Wenn früh am morgen…. die Werksirene dröhnt, Gartenolympiade am Niederrhein


Nach einer langen Schicht, einer arbeitsreichen Woche, freue ich mich immer auf das Wochenende. Ausspannen und mal in Ruhe genießen, keinen Streß haben. Mit diesem Gefühl döse ich meistens ermattet am Freitag Abend vorm Fernseher ein. Nach einer Weile, wenn meine Kräften zurück gekommen sind, bette ich mich dann in die Hängematte um. Herrlich einmal aus zu schlafen, ein frommer Wunsch in der heutigen Zeit.

Aber nein“, irgendwas ließ mich am Samstag Morgen hoch schrecken, so ein dröhnen von draußen. So mitten aus dem Tiefschlaf heraus gerissen, dauert es einen Moment bis ich zum Fenster gespurtet bin. Beim Blick nach draußen in diesen Märztagen und nahe dem Gefrierpunkt wird mir nun alles klar, heute ist der erste Tag, an dem es es über 5 Grad plus werden sollen. Meine Nachbarn stehen schon parat, mit Rasentrimmern, Rasenmähern und mit Verlängerungsleitungen bewaffnet, wartend, daß die Uhr acht schlägt. Der Gartenmarathon der Nachbarn fängt bei uns pünktlich an. Bloß nicht noch länger warten, es könnte sonst zu spät sein und der Frühling ist da und keiner kann den Garten betreten, da hier ein reines Chaos herrscht. Jedes Jahr das selbe Theater und ich mittendrin. Es wird gerattet, mit Hand- und Zweitaktermähern herumgelaufen, in die Hecke gedroschen, mit durch drehen Reifen und aufheulenden Motorpedalen gespielt. Bei mir kommen alte Erinnerungen an die Werkssirene der Kesselschmiede HDW Finkenwerder hoch. Nur hier waren Termine und Aufträge wichtig, die eine Samstagsschicht erforderlich machten.

– in Erinnerung an meine Geschichte –

https://erdigorchfock.com/2014/08/11/ruschsiedlung-finkenwerder-von-1973-1976-hamburg-meine-erinnerungen/

Sehe ich nun aus dem Fenster, versuchen Familienväter gegen Pensionäre sich in einem niederrheinischen Wettkampf zu messen ala „Auf die Plätze, fertig, los“ Es werden Halme in Rekordzeit rasiert, – Entschuldigung – es heißt ja hier getrimmt, Blätter ein gesaugt, gefegt, und gelärmt und das alles um 08:15 Uhr…

Puh, meine lieben Mitmenschen sind wohlerzogen und keiner würde es mutwillig wollen, mich in meiner Nachtruhe zu stören. Vor meinem geistigen Auge ziehen Auszüge aus der Rasenmäher – Lärmverordnung vorbei, bevor ich hier den Niederrheiner raus kehre, ja es ist mir bekannt, daß es seit 2002 Geräte- und Maschinenlärmschutzverordnung in Deutschland heißt. Wenn ich noch die Ländergesetze von NRW betrachte, wird mir klar, daß alle meine lieben Rasenmäher Junkies Recht haben. Ihr dürft zwischen 07:00 bis 19.00 Uhr Euren Rasen mähen. Wer von hier ist und wohl möglich noch hier geboren ist, der hat schon aus Prinzip ein allgemeines Gartenbau betriebliches Gewohnheitsrecht in seine Wiege bekommen. „Er und Sie dürfen den Rasen nach dem ersten Hahnenschrei mähen und fertig ist “

Gegen 09:30 Uhr folgt der Hindernislauf der Rasenmäher Helferleins, hier werden gnadenlos alle Familienangehörige eingespannt und zum Grünschnitthof gejagt, an diesen Tagen sind diese Verwertungshofzentren die reinste Qual, es wird gedrängelt und geschoben, hier geht es schlimmer zu als auf unseren Hamburger Fischmarkt. Nicht das ich falsch verstanden werde, ich habe Garten, mähe Rasen, mache mich nützlich und habe Spaß dabei. Nur spiele ich nicht bei winterlichen Temperaturen draußen und zur Nacht schlafender Zeit den Gartengladiator. Bei angenehmen Graden mache ich Stück für Stück fertig und wenn es nach Ostern dauert. „Ick hebb Tied“…

Endlich wurde es etwas ruhiger, „Na klar, es ist Mittagszeit“, da sind alle meine Rasenmäher Freunde beim Essen fassen. Schön, wir werden diese wohltuende Ruhephase ausnutzen und einen Mittagsschlaf machen, bis 15:00 Uhr wird sich hoffentlich da draußen keiner mehr rühren. In meiner Hängematte ein schlummernd könnte es noch ein schöner Nachmittag werden, so waren meine letzten Gedanken. Wenn nicht die Glasenuhr immer klingeln würde. „Moment mol, bin ick hier up See? Hett dat an de Klinkendöre schellen deiht? De Düvel wull mi to’n Dodendrenkelkarkhoff afhalen oder“ Aus dem Klingeln wurde ein Klopfen, aus der Hängematte steigend und wieder in der realen Welt ankommen, identifizierte ich dieses Geräusch als hämmern.

Genau, das hat mir noch gefehlt, aber zu spät, die ersten Bohrer stimmten Ihren lieblichen Gesang im Gleichklang mit den disharmonischen Hammerschlägen an. Wieder sinnierte ich über gesetzliche Ruhezeiten nach und kam zur Schlussfolgerung, daß hier alles berufsmäßige Heimwerker am Schaffen sind, für die die Ruhezeiten kommunal bedingt außer Kraft gesetzt wurden. Schließlich soll hier im Garten ja alles heute fertig werden.

Nun mittlerweile 15:30 Uhr, kamen meine gestärkten Rasenmäher Kolonnen aus Ihren baufälligen Hütten heraus. Gefolgt von Ihren Gartengroupies, ahnte ich böses. Was darf bei 7 Grad plus im winterlichen Frühlingsmärz bei einer Gartenolympiade nicht fehlen? Richtig, nun werden die verrosteten Grills sauber gemacht. Die Fliesen werden ‚gesandstrahlt‘, so daß hier kein Unkraut mehr in Fugen und Ritzen überlebt. Frühjahrsputz, alles muß rein und sauber sein. So bei mir schmunzelnd, sehe ich meinen lieben Nachbarn zu, wie sie den ganzen Tag geackert und geschuftet haben, leichte Nebelschwaden vom Grillfleisch erfüllen nun die fertig gestellten Gärten, mit Mantel an wird nun gegrillt. Höchste Zeit für mich die Fenster zu schließen. Nee, ich grille lieber später, wenn das Bier kalt ist und das Essen heiß vom Rost kommt und nicht umgekehrt.

So, knapp vor 18:00 Uhr, mit Vorfreude auf die Fußballbundesliga, war dann endlich der ganze Garten Spuk vorbei, der Höhepunkt des Abends, mit hoffentlich vielen Toren für St.Pauli stand für mich an. Ach, ist das Wochenende in den Kreisen seiner lieben nicht schön? Der Sonntag war ganz nach meinem Geschmack, ein schöner Sparziergang am Vater Rhein und die Batterien waren wieder aufgetankt.

Fröhlich am Montagmorgen an meinen Arbeitsplatz waren meine Kollegen nicht so rege drauf, wie am letzten Freitag vor dem anstehenden warmen Wochenende, so ein bisschen verschnupft und hüstelnd saßen sie an Ihren Plätzen. Merkwürdig dachte ich mir, was war passiert, eine geheime Allergie? So kurz vor dem Frühling…und sie befällt nur die Niederrheiner? Väterchen Frost läßt grüßen…

Bis zum nächsten Mal, wünsche ich einen schönen Start in die Woche. Es grüßt ein Exil lebender Hamburger in NRW

ErdiGorchFock63

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5 Gedanken zu “Wenn früh am morgen…. die Werksirene dröhnt, Gartenolympiade am Niederrhein

  1. Pingback: Advent ist schön, wenn alle es genießen können…… | ExillebenderHamburgerinNRW

  2. Pingback: Felsenfest in meiner Entscheidung, Gartenolympiade am Niederrhein… | ExillebenderHamburgerinNRW

    • Guten Morgen Viola, das Aus für die HDW am Rüschweg kam 1974, endültig geschlossen wurde sie Anfang der 1980’er. 1958 galt bzw. war sie als Europa’s größte Werft bekannt. Ja, es ist schon lange her. Ich wünsche Dir einen schönen Montag. Liebe Grüße Erdi

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