Wer mit den Fähren in Hamburg pendelt, genießt die Fahrten auf der Elbe. An einem Samstag wollten meine Freunde und ich von unserer Insel in die Stadt fahren. Es war schon lange mal wieder fällig sich zu vergnügen und etwas Spaß zu haben. Ein langer Abend quer durch St. Pauli wäre genau das richtige. Über unseren Jahrmarkt, dem Hamburger Dom zu schleichen, ein paar Runden Autoscooter fahren und was uns sonst noch so einfällt. Als Abschluß war ein Besuch auf dem Fischmarkt geplant. Wir fuhren mit einem der letzten Dampfer rüber zu den Landungsbrücken. Wir hatten die besten Plätze auf dem Oberdeck. Mit einem festen Blick, den Wind trotzend, tauchten wir ein in die Nacht.
Vorweg ein großes Danke schön an Hamburger Innenansichten für die Erlaubnis, Bilder zur virtuellen Unterstützung für meine Geschichte zu nutzen.
Angekommen an den Landungsbrücken spazierten wir gemütlich Richtung U-Bahn. Nach einer Station waren wir am Millerntorplatz. Direkt am Anfang des Herzens von St. Pauli konnten wir uns dem Charme von Musik, Getöse und Lichtermeer des Dom’s nicht entziehen. Liebesäpfel, Schmalz gebackenes und schon waren wir mitten drin im Trubel und an der ersten Dart Wurfbude. Wer sich bei den Wurfbuden auskennt, weiß wir schwierig es ist, das Ohrläppchen vom Gesicht eines Geldscheines zu treffen. Mein Glück war mir hold und bescherte mir einen Trostpreis. Mini Würfel an einem Schlüsselbuntring. Die Mini Würfel wurden wir eine Trophäe seitlich an der Hosentasche befestigt. Tja, echte Profi’s schmeißt so schnell nichts um und nach einer Portion Zuckerwatte hatte ich meinen Erfolg verdaut.
An der nächsten Ecke kam endlich das Objekt unser Begierde. Eine super große Scooter Bude. Eurythmics, Men with out Hats, Laid Back, Rod Stewart zogen uns förmlich in die Autokarren rein. Nach etlichen Runden bemerkte ich, daß ich nicht aus Gummi war. Das aus steigen aus dem Autoscooter war deutlich schwerer, als das einsteigen. Mein Trostpreis bestand nur noch aus „Ring“ Diese Tatsache wurde von mir mit einem bitter süßen Lächeln quittiert. Ich musste erst mal meine Knie- und Halswirbel sortieren. Langsam erholte ich mich von den lieb gemeinten Buffern, die ich ab bekommen hatte. „Oh, vielleicht schaffe ich den Fischmarkt nicht mehr“ schoss es mir durch den Kopf. Ich unterdrückte als ganzer Kerl meine Wehwechen. Nach wenigen Minuten tanzten meine Freunde Limbo mäßig zu mir rüber. Alle hatten ein Mona Lisa Grinsen auf dem Gesicht, bald würde der Dom schließen. Also beschlossen wir, da die Nacht noch jung war, eine lange Kinonacht zu machen. Wir hatten ja noch ein paar Stunden Zeit bis der Fischmarkt auf machte.
Der Hunger meldete sich, wir flanierten die Reeperbahn hoch. Von allerlei Gerüchen und Kobern angelockt, erreichten wir in der Nähe von der Großen Freiheit eine Imbiss Bude. Fischbrötchen und Grog ( Rum muß, Zucker kann, Wasser brauch nicht ) gehen immer. Gestärkt und all den Versuchungen des leichten Gewerbes widerstehend, fuhren wir Richtung Hauptbahnhof.
Am Ausgang des Hauptbahnhofes im schönen St. Georg, in der Nähe des Steindamm’s waren Kinos die Samstag auf Sonntag lange Nächte machten. In der Höhe des „Piccadilly“ angekommen, schauten wir uns die Filmauswahl an. Das Angebot war so gestaltet, daß in einem Kinosaal 3 Filme hintereinander angeschaut werden konnten. Das gute daran, die anderen Vorführungsräume durften besucht werden, ohne dass wir eine neue Kinokarte kaufen mussten. Meistens wechselten wir ständig die laufenden Filme, es machte Spaß hin und her zu springen. So schafften wir es, bei guter Kondition 4 bis 4 ½ Filme zu schauen. Wer nicht dauernd hin und her laufen wollte, blieb sitzen und entspannte sich. Diesmal war meine Programmwahl schnell getroffen, Octopussy, Gorky Park, Eis am Stiel, wollte ich sehen. In meinem Kinosaal fand ich einen super Platz in den hinteren Reihen. Es war sofort gemütlich, so schlummerte ich schon bei der Eröffnungsmelodie von Rita Coolidge ( All Time High ) am Anfang des „Octopussy-007“ ein. Im Halbschlaf wurde mir die spannende Geschichte von Roger Moore alias James Bond erzählt. Nach einiger Zeit wurde es kurz hell im Kinoraum, dann startete der zweite Film. Gorky Park war richtig packend gemacht. Nicht zuletzt durch die Schauspieler (Brian Dennehy und der super schönen Joanna Pacula als undurchsichtige „Irina“). Auch hier döste ich ein paar mal genüsslich weg. Fast störend wurde ich wieder unsanft vom angemachten Licht geweckt. Nun wollte ich den dritten Film, Eis am Stiel, in voller Länge genießen. In der Mitte des Films und mit der schönen Melodie von „Brian Hyland- Ginny come lately“ war es wieder um mich geschehen, meine Augen fielen mir zu. Am Ende dieses Filmes wachte ich fast ausgeruht auf und bemerkte meine Freunde sitzend und fest schlafend neben mir. Nach einer kurzen Orientierungsphase und wieder kehrendem Tatendrang spürend, machten wir uns auf den Weg zum Fischmarkt. Ja, so eine lange Nacht ist und war nur was für harte Kerle.
Früh morgens auf dem Hamburger Fischmarkt ist immer eine Menge für See- und Sehleute zu sehen. Die Marktschreier halten mit Ihren Sprüchen und Kalauer’n die Besucher bei Laune und verkaufen dabei Tüten weise Ihre Ware. Mit einem Blick über die Elbe bemerkten wir aufkommenden Nebel.
Bepackt mit Fisch und Apfelsinnen machten wir uns wieder auf Weg zum Fähranleger St. Pauli Landungsbrücken. Unser Dampfer kam und wir enterten erneut das Oberdeck. Mit dem gleichmäßigen Geräusch des Schiffsmotoren, schlief ich wieder ein.
Eingehüllt vom Nebel verarbeitete ich meine Erlebnisse und fing an zu träumen.
„Wer war Octopuusy wirklich? Wieso kam Ginny später. Fragen die mir nicht aus dem Kopf gingen. Bei aufkommenden Wellen wollte ich Irina vor einem Fabergé–Ei warnen. Mir schwirrte der Kopf. Ich vernahm von weit weg Schiffssirenen und Wellen schlagen, konnte Nebel auf meiner Haut spüren. Plötzlich machte es Rums. “
Eine harte Welle riss mich aus meinem Traum. Unser Barkassenführer setzte die Fähre an Finkenwerder Landungsbrücke an. Steif und müde wankten meine Freunde und ich den Steg hoch.
Beim Abschied mit meinen Freunden und einem letzten Schmunzler auf dem Gesicht machte ich mich auf dem Heimweg. Endlich war ich wieder zu Hause. Froh und glücklich bettete ich mich. „Das war eine Nacht, von der ich noch lange zerren werde, das muß ich bald wieder machen“ dachte ich und mit diesem letzten Gedanken schlief ich ein.
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