die Fußballweltmeisterschaft in Brasilien. Mein kleiner Rückblick, meine Gedanken kreisen um einen Flug der mitten am Tage des Sonntags 07.07.1974 statt fand. An Bord ein kleiner Hamburger Jung, der sich überhaupt nicht freuen wollte nach Kanada zu fliegen.

Fußball ist die schönste Nebensache, die es für mich gibt. Immer wenn wieder eine Fußballweltmeitserschaft ansteht, stellt sich bei mir eine Vorfreude ein. Welche Mannschaften haben sich qualifiziert. Wer wird Weltmeister, wie schneiden wir ab ? Habe ich Zeit, die Gruppenspiele, Halbfinale anzuschauen. Hoffentlich kommt meine Lieblingsnation ins Finale.
All diese Gefühle kommen in mir hoch seit Mexiko 1970.

Im Jahre 1974 wurde die Fußball Weltmeisterschaft in Westdeuchtschland ausgetragen. Auf dem Schulhof, kurz vor den Ferien wurden alle Nationen diskutiert, besser gesagt, in den Pausen durch gebolzt. Jeder wollte seinen Lieblingsspieler nach machen oder seiner mit „seiner Nation“ Pausenmeister werden. Wir waren an jeder Information aus Radio, Zeitung, Fernsehen interessiert, Es stellten sich schnell die Favoriten heraus. Polen, Schweden, Brasilien, Italien, Holland und natürlich die Bundesrepublik Deutschland. Die Ostzone/„DDR“ und Jugoslawien galten als Exoten, was einige Jung Butjes-Fußball-Experten von heute noch mit einem bitter süßen Lächeln quittieren.

Lassen wir die Politik und die wirtschaftlichen Verhältnisse mal für einen Moment außer Acht. Da hier in der Jetzt Zeit 2014 eine ähnliche Anspannung der Bevölkerung in Brasilien zu spüren ist. – vielleicht doch ein Satz dazu – Ein Staat hat die Pflicht alle seine Bürger mit den Grundbedürfnissen, Essen, trinken, soziale Sicherheit, medizinische Versorgung, zu versorgen. Arbeit und Bildung zu stellen. Danach kommt Kultur und…… Stadion bauen. Also, wo war ich, meine Kurzgeschichte, richtig.

Meine Eltern, freuten sich, dass ich meine Schwester in Kanada besuchen wollte. Es sollte in den großen Ferien sein. Am Anfang war meine Freude groß. Mein Fernweh war geweckt und Kanada hörte sich gut für mich an. Ich durfte ganz allein fliegen und die Welt entdecken, ein Traum für mich wurde war. Bis auf es dann ernst wurde an diesem Sonntag.
Die Fußballweltmeisterschaft, mit Ihrer eigenen Dramatik hatte ich bis zu diesem Zeitpunkt in meinem kleinen Universum verfolgen können. Zum ersten Mal im Fernsehen in schwarz-weiß (wer hatte damals schon einen Farbfernseher auf unserer Insel Finkenwerder). Wir verloren gegen die „DDR“ unser erstes Spiel in meiner Stadt Hamburg. Jürgen Sparwasser konnte Fußball spielen. Das Regenspiel in Düsseldorf gewannen wir gegen Schweden mit 4:2. Für mich war Ronnie Hellström ein unbezwingbarer Torwart. Es folgte die Wasserschlacht von Frankfurt gegen Polen. Gerd Müller, rettete mich mit seinem 1:0 ins Finale.
Nun kam das Finale, es war Holland mit seinem exzellenten Spielern Johan Neeskens und dem König Johan Cruyff. Mir wurde mulmig in der Magengegend. Für mich kam es noch schlimmer. Mein Flug nach Kanada sollte am 07.07. 1974 sein, an dem Tag der Entscheidung. Wie gemein, ich würde nicht dabei sein. Hätte der Flug nicht später sein können……………….

Es half nichts. Morgens standen wir auf, damit mittags dass super blöde Flugzeug rechtzeitig in Frankfurt erreicht werden konnte. – Nur so nebenbei bemerkt, die Fluglinien boten 1974 noch nicht von jedem Flughafen einen direkt Flug an, im hier und heute sind die Wahlmöglichkeiten etwas besser geworden oder ?- Um nach Kanada zu kommen, war für Hamburger Frankfurt am Main die erste Möglichkeit.
Es ging los, wir setzen vom Rüschkanal nach Teufelsbrück mit der Fähre über. Natürlich verpassten wir den 286’er Bus nach Otmarschen. Alles kein Problem, dieses und andere Vorkommnisse hatten meine Eltern bedacht. In Otmarschen erreichten wir unsere Schnellbahn Nr.1. Wir hatten wenige Möglichkeiten auf einem fast direkten Weg nach Fuhlsbüttel zu kommen. Entweder die S1 bis Ohlsdorf fahren, gefühlte eine Stunde oder eine Abenteuerfahrt machen, quer durch Hamburg. Eine schnellere Verbindung zu fahren, war damals ab Dammtor Bahnhof mit der Linie Nr. 9, der guten alten Straßenbahn möglich. Diese kam jedoch nicht mehr in Frage, da der Betrieb dieser Strecke im Mai 1974 eingestellt wurde. Also, fuhren wir nach Ohlsdorf und mit dem Bus weiter nach Preetzer Straße. Baustellen bedingt war am Ratsmühlendamm auf einmal Ende und die letzten Meter wurden zu Fuß bewältigt.
Eine nette Stewardess nahm sich meiner an. Als Abschied hatten meine Eltern noch eine kleine Überraschung für mich in meinen Rucksack gelegt. Es war ein weißes T-Shirt mit den Profilen von Gerd Müller, Sepp Maier und Franz Beckenbauer. Es war so ein super T-Shirt, ich zog es sofort an. In Frankfurt erwischte ich den Flieger nach Toronto, natürlich mit der Hilfe einer weiteren Stewardess. Auf dem Flug unterrichtete mich das Flugpersonal über das Finalspiel. Der Funker kam zu mir und nahm mich mit ins Cockpit. Hier erlaubte mir der Kapitän ein paar Minuten live das Fußball Spiel zu hören. Bei der Landung in Toronto, war ich so der erste kleine Hamburger, der ein Weltmeister T-Shirt hatte. So schön kann Fußball sein.

PS: Natürlich waren meine Tage in Kanada sehr schön gewesen. Meine Schwester zeigte mir viele schöne Dinge. Zum ersten Mal sah ich die Niagara Fälle und Boston und vieles mehr. Zu Hause wieder angekommen hatte ich meinen neuen Beruf gefunden. Mein Ziel Fußballspieler zu werden hängte ich an den Nagel, ab sofort wollte ich Pilot wollte werden. Aber Träume sind manchmal Schäume. Ich wünsche allen Lesern und auch Leserinnen eine schöne Weltmeisterschaft und mit einem Augenzwinkern einen schönen Urlaub.

Erdi Gorch Fock ®